11.12.2024, 13:36 Uhr
Die Grossbank stellt laut «Wall Street Journal» ihr Vermögensverwaltungsgeschäft in den USA neu auf. Im Aussendienst gibt es statt zwei nationale Division neu vier Regionen, zusätzlich zu UBS International und...
Das Ende der CS beschäftigt nicht nur die Schweiz. Hier ein paar internationale Einschätzungen zur notfallmässigen Übernahme durch die UBS.
Die «Welt» titelt: «Qualitätsmerkmal Schweizer Bank? Das war einmal.» Eine unübersehbare Folge von Fehlentscheidungen und Skandalen der CS habe selbst die Eskapaden der Deutschen Bank in den Schatten gestellt. Die grössten Verlierer seien die Schweiz und eine fünfstellige Zahl der zuletzt 50'000 Beschäftigten, die ihre Stelle verlieren werde.
Von «Grössenwahn» spricht die «Süddeutsche Zeitung». Anders als die UBS bei ihrer Rettung vor 15 Jahren habe die Credit Suisse kein Solvenzproblem. «Zum Verhängnis wurden der Bank ihre raffgierigen Manager.» Die CS stehe auch für ein unrühmliches Kapitel der Schweizer Geschichte, für «ein ruchloses Geschäftsmodell, das den eigenen Profit stets über die moralische Glaubwürdigkeit stellte und dabei nicht selten das ganze Land in Geiselhaft nahm».
«Dies ist eine chaotische, hässliche Übernahme, die niemand wirklich will – aber sie ist auch notwendig», kommentierte die «Financial Times» die schon während den Verhandlungen laufend Internas an die Öffentlichkeit brachte.
Für das amerikanische «Wall Street Journal» war die Credit Suisse der «risikofreudige Schweizer Bankriese». Dieser erliege nun einer Krise, die das Ende einer langen Geschichte von 167 Jahren als unabhängiges Institut bedeute. Der Niedergang der Bank habe seine Wurzeln in der Art und Weise, wie sie die letzte Finanzkrise in einem «Überschwang der Gefühle» überstanden habe. Als das Finanzsystem 2008 zusammenbrach, sei die Credit Suisse in besserer Verfassung als viele Konkurrenten gewesen. Sie habe daher aber den Wandel des Bankgeschäfts verpasst und sich auf diesen zu langsam eingestellt. Sie habe daher auch ihre grosse Vorliebe für Risiken nicht ablegen können. Nun habe sie die Quittung dafür erhalten.
Die Schweiz ist für die französische Zeitung «Le Monde» eigentlich das Land der Konsensentscheidungen und einer daraus resultierenden Langsamkeit. Doch auch in der Eidgenossenschaft könne man manchmal brutal und schnell sein, die Situation müsse aber «wirklich ernst sein».
Die Notübernahme der CS durch die UBS sei die bedeutendste Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise vor 15 Jahren, schrieb das deutsche «Handelsblatt». Die Rettung der Krisenbank habe unbedingt vor Öffnung der asiatischen Märkte am Montag «festgezurrt» werden müssen. Sie sei nicht nur von Bankern, sondern auch von den Finanzmarktaufsehern rund um den Globus verfolgt worden. Was die Öffentlichkeit nun sehe, sei ein «historischer Deal».
Der «Spiegel» geht nicht davon aus, dass mit dem Kauf der CS durch die UBS Ruhe im internationalen Bankensystem einkehren wird. Wenn die «abgewirtschaftete CS» sich vom Erzrivalen retten lassen müsse, sei das «der entwürdigende Schlusspunkt einer Talfahrt - und womöglich der Auftakt einer noch grösseren Krise.» Die Übernahme erfolge «für ein Trinkgeld und mit Sterbehilfe des Bundes, ohne dessen finanziellen Flankenschutz die UBS den Deal nicht gemacht hätte».
Kritische Worte zum Debakel der Credit Suisse gab es auch bei der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Man müsse grundsätzlich nicht viel vom Bankgeschäft verstehen, um erahnen zu können, dass die Fesseln der Regulierung ein echter Spielverderber seien. Das hätten die grossen, von der europäischen Aufsicht kurzgehaltenen Banken immer lauter beklagt, je länger die Finanzkrise 2008 zurückliegt. Es reiche jetzt, die Wettbewerbsnachteile im Vergleich zu den vor Kraft strotzenden US-Banken seien nicht weiter hinnehmbar. Die Aufsicht sei jedoch eisern geblieben. Heute sollten auch die lautesten Kritiker froh darüber sein: Denn die reihenweise fallenden, weniger stark regulierten mittelgrossen US-Banken richteten einen Schaden an, von dem man jetzt noch nicht wisse, ob er auf die Eurozone übergreife.