19.11.2024, 15:00 Uhr
Der Schweizer Rückversicherer erwartet ein weltweites Prämienwachstum von 2,6 Prozent. Die Versicherungen profitierten dabei vorab von steigenden Reallöhnen und anhaltend höhere Zinsen. Vorab Lebensversicherungen...
Die Swiss Re rechnet in den kommenden Jahren mit einem steigenden Bedarf an Rückversicherungsschutz. Insbesondere die Nachfrage nach Absicherung in Sach- und Spezialsparten dürfte wegen der zunehmenden Risiken aus Naturkatastrophen steigen, wie der Rückversicherer mitteilte.
Vor allem Sach-Rückversicherungen dürften stärker nachgefragt werden. Dabei würden höhere Immobilienwerte, Urbanisierung und inflationsbedingt steigende Reparaturkosten die Nachfrage antreiben. Dies gelte vor allem in Regionen, in denen das Risiko von Naturkatastrophen zunimmt.
Zudem könnten auch 2024 die versicherten Schäden durch Naturkatastrophen erneut überdurchschnittlich hoch ausfallen. Im ersten Halbjahr beliefen sich die von Versicherungen gedeckten Schäden auf 60 Milliarden US-Dollar, was 62 Prozent über dem Zehnjahresdurchschnitt ist.
Bei den Engineering-Rückversicherungen würden die positiven Aussichten im Baugewerbe und dort insbesondere bei Projekten für erneuerbare Energien die Nachfrage ankurbeln. Wachstum erwartet Swiss Re auch im Cyber-Rückversicherungsmarkt, da das Bewusstsein für die Häufigkeit und Raffinesse von Cyber-Angriffen gestiegen sei.
«Die zentralen Themen der Branche sind weitgehend dieselben wie im letzten Jahr, aber da sich die Herausforderungen intensiviert haben, ist die Nachfrage gestiegen», lässt sich Urs Baertschi, Chief Executive Officer Property & Casualty Reinsurance von Swiss Re, in der Mitteilung zitieren. Angesichts gestiegener Naturkatastrophenrisiken, wirtschaftlicher Unsicherheit und geopolitischer Instabilität würden Erstversicherer stärker auf den Schutz von Rückversicherer setzen, heisst es weiter.
Der Trend zu höheren Schadenersatzurteilen in den USA bereite der Branche zunehmend Sorgen, schreibt Swiss Re weiter. Gemäss dem Swiss Re Institute war das Wachstum der US-Haftpflichtschäden in den letzten zehn Jahren höher als die wirtschaftliche Inflation.
Auch eine Trendwende sei nicht in Sicht. So hätten allein 2023 US-Gerichte Klägern in 27 Fällen Entschädigungen über 100 Millionen Dollar zugesprochen.
Die Modellierung von Schäden wird laut Swiss Re für die Rückversicherer an Bedeutung gewinnen. Dabei sei es für die Modelle immer schwieriger, mit den schnellen Veränderungen in der Risikolandschaft Schritt zu halten.
Zentral für die Verbesserung der Modelle sei daher ein effektiver Datenfluss entlang der gesamten Risikowertschöpfungskette, heisst es weiter. Nur so liessen sich die Modelle entsprechend anpassen und zukunftsorientierte Szenarien erstellen, was wiederum dann erst risikoadäquate Tarife ermögliche. Dafür sei ein Dialog unter der Leitung von Experten notwendig, der die ganze Versicherungs-Wertschöpfungskette umfasse.
Über die Risikobewertung und -minderung hinaus würden für Erstversicherer auch die Kapitalbewirtschaftung und das Volatilitätsmanagement an Bedeutung gewinnen. «Hierbei können strukturierte Rückversicherungslösungen Schutz bieten, um die Volatilität zu glätten und Wachstumspläne zu unterstützen, indem sie die Effizienz der Kapitalbewirtschaftung erhöhen», schreibt Swiss Re.