09.12.2024, 11:55 Uhr
Der Zürcher Kantonsrat hat Kristine Schulze (SP) in den Bankrat der Zürcher Kantonalbank gewählt. Sie ersetzt den wegen der altersbedingten Amtszeitbegrenzung zurücktretenden Henrich Kisker (Grüne) ab Januar.
Die neuste Pensionskassenstudie der Swisscanto Vorsorge fördert enorme Performance-Unterschiede von 3,0% bis 19,3% zutage. Bereits mit einer jährlichen Zusatzrendite von 0,6% könnte auf die Erhöhung des Rentenalters verzichtet werden. Um langfristig das Leistungsziel zu erhalten, sind Reformen laut den Studienautoren dringend und unumgänglich.
Die enormen Performance-Unterschiede sind laut der Pensionskassenstudie 2020 der Swisscanto Vorsorge brisant, weil höhere Kapitalerträge einen Ausweg aus der politischen Sackgasse böten: Bereits mit einer jährlichen Zusatzrendite von 0,6% könnte beispielsweise auf die politisch umstrittene Erhöhung des Rentenalters verzichtet werden. Auch Leistungssenkungen, die sich aufgrund einer Senkung des Mindestumwandlungssatzes von 6,8% auf 6,0% ergeben, könnten aufgefangen werden, womit eine Reform der 2. Säule eher die Zustimmung der Bevölkerung erhielte, so die Studienautoren.
Wie weiter aus den Resultaten der in diesem Jahr zum 20. Mal durchgeführten PK-Studie hervorgeht, dass die Schweizer Vorsorgeeinrichtungen sicher aufgestellt sind. Sie haben auf den demografischen Wandel und das anhaltende Negativzinsumfeld reagiert und die Umwandlungssätze gesenkt. Die aktiv Versicherten und Neupensionierten dagegen müssen seit über zehn Jahren ein sinkendes Leistungsniveau in Kauf nehmen. Damit stehe das Vorsorgesystem der 2. Säule vor grossen, strukturellen Herausforderungen, folgern die Autoren.
Um langfristig das Leistungsziel zu erhalten, seien Reformen dringend und unumgänglich. Es brauche zusätzliche Beiträge, um das sinkende Leistungsniveau zu kompensieren. Der Weg führe über höhere Renditen an den Kapitalmärkten und weitere Massnahmen zur Erhöhung der individuellen Altersguthaben.
2019 verzeichneten die Vorsorgeeinrichtungen ein hervorragendes Anlagejahr, die durchschnittliche Rendite lag bei 10,85%. Auffallend sind aber die enormen Performance-Unterschiede. Die Spannbreite der erzielten Renditen reicht von 3,0% bis 19,3%. Diese grossen Rendite-Unterschiede dürften in den unterschiedlichen Anlagestrategien der Pensionskassen begründet liegen, so die Experten.
Die performancestärksten 10% der Pensionskassen haben in den letzten fünf Jahren eine jährliche Rendite von 5,4% erzielt. Der Unterschied gegenüber dem Durchschnitt aller Kassen (mit 4,0%) mit mehr als 1% war erheblich. Betrachtet man die Anlagestrategie dieser Überflieger, stechen der hohe Aktienanteil und die tiefe Obligationenquote heraus.
Die performanceschwächsten 10% der Pensionskassen hielten Ende 2019 noch immer stattliche 39% an unrentablen Obligationenanlagen, obwohl ihr gutes Verhältnis zwischen aktiv Versicherten und Rentnern höhere Risiken und damit bessere Ertragschancen zulassen würde. Sie erzielten über einen Zeitraum von fünf Jahren durchschnittlich 2,6% Rendite. Das entspricht substanziellen 2,8% p.a. oder kumuliert über 14% weniger Rendite als diejenigen Kassen an der Spitze der Rangliste generiert haben.
Betrachtet man die Quelle der Sparbeiträge der zweiten Säule genauer, zeigt sich Erstaunliches: Im Jahr 2019 lieferte der sogenannte dritte Beitragszahler 66% der Beiträge an das Vorsorgevermögen. Die Erträge aus den Kapitalmärkten waren im vergangenen Jahr damit knapp doppelt so hoch wie die einbezahlten Beiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zusammen.
Auch im Langfristvergleich über zehn Jahre dominierte der Performancebeitrag der Kapitalmärkte mit nahezu 40% über die beiden anderen Finanzierungsquellen. Demgegenüber stammten lediglich 37% der Sparbeiträge von den Arbeitgebern und 26% von den Arbeitnehmenden. Der Kapitalmarkt hat höchste Relevanz für die berufliche Vorsorge. Er sollte laut Studienautoren bei Reformvorschlägen viel stärker in die Lösungsentwicklung miteinbezogen werden.
Iwan Deplazes, Leiter Asset Management, Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank, dazu: "Bereits mit einer jährlichen Zusatzrendite auf dem angesparten Vorsorgekapital von 0,6% könnte beispielsweise die Erhöhung des Rentenalters kompensiert werden. Auf einem schweizweit geschätzten Gesamtvorsorgevermögen von knapp 1'000 Mia. Franken bedeutet 0,6% Mehrrendite einen absoluten Mehrertrag von 6 Mia. Franken. Dass bei optimaler Ausschöpfung der Risikofähigkeit bessere Renditen erzielt werden können, bestätigen die performancestärksten Pensionskassen auf eindrückliche Weise."
Dank ihrem langfristigen Anlagehorizont könnten die Pensionskassen die kurzfristigen Schwankungen chancenreicher Anlagen in Kauf nehmen. Dazu müsse aber auch der Regulator eine längerfristige Optik einnehmen und den Pensionskassen mehr Spielraum in Unterdeckungssituationen zugestehen.
In den letzten zehn Jahren ist das Leistungsziel aus der ersten und zweiten Säule für einen AHV-Lohn von 80'000 Franken von 80% auf 69%, d.h. von einer Jahresrente von 64'000 Franken auf 55'200 Franken, gesunken. Dies ist der kontinuierlichen Senkung der Umwandlungssätze geschuldet. Um den Sinkflug der Renten zu stoppen, haben die Schweizer Vorsorgeeinrichtungen Massnahmen zum Erhalt des Leistungsniveaus getroffen.
Die Mehrheit der befragten Kassen (55%) hat in den letzten drei Jahren die reglementarischen Sparbeiträge der Arbeitnehmer und -geber erhöht, praktisch alle Einrichtungen sehen dies in den nächsten drei Jahren vor. Ein Viertel der Kassen hat das Eintrittsalter für Beiträge in die zweite Säule gesenkt oder wird es senken. Der Übergangsgeneration der Babyboomer werden vielerorts zusätzliche Abfederungsmassnahmen gewährt, 60% der Vorsorgeeinrichtungen erhöht die Sparkapitalien der Neurentner aus Rückstellungen.
Eine Möglichkeit zur Abfederung des sinkenden Leistungsniveaus bietet das individuelle Sparen, sei dies in der zweiten wie auch in der dritten Säule. Es sollte entsprechend gefördert werden. Die Hälfte der Pensionskassen bietet den Versicherten aktuell Wahlmöglichkeiten von Sparplänen an. Erstmals in der Swisscanto Pensionskassenstudie wurde abgefragt, welche Sparpläne von den Versicherten am häufigsten genutzt werden. Die Bereitschaft zum individuellen Sparen ist bislang jedoch gering. Nur rund 20% der aktiv Versicherten nutzten den höchsten Sparbeitrag, dagegen wählte die Hälfte den tiefsten Sparbeitrag.