Auch kleine Banken haben ihre Stärken

Die Genossenschaftsbank Caisse d’Epargne d’Aubonne glänzt in der IFZ-Retail-Banking-Studie jeweils mit den besten Kennzahlen unter den Kleinbanken  (Bild: Caisse d’Epargne d’Aubonne).
Die Genossenschaftsbank Caisse d’Epargne d’Aubonne glänzt in der IFZ-Retail-Banking-Studie jeweils mit den besten Kennzahlen unter den Kleinbanken (Bild: Caisse d’Epargne d’Aubonne).

Je grösser eine Bank, desto höher sind in der Theorie die Skaleneffekte. Trotzdem sind Schweizer Kleinbanken durchaus erfolgreich, wie ein Artikel in der «Volkswirtschaft» aufzeigt.

10.10.2024, 07:00 Uhr
Banken

Redaktion: ras

Trotz der fehlenden Skalierungsmöglichkeiten gibt es viele Klein- und Regionalbanken, die in ihren Märkten erfolgreich operieren. Die Gründe dafür beleuchtet ein Artikel von Andreas Dietrich, Leiter Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ), Professor für Banking und Finance, Hochschule Luzern, der in der jüngsten Ausgabe des Seco-Magazins publiziert wurde.

Demnach zeichnen sich kleinere Institute oft durch eine enge Kundenbindung und sehr gute Kenntnisse der lokalen Märkte aus. Ihre geringe Grösse und die flachen Hierarchien ermöglichen es, Entscheidungen schnell(er) zu treffen und zeitnah auf die Bedürfnisse der Kunden zu reagieren.

Starke Abhängigkeit vom Zinsdifferenzgeschäft

Vor grossen Herausforderungen stehen kleine Banken allerdings, wenn es um die Ertragsdiversifikation geht, gibt Dietrich zu Bedenken. Breit abgestützte Ertragsquellen seien wichtig für die Stabilität und den langfristigen Erfolg einer Bank. Grössere Banken hätten in der Regel mehr Möglichkeiten, ihre Geschäftsaktivitäten zu diversifizieren, da sie über mehr Ressourcen verfügen und in einer breiteren Palette von Märkten und Produkten tätig sind.

Dietrich verweist auf die Retail-Banking-Studie 2023. Die 15 von 90 untersuchten Schweizer Retailbanken mit dem tiefsten Diversifikationsgrad hatten im Durchschnitt eine Bilanzsumme von 1,29 Milliarden Schweizer Franken. Im Gegensatz dazu verfügten die 15 Banken mit dem höchsten Diversifikationsgrad im Durchschnitt über eine Bilanzsumme von rund 41 Milliarden. Trotzdem gelang es aber auch einigen kleinen Banken mit einer Bilanzsumme von weniger als 5 Milliarden, beachtliche Werte zu erzielen. Dazu gehören zum Beispiel die Acrevis Bank, die Alpha Rheintal Bank oder die DC Bank Deposito-Cassa der Stadt Bern.

Digitalisierung als Herausforderung

Ein weiteres Problem stelle der Innovations- und Digitalisierungsdruck dar, da Kleinbanken Mühe haben, mit begrenzten Ressourcen Schritt zu halten und qualifizierte IT-Spezialisten anzulocken. Laut Dietrich besteht eine Lösung darin, mit anderen Finanzinstituten und Fintech-Unternehmen zusammenzuarbeiten oder Prozesse auszulagern. «Unsere Untersuchungen zeigen, dass auch kleinere Institute in der Lage sind, moderne Technologien effektiv zu nutzen und innovativ zu sein», bemerkt Dietrich.

Dass Kleinbanken durchaus stabil und wettbewerbsfähig sind, zeigt sich sich gemäss Dietrich auch im Kennzahlenranking der jährlich erscheinenden IFZ-Retail-Banking-Studie: Basierend auf insgesamt neun Kennzahlen aus den Bereichen Rentabilität, Risiko und Struktur ist seit vielen Jahren die Caissed’Epargne d’Aubonne Société Coopérative die aus Kennzahlensicht beste Retailbank der Schweiz.

Erfolgreiche Bank mit nur elf Mitarbeitenden

Die Bank hat lediglich elf Mitarbeitende und eine Bilanzsumme von 655 Millionen Schweizer Franken per 31. Dezember 2023. Auch auf den Rängen zwei und drei des Rankings folgen mit der Ersparniskasse Affoltern i. E. und der Clientis Spar- und Leihkasse Thayngen Kleinstbanken. Insgesamt sei es für Kleinbanken und Regionalbanken von entscheidender Bedeutung, ihre spezifischen Stärken zu nutzen, um im Wettbewerb mit grösseren Banken bestehen zu können, betont Dietrich. Nur so können sie ihre Marktstellung sichern und langfristig erfolgreich sein.

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