Swisscanto setzt auf Aktien und Anleihen

02.12.2008, 09:16 Uhr

Während riskante Assets mit teilweise hohen Mittelabflüssen zu kämpfen hatten, waren Geldmarktfonds in den letzten Monaten sehr gefragt. Aufgrund der sehr tiefen Verzinsung ist Liquidität aber unattraktiv, meint Swisscanto in ihrem neusten Investment Update. Anleihen und Aktien seien klar vorzuziehen.

Das Jahr 2008 ist für den Weltaktienmarkt - bis jetzt - das schlechteste seit 1970. Die hohe implizite Volatilität führt zu enormen täglichen Kursschwankungen, die alle Rekorde brechen. In den letzten beiden Monaten erzielte der globale Aktienmarkt sogar die schlechteste Rendite seit 40 Jahren. Der Verkaufsdruck war enorm und führte zu einem aggressiven Repricing aller riskanten Assets. Gemäss Citigroup und Investment Company Institute haben institutionelle Investoren allein im 3. Quartal 2008 Mittelabflüsse in Höhe von rund 1% der gesamten Assets generiert. Besonders hart betroffen waren Emerging Markets (über 4% Abflüsse), Hedge-Funds und europäische Aktien. Die Abflüsse aus Anleihenprodukten betrugen rund 0.5% der Assets, hingegen machten die Mittelzuflüsse in Geldmarktfonds seit Jahresanfang rund 15% der Assets aus.

Gleichgewicht muss hergestellt werden

Das historische Ausmass der Verluste weckt Rufe nach längeren historischen Vergleichen. Jedoch ist es nur in den USA aufgrund der Datenbank von Prof. Shiller möglich, dieser Frage nachzugehen, wobei auch hier die Daten von vor 1929 von der Qualität her nicht mit späteren Daten vergleichbar sind. Sie zeigen jedoch eine geschätzte Unterbewertung von rund 49% gegenüber Regierungsanleihen. Da die dem Bewertungsmodell zugrunde liegende geschätzte Gleichgewichtsbeziehung drei Variablen (Indexstand, Gewinne und Zinsen) hat, muss das Gleichgewicht nicht zwingend durch höhere Kurse, sondern kann auf drei Arten wiederhergestellt werden:

1. Indem der S&P 500 ansteigt.

2. Indem die Gewinne sinken (wir wissen, dass die Gewinne im historischen Vergleich zu hoch sind).

3. Indem die Zinsen ansteigen (wir wissen, dass insbesondere die Zinsen von Staatsanleihen im historischen Vergleich zu tief sind).

In der Realität finden alle drei Anpassungsprozesse simultan statt.

Zweites Hilfspaket wird folgen

Das Risiko, dass der extrem negative Nachrichtenfluss weiterhin auf die Kurse drückt, ist aber hoch. Es werden zwar bereits sehr schlechte Nachrichten erwartet, die tatsächlichen Wirtschaftsindikatoren fallen in der Summe jedoch noch negativer aus als erwartet. Die Einsicht, dass monetäre Stimuli erforderlich, aber keinesfalls hinreichend sind und weitere Rettungspakete des Staates notwendig sind, könnte die Abwärtsspirale stoppen. Gemäss einer IMF-Studie fielen bei ausgewachsene Bankenkrisen im Durchschnitt Fiskalkosten in der Höhe von rund 13.3% des Bruttoinlandprodukts an. Da die derzeitige Krise simultan praktisch alle Industrienationen geisselt, kann man von benötigten Hilfsprogrammen in Höhe von rund 20% des Bruttoinlandproduktes ausgehen. In den USA ist das bisherige Hilfsprogramm mit 700 Mrd. USD in absoluten Zahlen zwar beeindruckend, mit "nur" rund 4.8% des US-Bruttoinlandprodukts aber völlig unzureichend.

Obama und die Mehrheit der demokratischen Kongressabgeordneten sind sich dieser Tatsache bewusst. Deshalb rechnet Swisscanto mit einem zügigen Durchpauken eines zweiten Rettungspaketes nach der Machtübergabe im Januar. Fällt das Hilfspaket gross und "marktfreundlich genug" aus, rechnet Swisscanto mit einer deutlichen Stabilisierung der Märkte. Diese beinhaltet steigende Aktienmärkte, einen Rückgang der Credit-Spreads und somit einen Anstieg der Firmenkreditanleihen, sowie einen markanten Rückgang der Volatilität.

Large Caps übergewichtet

Aktuell setzt Swisscanto aufgrund der extrem tiefen Verzinsung von Geldmarktinstrumenten auf Anleihen und Aktien. Bei den Aktien seien Large Caps weiter deutlich überzugewichen, da sie weniger negativ von der Kreditklemme betroffen sind. Firmenanleihen (Credits) gewicht Swisscanto gegenüber Staatsanleihen neutral. Rohstoffe sollten weiter untergewichtet werden. Denn sollte der Risikoappetit der Investoren wieder ansteigen, dürfte das in Geldmarktinstrumenten geparkte Vermögen zunächst in traditionelle Anlageformen wie Firmenanleihen und Aktien fliessen und erst zu einem späteren Zeitpunkt in Rohstoffe.
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