Viele Länder haben wirtschaftlich derzeit mit einem starken Gegenwind zu kämpfen. (Bild: Shutterstock.com/by-studio)
Der Ukraine-Krieg, anhaltende Lieferengpässe und steigende Finanzierungskosten haben die Inflation befeuert und belasten die Volkswirtschaften. Nun sollte laut Swiss Life Asset Managers eine leichte Entspannung bei den Energiepreisen für etwas niedrigere Inflationsraten sorgen. Zudem dämpfe die robuste Binnennachfrage in Europa die unmittelbare Rezessionsgefahr.
06.05.2022, 11:51 Uhr
Redaktion: rem
Der Krieg in der Ukraine beeinträchtigt laut Swiss Life Asset Managers das Konsumverhalten in der Schweiz weiterhin nicht, ebenso setze sich die Erholung der internationalen Reisetätigkeit gemessen an den Flugbewegungen ab Zürich fort. Die private Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen werde gestützt durch die robuste Lage am Arbeitsmarkt und die Aufhebung der letzten verbliebenen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie.
Im scheinbaren Widerspruch zu obigen Aussagen weise der Indikator zur wöchentlichen Wirtschaftsaktivität (WWA) des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) seit Ende Februar auf eine Verlangsamung der konjunkturellen Dynamik hin. Allerdings weise das Seco darauf hin, dass diese Verlangsamung sehr stark auf die Normalisierung der zuvor hohen Exportvolumen der Pharma- und Chemiefirmen zurückzuführen sei.
Schweizer BIP-Prognose nur geringfügig korrigiert
Die jüngsten Werte des durch Raiffeisen Schweiz erhobenen Einkaufsmanagerindex für die KMU-Betriebe deuten auf eine Belebung in den stärker binnenorientierten Sektoren der Wirtschaft hin. So sehen die Ökonominnen und Ökonomen von Swiss Life AM für 2022 weiterhin von einer starken Abwärtsrevision ihrer Prognose für das BIP-Wachstum ab: Rechneten sie zu Anfang des Jahres noch mit einem durchschnittlichen Wachstum von 2.6%, liegt ihre aktuelle Schätzung mit 2.5% nur geringfügig tiefer. Die Konsensusprognose reduzierte sich im gleichen Zeitraum von 3.0% auf nun 2.6%.
Mit 2.4% übertraf die Inflationsrate auch im März 2022 den oberen Rand des von der Schweizerischen Nationalbank angestrebten Zielbands von 0% bis 2%. Nach den Berechnungen der Experten dürfte die Inflationsrate im zweiten Quartal ihren zyklischen Höchststand überschreiten. Der hohe Anteil administrativ festgelegter Preise im Warenkorb zur Messung der Konsumentenpreise bedeute, dass die Weitergabe gestiegener Einkaufspreise erst mit Verzögerung erfolge und daher die Teuerung auch 2023 spürbar bleiben werde.
Prognosevergleich
USA: Dienstleister verlieren an Fahrt
Der Krieg in der Ukraine trifft die US-Wirtschaft vor allem indirekt via höhere Rohstoffpreise. Deutlich bedrohlicher für die US-Konjunktur seien die rasch steigenden Zinsen und die drohenden Lieferengpässe für Konsumgüter aus China aufgrund der neuen Lockdowns und der Wartezeiten an chinesischen Häfen, betont Swiss Life Asset Managers.
Wie die Ökonominnen und Ökonomen weiter erläutern, sind die Zinsen für 30-jährige Fixhypotheken seit Anfang Jahr von 3.2% auf über 5% gestiegen – der schnellste Anstieg seit 1980. Die Refinanzierungsaktivitäten von Hypotheken seien folglich eingebrochen und auch Hypothekenanträge für Hauskäufe sowie Transaktionszahlen zeigten erste Zeichen der Schwäche. Der Dienstleistungssektor verliere aufgrund schwindender Kaufkraft der Haushalte generell etwas an Fahrt, auch wenn die April-Umfrage unter Einkaufsmanagern (PMI) nach wie vor auf solides Wachstum hindeute. Die Musik spiele weiterhin im US-Industriesektor, der gemäss der PMI-Umfrage gar an Dynamik gewonnen hat und sich im April – im Gegensatz zu Europa – einer verbesserten Auftragslage erfreute. Die Lücke zwischen hoher Konsumnachfrage und eingeschränktem Angebot dürfte sich damit weiter schliessen, was zumindest bei inländisch produzierten Gütern den Inflationsdruck etwas mindern könnte.
Die US-Inflation stieg im März auf 8.5% und dürfte damit laut Swiss Life AM ihren zyklischen Höhepunkt erreicht haben. Die Energiepreise dürften nach dem deutlichen Anstieg im März nun in etwas ruhigere Fahrwasser geraten, während die Kerninflation im März zum ersten Mal seit September 2021 nach unten überraschte (Anstieg um 10 Basispunkte auf 6.5%). Grund war ein starker Rückgang der Gebrauchtwagenpreise, die allerdings nach wie vor 48% höher als vor der Pandemie sind. Swiss Life AM rechnet damit, dass die Inflation trotz Entspannung in den nächsten Monaten Ende Jahr noch immer zwischen 4 und 5% notieren wird.
China: Lockdown bedroht die Wirtschaft
Obwohl Chinas Wirtschaftswachstum im ersten Quartal mit 4.8% gegenüber dem Vorjahr stärker ausfiel als erwartet, hinterliess die Omikron-Welle Spuren in den März-Konjunkturdaten, die sich weitgehend verlangsamt haben. Da die Finanzmetropole Shanghai erst Ende März in einen Lockdown ging, wird die Konjunktur laut Swiss Life AM im zweiten Quartal stark einbrechen. Hochfrequente Indikatoren wie tägliche Autoverkäufe sowie Mobilitätsindikatoren deuteten bereits auf eine zunehmende Schwäche im April hin.
"Wir gehen deshalb davon aus, dass Chinas Wirtschaft im zweiten Quartal gegenüber den ersten drei Monaten des Jahres schrumpfen wird, und korrigieren unsere Wachstumsprognose auf 4.5% von 5% zuvor", so die Ökonominnen und Ökonomen von Swiss Life AM. Da viele andere Provinzen Vorsichtsmassnahmen ergreifen, um einen derart harten Lockdown zu vermeiden, konnten Covid-Fälle ausserhalb Shanghais bisher weitgehend in Schach gehalten werden. Aufgrund dieser Haltung bestehe Grund zur Annahme, dass China nicht in eine Situation geraten wird, in der ein landesweiter Lockdown verhängt werden muss. Die schnelle Ausbreitung der Omikron-Welle bleibe jedoch für den Ausblick von Swiss Life AM ein grosses Risiko. Zudem belasteten Unterbrechungen der Logistikketten die Produktionstätigkeit im Land, während auch die Überlastung am grössten Containerhafen der Welt zunehme. Der Lockdown von Shanghai belaste somit nicht nur die Binnenwirtschaft, sondern bedrohe auch die globalen Lieferketten.
Chinas Inflationsrate lag im März bei moderaten 1.5%. Der globale Anstieg der Agrarpreise führte zwar zu höheren Preisen ausgewählter Artikel wie Mehl und Speiseöl, aber Schweinefleischpreise, die rund 2.5% des chinesischen Verbraucherpreisindex ausmachen, werden durch das wachsende Angebot nach unten gezogen. Zudem werden die Lockdown-Massnahmen, welche die Konsumausgaben dämpfen, die Kerninflation weiterhin auf tiefem Niveau halten.
Eurozone: Annahmen bestätigen sich bisher
Bisher bestätigen der Kriegsverlauf in der Ukraine und die aktuell verfügbaren Konjunkturdaten die Annahmen im Basisszenario von Swiss Life AM. So konzentriert sich das Kriegsgeschehen weitgehend auf den Osten der Ukraine, derweil die europäischen Abnehmer vor einem Boykott russischer Gaslieferungen zurückschrecken. In Frankreich und Slowenien verzeichneten proeuropäische Kräfte Wahlerfolge und die absehbaren Nato-Beitritte Schwedens und Finnlands deuten auf ein weiteres Zusammenrücken der europäischen Partner hin.
"Leider erwarten wir im Basisszenario kein rasches Ende des Krieges, sondern stellen uns auf eine langwierige Pattsituation ein. Damit in diesem Rahmen eine weiche Landung der Wirtschaft gelingt, ist die rasche Entspannung bei den Lieferengpässen in der Industrie ebenso notwendig wie eine umsichtige Normalisierung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank", kommentieren die Ökonominnen und Ökonomen.
Unabhängig vom Kriegsausbruch in der unmittelbaren Nachbarschaft stellten die erneuten Lockdowns in China und eine erhebliche Ausweitung der Kreditaufschläge für die südlichen Teilnehmerstaaten an der Währungsunion bedeutende Konjunkturrisiken dar. Vorderhand stützten die robuste Verfassung des Arbeitsmarktes (vgl. Grafik) und erhöhte Staatsausgaben die Binnennachfrage.
Seit November 2021 liegt die Inflation überall in der Eurozone über dem von der EZB angestrebten Zielwert von 2%. In Ländern mit hohem Anteil der Energiekomponenten im Warenkorb der Verbraucherpreisindizes erreichte die Jahresteuerung per März 2022 gar zweistellige Werte. Die Entwicklung birgt laut Swiss Life AM die Gefahr einer Loslösung der Inflationserwartungen aus ihrer Verankerung. Am Preis für inflationsgeschützte Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit des französischen oder des deutschen Staates lasse sich eine erwartete jährliche Inflationsrate von 2.9% ableiten. Dies sind über 90 Basispunkte mehr als vor Kriegsausbruch.
Grossbritannien leidet weniger
In Grossbritannien, dessen Wirtschaft gemäss bisher publizierten Daten unter den grossen Industrieländern wohl das stärkste Wachstum im ersten Quartal hingelegt hat, überraschten sowohl Gesamt- wie auch Kerninflation im März abermals positiv und stiegen auf 7.0% respektive 5.7%. Im April drohe ein neuer Inflationsschub, weil die regulierte Preiseobergrenze für Gas und Elektrizität angehoben wurde. Das durchschnittliche Lohnwachstum zog ebenfalls an, von 4.8% im Januar auf 5.4% im Februar (noch keine Daten für März verfügbar). Damit würden die Briten nach wie vor weniger stark unter Reallohneinbussen als die Arbeitnehmenden in vielen Ländern der Eurozone leiden, stellt Swiss Life AM fest.
Robuste Arbeitsmarktdaten
Zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie liegt die Arbeitslosenquote vielerorts in West- und Nordeuropa wieder unter dem Vorkrisenniveau. In Frankreich, Deutschland und der Schweiz liegt sie gar auf einem Mehrjahrestief. Dies sei ein Erfolgsausweis der koordinierten Schritte von Geld- und Fiskalpolitik zur Verhinderung einer Wirtschaftskrise als Folge der Pandemie. "Mit dem Krieg in der Ukraine machen erneut Rezessionsängste die Runde. Die robusten Arbeitsmarktdaten stützen aber die private Konsumnachfrage und deuten in Kombination mit der aktuell hohen Inflation auf verstärkten Lohndruck hin, dem die Notenbanken mit einer Normalisierung der Geldpolitik begegnen sollten", kommentieren die Ökonominnen und Ökonomen von Swiss Life AM.
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