«Firmenanleihen bieten bei überschaubaren Risiken mehr Rendite»

Alois Seeholzer Capeder, Senior Credit Portfolio Manager, bei Swiss Life Asset Managers über die Vorzüge von Unternehmensanleihen. (Bild pd)
Alois Seeholzer Capeder, Senior Credit Portfolio Manager, bei Swiss Life Asset Managers über die Vorzüge von Unternehmensanleihen. (Bild pd)

«Das volatile Umfeld und steigende Zinsen sind für Anlegerinnen und Anleger herausfordernd. Wenn das Risiko und die Kursschwankungen der Aktienmärkte zu hoch und der Zinsertrag von staatlichen Geldanlagen zu tief sind, bieten sich auf der Suche nach Rendite globale Unternehmensanleihen als Alternative an», sagt Alois Seeholzer Capeder, Senior Credit Portfolio Manager, Swiss Life Asset Managers im Interview.

19.04.2023, 15:07 Uhr

Redaktion: sw

Können Sie Ihre Arbeit als Credit Portfolio Manager beschreiben?

Alois Seeholzer: Als Credit Portfolio Manager investiere ich in Anleihen von Unternehmen, die am Kapitalmarkt emittiert werden. Ich analysiere und beurteile sie hinsichtlich der erwarteten Renditen relativ zur Kreditbonität und dem eingegangenen Risiko. Wenn wir das Chance-Risiko-Verhältnis als vorteilhaft erachten, kaufen wir diese Anleihen für unsere Fonds. Wir beobachten diese Unternehmen und ihre Entwicklung sehr aktiv, um frühzeitig Probleme zu erkennen. In Fall einer drohenden Verschlechterung der Fundamentaldaten muss man überlegen, ob man allenfalls die Anleihen betroffener Unternehmen wieder verkaufen sollte.

Kann man Unternehmensanleihen als relativ sichere Anlagen bezeichnen?

Ja. Trotzdem besteht natürlich auch bei Investment-Grade-Unternehmensanleihen ein gewisses Kreditrisiko, da auch Unternehmen einem Zyklus unterworfen sind. Für dieses Risiko werden die Anleger mit einem Kreditrisikoaufschlag, dem so genannten Credit Spread, zusätzlich zur unterliegenden Staatsanleihenrendite kompensiert. Der Credit Spread macht im Schnitt ein bis zwei Prozentpunkte aus. Das ist markant – mit einer Schweizer Staatsanleihe, einer deutschen oder einer US-Staatsanleihe lässt sich diese Rendite nicht erzielen. Natürlich kann der Aufschlag, abhängig vom wirtschaftlichen Umfeld, über die Zeit variieren. Bei schwieriger konjunktureller Lage ist er meistens etwas höher und umgekehrt, wenn die Risiken in der Wirtschaft tiefer sind, ist er entsprechend kleiner.

Fokussieren Sie sich auf Unternehmen weltweit oder beschränken Sie sich auf Europa?

Wir verfolgen vor allem Unternehmen aus den USA und Europa, aber auch aus Asien. Dabei handelt es sich nicht nur, aber vorwiegend um börsenkotierte Unternehmen. Für die meisten Strategien kaufen wir Anleihen von Unternehmen, die ein Investment Grade Rating haben. Das heisst, die Anlagequalität sollte mindestes ein Triple B Minus (BBB-) aufweisen und somit solide sein und eine sehr tiefe Ausfallwahrscheinlichkeit haben.

Inwiefern beeinflusst die Zinswende ihre Anlagetätigkeit?

Beachten müssen wir vor allem, welche Unternehmen und welche Sektoren von höheren Zinsen profitieren beziehungsweise in Mitleidenschaft gezogen werden. Profitieren dürfte der europäische Bankensektor, der in der Vergangenheit wegen der Negativzinspolitik im Kreditgeschäft nur geringe Gewinne erzielen konnte und jetzt wieder wesentlich bessere Margen hat. Entsprechend prüfen wir, ob wir beim Kauf einer Anleihe in diesem Segment einen angemessenen zusätzlichen Aufschlag erhalten.

Kürzlich erhielt Ihr Team als Anerkennung einen Award. Wofür steht dieser Preis?

Wir erhielten den «Refinitiv Lipper Fund Awards Switzerland 2023 Winner» für den besten Fund in der Kategorie «Bond Global Corporates EUR» über 10 Jahre. Refinitiv Lipper ist eine unabhängige britische Fonds-Bewertungs-Analyse-Gesellschaft. Sie verarbeitet eine sehr grosse Menge an Daten, beurteilt und vergleicht Fonds weltweit in unterschiedlichen Kategorien und kürt jährlich die besten. Die Gewinner werden nicht durch die Beurteilung der Fonds mit den höchsten Renditen im jeweiligen Zeitraum ermittelt, sondern auf der Basis des konsistenten Ertrags. Dabei wird gemessen, ob ein Fonds den Durchschnitt seiner Vergleichsgruppe über verschiedene Zeitperioden hinweg kontinuierlich übertroffen hat.

Wie beschaffen Sie sich fundierte Informationen?

Börsenkotierte Unternehmen müssen regelmässig ihre Zahlen rapportieren, meistens besteht ein quartalsweises Reporting. Wir benutzen auch externe Quellen wie Research von Ratingagenturen oder von unabhängigen Anbietern wie CreditSights oder auch Verlautbarungen von offizieller Seite, beispielsweise der US-Notenbank. Um an die richtigen Informationen zu kommen, hilft es auch, gut vernetzt zu sein und andere Meinungen mit einzubeziehen. Je mehr Erfahrung man hat, desto besser schafft man es, mit der Informationsflut umzugehen, sie zu filtern und optimal zu nutzen.

Gibt es ein Rezept, um die Anforderungen für den Award zu erfüllen?

Die Gründe für eine gute Performance sind vielfältig. Konjunkturelle Aspekte und die Geldpolitik sind zu berücksichtigen. Da bekommen wir wertvolle Inputs von unseren Makroökonomen. Daneben bin ich auf Informationen von meinen Teamkollegen angewiesen, die die verschiedenen Sektoren und Unternehmen anschauen, die ich nicht selbst betreue, wie beispielsweise Firmen aus den Sektoren Energie, Pharma- oder Automobilindustrie. Die Tatsache, dass Swiss Life als Lebensversicherer im Kapitalmarkt bestens verankert und als institutionelle Investorin sehr wertgeschätzt ist, ermöglicht mir einen guten und direkten Zugang. Im Unternehmensanleihenmarkt sind persönliche Kontakte und Beziehungen trotz Digitalisierung nach wie vor von grosser Wichtigkeit.

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