09.12.2024, 11:55 Uhr
Der Zürcher Kantonsrat hat Kristine Schulze (SP) in den Bankrat der Zürcher Kantonalbank gewählt. Sie ersetzt den wegen der altersbedingten Amtszeitbegrenzung zurücktretenden Henrich Kisker (Grüne) ab Januar.
Die Weltwirtschaft dürfte sich im kommenden Jahr deutlich erholen, so die Prognose des CIO-Office der Zürcher Kantonalbank. Voraussetzung sei, dass die Fiskal- und Geldpolitik unterstützend bleibe. Entscheidend werden auch die strukturellen Veränderungen durch die Covid-19-Pandemie sein.
Die Aussicht auf einen bald verfügbaren und wirksamen Covid-19-Impfstoff sowie die Hoffnung, dass der neu gewählte US-Präsident Joe Biden die internationale Zusammenarbeit wiederherstellen werde, hat nach Ansicht des CIO-Office der Zürcher Kantonalbank (ZKB) die Wahrscheinlichkeit einer kräftigeren wirtschaftlichen Erholung erhöht.
Die globale Konjunkturerholung im kommenden Jahr werde der asiatisch-pazifische Raum anführen aufgrund des zeitlichen Vorsprungs in der Pandemie-Bekämpfung. Zusätzlichen Auftrieb verleihe das neu gegründete asiatisch-pazifische Freihandelsabkommen (RCEP).
In den USA und Europa, denen die Pandemie wirtschaftlich besonders stark zugesetzt hat, hinkt die breite wirtschaftliche Erholung hinterher. Der Rückstand dürfte sich laut den ZKB-Experten mit der Verteilung des Impfstoffes sukzessive verringern. Sie gehen davon aus, dass alle drei Regionen fiskalpolitisch nachlegen werden – sofern es sich als politisch machbar erweist. Allerdings dauert in den USA die Aushandlung des Fiskalpakets wegen den Wahlen an und in der Eurozone macht sich der strukturelle Graben zwischen Nord und Süd wieder bemerkbar, was die Durchsetzung konjunkturstützender Massnahmen erschwert.
Insgesamt erwartet das CIO-Office für 2021 eine global starke Wachstumsdynamik, in der vor allem die konjunktursensitiveren Regionen ihr Aufholpotenzial entfalten werden. Das Wachstum dürfte sich in den Folgejahren jedoch auf einem Niveau unterhalb des Vorkrisenniveaus einpendeln. Darum brauche es über einen längeren Zeitraum hinweg die Unterstützung der Geld- und Fiskalpolitik. Aus ökonomischer und anlagepolitischer Sicht werde nicht nur entscheidend sein, wann der Impfstoff das gewohnte Leben wieder zulässt, sondern auch, welche strukturellen Veränderungen die Covid-19-Pandemie bewirkt.
Trends wie die abnehmende Erwerbsbevölkerung, die branchenübergreifende Digitalisierung und Umweltbewusstsein bestanden bereits vor der Krise, wurden aber durch die Pandemie beschleunigt. Diese Trends werden laut den ZKB-Ökonomen auch mit der Verfügbarkeit eines Impfstoffs nicht verschwinden. Demnach werden personalintensive und unterdurchschnittlich produktive Sektoren wie etwa die freizeitnahen Branchen eine längere Rehabilitationsphase brauchen. Der damit verbundene Anpassungsprozess und insbesondere die Reallokation der Ressourcen werden das Wirtschaftswachstum zunächst dämpfen. "Das erste Vermächtnis der Pandemie wird eine nicht ausgelastete Wirtschaft und ein tieferes Trendwachstum sein", folgert das CIO-Office.
"Das erste Vermächtnis der Pandemie wird eine nicht ausgelastete Wirtschaft und ein tieferes Trendwachstum sein."
Damit die strukturellen Veränderungen nicht zu einer gesellschaftlichen Disruption führen, seien unterstützende Massnahmen der Regierungen notwendig. Bis die Konjunkturpakete ihre Wirkung entfalten und der Arbeitsmarkt wiederbelebt werde, würden die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und die Investitionen im Privatsektor zurückhaltend bleiben. Der Staat werde daher darauf bedacht sein, die sich anbahnende Konsum- und Investitionsschwäche des privaten Sektors zu kompensieren. "Das zweite Vermächtnis der Pandemie wird eine aktivere und expansivere Fiskalpolitik sowie eine höhere Staatsverschuldung sein", halten die ZKB-Experten fest.
"Das zweite Vermächtnis der Pandemie wird eine aktivere und expansivere Fiskalpolitik sowie eine höhere Staatsverschuldung sein."
Sie gehen davon aus, dass die wichtigsten Notenbanken 2021 und darüber hinaus ihren expansiven Kurs fortführen werden, um die Investitionen im Privatsektor wieder anzukurbeln und die Tragbarkeit der zunehmenden Verschuldung der Staaten zu gewährleisten. Die Inflation werde aufgrund der nicht ausgelasteten Wirtschaft höchstens moderat anziehen und vorerst weiterhin unter dem von den Notenbanken festgelegten Inflationsziel bleiben. Als drittes Vermächtnis der Pandemie erwartet das CIO-Office ein anhaltendes Tiefzinsumfeld.
"Das dritte Vermächtnis der Pandemie wird ein anhaltendes Tiefzinsumfeld sein."
Innovationsfördernde Investitionen in Bereichen wie Umwelt, allgemeine Medizin und Bildung seien eine wirtschaftliche Notwendigkeit, zumal sie der Grundstein für zukünftigen Wohlstand und die Chance auf einen Produktivitätsanstieg seien. In Phasen, in welcher die Privatinvestoren noch zurückhaltend sind, könne der Staat solche Ausgaben durch die Nachhaltigkeitsziele der UNO besser politisch und wirtschaftlich legitimieren, so die ZKB-Ökonomen. Die Covid-19-Krise habe zudem gezeigt, dass Digitalisierung nicht nur der Unterhaltung diene. Letzten Endes sei das Interesse der Privatinvestoren aber durch den imposanten Entwicklungsverlauf des neuartigen Impfstoffes wachgeküsst worden.
"Das Interesse der Privatinvestoren an Innovation wurde aber letzten Endes durch den imposanten Entwicklungsverlauf des neuartigen Impfstoffes wachgeküsst – das ist das vierte Vermächtnis der Pandemie."
Auch die Schweiz sieht sich im Sog der globalen Konjunkturschwäche mit einer schleppenden Erholung konfrontiert. Da die Pandemie verschiedene Weltregionen belastet, leiden auch die Schweizer Exporte. Erfreulicherweise seien diese regional und produktemässig sehr gut diversifiziert. Aufgrund der schwachen Wachstumsdynamik werde die Inflation kaum Potenzial entwickeln – der Leitzins der SNB werde auch über das Jahr 2021 hinaus negativ bleiben, so die ZKB-Ökonomen. Grösstes politisches Risiko bleiben aus ihrer Sicht die Verhandlungen über die bilateralen Verträge mit der Europäischen Union (EU).
Wie das CIO-Office weiter prognostiziert, entwickeln sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen trotz anhaltender Risiken rund um die Pandemie finanzmarktfreundlich. In diesem Umfeld werde sich die Investorengemeinschaft im Hinblick auf die Post-Covid-19-Ära positionieren und die Ertragsaussichten der Unternehmen würden sich 2021 laufend verbessern.
Die Renditen von Obligationen dürften im Rahmen der positiveren Konjunkturerwartungen zwar steigen, aber wegen der expansiven Notenbanken auf einem tiefen Niveau bleiben. Die Realrenditen werden aufgrund des moderaten Inflationsdrucks auf dem heutigen Niveau verharren. Da bei den Obligationen mit weiterhin tiefen Erträgen und potenziellen Kursverlusten zu rechnen sei, erhöhe sich die Attraktivität von risikobehafteten Anlagen. Investitionen in Forschung und Entwicklung würden sich mehr auszahlen als Aktienrückkäufe. "Mit dem nahenden Impfstart haben sich die konjunkturellen Aussichten für 2021 und 2022 deutlich verbessert. Die Akteure an den Finanzmärkten werden über die konjunkturelle Delle hinwegsehen und risikobehaftete Anlagen zulasten von Obligationen bevorzugen. Bei Aktien setzen wir vor allem auf Europa und die Emerging Markets. Bei Anleihen sehen wir insbesondere im Asien-Pazifik-Raum Chancen", fasst Christoph Schenk, CIO der Zürcher Kantonalbank, die Anlagepolitik zusammen.