09.10.2024, 16:07 Uhr
Die deutsche Industrieproduktion stieg im August um 2,4 Prozent gegenüber dem Vormonat und damit deutlich stärker als die von den Ökonomen im Durchschnitt prognostizierten 0,8 Prozent. Dies ist das Ergebnis eines...
Gemäss Daten von Gartner sind die Ausgaben für Unternehmenssoftware in den letzten zwei Jahren jährlich um rund 10% gestiegen und dürften bis 2022 stärker wachsen als die Unternehmensinvestitionen in allen anderen Technologiebereichen.
"Software verschlingt die Welt", bemerkte der Internet-Pionier Marc Andreessen im Jahr 2011 – und dieser Appetit scheint nicht nachzulassen. Unter den verschiedenen Arten von Unternehmenssoftware weist das Cloud-Segment das grösste Wachstum auf. Software-Services, die über das Internet bereitgestellt werden, sind in den letzten Jahren exponentiell gewachsen. "Wir gehen davon aus, dass die meisten neuen Verarbeitungs-Workloads inzwischen in der Cloud erstellt und abgewickelt werden", sagt Alan Tu, Portfolio Manager bei T. Rowe Price. Da Altsysteme im Laufe der Zeit erneuert werden, dürfte sich der Grossteil der bestehenden Workloads in die Cloud verlagern.
Die Cloud bildete in den letzten zehn Jahren einen der Schwerpunkte der Global Technology Equity Strategy von T. Rowe Price. Dabei investierte der Asset Manager in mehrere Anbieter von Cloud-Software, die sich zu Branchenführern entwickelt haben. "Nachdem die Bewertungen gestiegen sind, haben wir einige unserer Positionen reduziert. Dennoch sehen wir vielversprechende Anlagechancen in einigen Marktsegmenten, da Unternehmen inzwischen neue Cloud-Dienstleistungen zur Verfügung stehen", so Tu.
Um das anhaltende Potenzial der Cloud zu verstehen, erachtet es der Portfolio Manager als hilfreich, ihre Vorteile für die Nutzer genauer zu betrachten:
Neben dem Mehrwert für die Kunden bietet ein cloudbasiertes Geschäftsmodell laut Tu auch erhebliche Vorteile für Softwarehersteller. Unternehmen, die Einnahmen durch Abonnements statt durch den Verkauf unbefristeter Lizenzen erzielen, profitieren von einer beständigeren Ertragsentwicklung und befreien sich von den zyklischen Schwankungen, die die Branche bisher prägten.
Dank ihrer Kundenfreundlichkeit hat sich Cloud-Software rasant verbreitet. Teure Verkaufs- und Marketingmassnahmen wurden dabei durch Mundpropaganda ersetzt, da immer mehr Nutzer ihre Software selbst erwerben, ohne die IT-Abteilung einzuschalten. Auch die Vertriebskosten sind deutlich gesunken, vor allem in Fällen, in denen Techniker und andere Support-Spezialisten die Kunden bisher vor Ort bei Installation und Wartung unterstützen mussten. Während IBM ein Heer von Aussendienstmitarbeitern beschäftigte, als der Konzern vor rund zehn Jahren die Softwarebranche dominierte, arbeiten seine cloudbasierten Wettbewerber mit einer deutlich schlankeren Struktur.
"Bei T. Rowe Price haben wir das Potenzial der Cloud-Anwendungen, die Gewinner und Verlierer der Software-Branche neu zu definieren, schon seit Langem erkannt. Unsere Fundamentalanalysen verdeutlichten schon frühzeitig die Leistungsfähigkeit von Cloud-Lösungen, deren Einsatz unsere Analysten in verschiedenen Branchen beobachteten. Auch bei T. Rowe Price haben wir inzwischen viele technologiebasierte Geschäftsabläufe in die Cloud verlagert, um die Kosten zu senken und die Effizienz des Unternehmens zu steigern", erklärt Tu.
Salesforce.com, ein Softwarehersteller im Bereich Customer Relationship Management (CRM), war einer der ersten cloudbasierten Dienstleister von T. Rowe Price. Die Global Technology Equity Strategy gehörte zu den ersten Investoren, als Salesforce im Juni 2004 an die Börse ging, und T. Rowe Price engagiere sich nach wie vor als aktiver Anleger, nachdem sich das Unternehmen zum grössten Anbieter des Cloud-Segments entwickelt hat (gemessen an der Marktkapitalisierung von rund USD 120 Mrd. per 31. März 2019).
Vor dem Markteintritt von Salesforce bestand CRM-Software überwiegend aus wenig transparenten und individuell angepassten Kundendatenbanken, die zu hohen Kosten auf den Servern eines Unternehmens installiert wurden. Durch die Nutzung der Cloud und eines abonnementbasierten Modells konnte Salesforce ein dynamisches System entwickeln, das Kundendaten mit vielen unterschiedlichen Unternehmensbereichen wie Marketing und Bestandsmanagement verknüpft.
Darüber hinaus beteiligte sich T. Rowe Price im Oktober 2012 am Börsengang von Workday, einem Anbieter von cloudbasierten Lösungen für die Personalverwaltung. Workday hat im Personalwesen in vielerlei Hinsicht für ähnliche Innovationen gesorgt wie Salesforce mit seiner CRM-Software – mit Lösungen für eine leichtere Digitalisierung, Organisation und Integration von Prozessen, die zuvor über das gesamte Unternehmen verstreut waren. Die Workday-Software verknüpft HR-Prozesse (z.B. die Gehaltsabrechnung) mit Finanzinformationen, etwa aus dem Umsatzmanagement.
Salesforce, Workday und andere Unternehmen nutzen zudem eine wichtige technologische Entwicklung: die wachsende Leistungsfähigkeit der künstlichen Intelligenz (KI). Dank der Erfahrungen aus Millionen von Mitarbeiterdaten kann Workday mit seiner neuen Lösung People Analytics beispielsweise Führungskräfte dabei unterstützen, Quellen für Personalabgänge ebenso zu identifizieren wie besonders leistungsstarke Unternehmensbereiche. Salesforce hat unterdessen seine Software "Einstein AI" vorgestellt, mit der die Anwender unter anderem analysieren können, welche Rechnungen voraussichtlich nicht pünktlich bezahlt werden.
Besonders interessant aus der Sicht von T. Rowe Price sind derzeit cloudbasierte Unternehmen mit Fokus auf den Bereich Datenanalyse, der angesichts des explodierenden Datenvolumens in Unternehmen stark an Bedeutung gewinnt. Seit dem Börsengang im April 2012 hat der Asset Manager regelmässig in Splunk investiert, eine führende Plattform für die Analyse von Maschinendaten. Die Plattform erlaubt Unternehmen, maschinell generierte Logdaten, etwa die Daten von Mitarbeiterausweisen sowie Logdateien von Internetprotokollen (IP), schnell zu indizieren, abzurufen und zu analysieren. Diese Informationen sind für Sicherheitszwecke von hoher Bedeutung, können sich aber auch für Geschäftsanalysen als wertvoll erweisen. Der Kreuzfahrtanbieter Carnival Cruises verwendet Splunk zum Beispiel für die Auswertung der Daten tragbarer Geräte, die er den Passagieren zur Verfügung stellt, um die Nutzung verschiedener Einrichtungen an Bord seiner Schiffe besser zu verstehen.
DATA, das Tickersymbol von Tableau Software, verdeutlicht laut Tu die Mission des Unternehmens: den Anwendern durch ausgefeilte Grafiken und Dashboards die Analyse grosser Mengen unterschiedlicher Daten zu ermöglichen. Die einfache Benutzeroberfläche und die innovative Visualisierungstechnologie von Tableau haben dazu beigetragen, die Geschäftsanalytik zu demokratisieren: Während diese Aufgabe früher der IT-Abteilung vorbehalten war, können jetzt auch Nicht-Experten eigene Ad-hoc-Datenanalysen durchführen. "Wir hielten seit dem Börsengang im Mai 2013 mehrfach Positionen in Tableau und begrüssen die jüngste Entscheidung des Unternehmens, vom Verkauf unbefristeter Lizenzen zu einem Abonnementmodell überzugehen", betont der Portfolio Manager.
Cloudbasierte KI-Lösungen dürften im Bereich Cybersicherheit eine wachsende Rolle spielen. Viele Experten befürchten, dass es kriminellen oder feindlichen Staaten gelingen könnte, mithilfe von künstlicher Intelligenz auf neuen Wegen in IT-Systeme einzudringen. Andererseits haben Anbieter von Cybersicherheits-Lösungen damit begonnen, bei der Entwicklung neuer Abwehrtechniken ebenfalls auf KI zu setzen. Maschinelles Lernen ermöglicht cloudbasierten Cybersicherheitsfirmen, ungewöhnliche Muster bei versuchten Systemzugriffen zu ermitteln. Diese Technik ist besonders leistungsfähig, da sie sich nicht auf eine Liste bekannter früherer Angriffe (sogenannte "Signaturen») stützt, sondern in der Lage ist, neue Attacken zu erkennen, beispielsweise zeitverzögerte Angriffe oder die Kombination verschiedener Arten von Malware, die separat in das System eingedrungen sind.
"Besonders wichtig ist dabei: Je grösser die in solchen Systemen verwendeten Datensätze sind und je mehr Analysen durchgeführt werden, umso bessere Ergebnisse erzielen auf maschinellem Lernen basierende Programme. Cybersicherheitsfirmen, die mit dem Schutz vieler verschiedener Computernetzwerke betraut sind, kann dies einen entscheidenden Vorteil bieten", erklärt Tu.
Zum Beispiel nutze Proofpoint umfangreiche Datenmengen zur Abwehr von Cyberangriffen. Im Zentrum stehe dabei die Verhinderung ausgeklügelter Phishing-Angriffe per E-Mail, die nach wie vor die Ursache zahlreicher Sicherheitsverletzungen bilden. Mithilfe von maschinellem Lernen identifiziere das Unternehmen verdächtige Websites und E-Mail-Muster, um die Installation von Malware und andere Sicherheitslücken zu verhindern. "Wir erwarten, dass die Cybersicherheit in den nächsten Jahren eines der am schnellsten wachsenden Cloud-Segmente bilden wird, da immer mehr Daten den durch Unternehmens-Firewalls geschützten Bereich verlassen", so Tu.
Das rasante Wachstum cloudbasierter Software habe in den letzten Jahren das Interesse der Anleger geweckt, und das enorme Potenzial der marktführenden Unternehmen spiegle sich oft in entsprechend hohen Aktienkursen wider. "Wir haben uns nicht gescheut, Engagements zu reduzieren oder ganz zu veräussern, bei denen wir weiter ein langfristiges Potenzial sehen, deren Bewertungen jedoch nicht mehr angemessen sind. Dagegen betrachteten wir allgemeine Kursrückgänge im Technologiesektor oder am Gesamtmarkt als Gelegenheit, unsere bevorzugten Aktienpositionen wieder aufzustocken. Auch enttäuschende Quartalszahlen und andere vorübergehende Rückschläge können Anlagechancen darstellen, wenn das betreffende Unternehmen aus fundamentaler Sicht solide bleibt", erklärt der Portfolio Manager.
Die Cloud verändere die Geschäftsabläufe von Unternehmen grundlegend und nachhaltig – und dieser tiefgreifende Wandel bringe Gewinner und Verlierer hervor. "Wir sind davon überzeugt, dass wir mit unseren Fundamentalanalysen und unserem aktiven Anlageansatz diejenigen Firmen ermitteln können, die die Cloud optimal nutzen, während wir Anlagen in schwerfälligeren Unternehmen mit veralteten Systemen ausschliessen können", sagt Tu. Die Ermittlung disruptiver Unternehmen und die Vermeidung der Verlierer dieser Disruptionen seien für Technologieanleger in den nächsten Jahren die wohl wichtigsten Erfolgsfaktoren.