Ist Mexiko das neue China?

(Bild: Hans Dieter Buchmann/pixelio.de)
(Bild: Hans Dieter Buchmann/pixelio.de)

Die mexikanische Wirtschaft ist in den letzten Jahren stark gewachsen, ein Faktum, das vor dem Hintergrund der politischen Probleme und der Eskalation des Drogenkrieges allzu oft in Vergessenheit gerät. Mittlerweile exportiert das grösste Land Zentralamerikas relativ zum Bruttoinlandprodukt gleichviel wie China. Zudem wird das Wirtschaftswachstum durch eine steigende heimische Nachfrage und eine immer grössere Mittelschicht gestützt.

21.08.2013, 17:32 Uhr

Redaktion: dal

In den letzten Jahren stand vor allem Brasilien im Fokus von Lateinamerika-Investoren. Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man das starke Wirtschaftswachstum und die hohen Kursgewinne des brasilianischen Aktienmarktes betrachtet. Während aber das brasilianische Wachstum aufgrund der sinkenden chinesischen Nachfrage nach Rohstoffen in den letzten 2 Jahren ins Stottern geriet, zeigt sich das Wachstum der mexikanischen Wirtschaft nach wie vor robust.

Denn Mexiko hat sich in den letzten Jahren zu einem veritablen Industriestandort entwickelt. Dieser Erfolg gründet auf einer grossen Anzahl von Freihandelsabkommen, die seit den späten 80er Jahren abgeschlossen wurden. Das wichtigste ist sicher das Freihandelsabkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko, welches 1992 unterzeichnet wurde und aus dem nordamerikanischen Kontinent die grösste Freihandelszone der Welt machte. Die geografische Nähe zu den viel grösseren und reicheren Märkten USA, Kanada und Brasilien führte dazu, dass viele Industriegiganten und Autobauer in Mexiko Fabriken aufbauten.

Handelsvolumen vervielfacht sich

In den Jahren von 1994 bis 2011 haben sich die Exporte Mexikos von 60,8 Mrd. auf 349,6 Mrd. USD mehr als verfünffacht. Auch die Importe sind um mehr als das Vierfache von 79,3 Mrd. auf 350,9 Mrd. USD gestiegen. Aber nicht nur die Exportmenge wurde massiv ausgeweitet, auch die Qualität hat sich verbessert. Mittlerweile sind die fünf meistausgeführten Artikel Rohöl, Pkws, Flachbildschirm-Fernseher, Mobiltelefone und Nutzfahrzeuge.

Ein weiterer Faktor, welcher Mexiko in den letzten Jahren begünstigte, ist die Transition der chinesischen Wirtschaft und die steigenden Arbeits- und Transportkosten, welche Mexiko vor allem für US-Unternehmen der produzierenden Sektoren für ein „Nearshoring“ attraktiv machen. Denn dank der Freihandelsabkommen können benötigte Zwischenprodukte und Rohstoffe billig eingeführt und Endprodukte billig ausgeführt werden, was Mexiko als Standort für die Industrie äusserst attraktiv macht.

„Viele der Unternehmen, in welche wir investieren, sehen Mexiko als das neue China, da die Produktionskosten hier tief sind und die Produktion in China in letzter Zeit teuer wurde“, erklärt dazu Greg McCrickard, Portfolio Manager des T. Rowe Price Small-Cap Stock Fund.

Infrastrukturausbau bietet Investmentchancen

Anleger können aber auch in Mexiko selbst vom hohen Exportwachstum profitieren. So haben viele Fondsmanager von T. Rowe Price in die Infrastruktur Mexikos investiert, welche das steigenden Handelsvolumen erst ermöglicht. So haben z.B. der Growth Stock Fund, Mid-Cap Growth Fund und der Small-Cap Stock Fund von T. Rowe Price bedeutende Positionen in mexikanischen Bahn- und Speditionsunternehmen, da die Einfuhr der benötigten Rohstoffe und die Ausfuhr der fertigen Güter einen immer wichtigeren Anteil ihres Umsatzes ausmachen.

Auch der grenzüberschreitende Bahnverkehr dürfte weiter wachsen, nicht zuletzt dank massiver Investitionen in den Kapazitätsausbau. So hat z.B. Ferrocarril Mexicano, das grösste lokale Bahnunternehmen, in den letzten 13 Jahren über 2,1 Mrd. USD in das eigene Schienennetz investiert.

Wachsende Mittelschicht und wirtschaftliche Reformen

Die gestiegenen Exporte beflügeln auch die heimische Nachfrage. Starkes Wachstum und eine tiefe Inflation, geschützt durch eine starke Zentralbank, hat Millionen von Mexikanern den Aufstieg in die Mittelklasse ermöglicht. Gemäss der Weltbank wies Mexiko in den letzten 15 Jahren eine der am stärksten wachsenden Mittelklassen Lateinamerikas aus.

„Wenn man eine tiefe Arbeitslosenrate, steigende Reallöhne, eine bescheidene Inflation und relativ tiefe Leitzinsen mit wachsenden Konsumkrediten kombiniert, resultiert fast zwangsläufig eine wachsende Mittelklasse“, erklärt José Costa Buck, Portfolio Manager des T. Rowe Price Latin America Fund. Um von diesem Trend zu profitieren, bevorzugt Costa Buck konsumsensitive Sektoren wie Finanzdienstleister und zyklische Konsumgüter.

Ein weiterer Punkt, welcher für Mexiko spricht, sind die Reformbemühungen der neuen Regierung von Enrique Peña Nieto. Vor allem die überfällige Liberalisierung des Arbeitsmarktes wird von Investoren positiv beurteilt. „Die Arbeitsmarktreform ist ein überaus wichtiger Schritt. Der Arbeitnehmerschutz in Mexiko war bisher so stark, dass Unternehmen kaum noch neue Leute eingestellt haben, da Entlassungen einfach zu teuer waren“, erklärt dazu Costa Buck. Ein weiterer Sektor, den Nieto liberalisieren will, ist die bisher extrem protektionierte Öl- und Gasindustrie. Doch trotz der bemerkenswerten Fortschritte Mexikos bestehen nach wie vor signifikante Herausforderungen. So fristet immer noch über die Hälfte der Bevölkerung ein Dasein in Armut, und der Krieg gegen die Drogenkartelle fordert immer noch unzählige Todesopfer. Auch die Korruption muss weiter eingedämmt werden, wenn auch bereits beachtliche Erfolge in diesem Gebiet vorzuweisen sind. Costa Buck von T. Rowe Price ist denn auch überzeugt, dass die positiven Signale für eine weitere Modernisierung der mexikanischen Wirtschaft die Gefahren überwiegen. Deshalb erachtet er Investments in der Region nach wie vor als vielversprechend.

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