11.11.2024, 09:22 Uhr
Der Schweizer Börsenkonzern SIX übernimmt die britische Handelsplattform Aquis Exchange für etwas mehr als 207 Millionen Pfund.
Seit einem Jahr können klassische Fonds an der Schweizer Börse gehandelt werden. Danielle Mair sieht im Interview mit fondstrends noch grosses Potenzial, obwohl sich nicht alle Fonds für den Handel eignen.
Klassische Fonds über die Börse zu handeln, ist noch eher unbekannt. Worin sehen Sie die Hauptvorteile für Anleger?
Danielle Mair: Angeregt durch ein Kundenbedürfnis lancierte die Schweizer Börse am 4. März 2013 das Handelssegment Sponsored Funds. Seit einem Jahr ermöglichen wir Investoren, herkömmliche Fonds so einfach wie Aktien über die Börse zu handeln. Der Hauptvorteil für Investoren liegt in der zusätzlichen Möglichkeit, Fondsanteile zu marktgerechten Preisen zu handeln.
Wie wirkt sich das in der Praxis aus?
Bei klassischen Anlagefonds bildet der Net Asset Value (kurz NAV) die Grundlage für die Abrechnung der Kundenaufträge. Im Primärmarkt geschieht dies in der Regel jedoch nur einmal täglich und selten zeitgleich mit der Auftragsausführung. Investoren kennen folglich zum Zeitpunkt der Auftragsausführung den definitiven Preis nicht, zu dem abgerechnet wird. In der Praxis benachteiligt diese zeitliche Verzögerung Investoren insbesondere in volatilen Märkten. Ganz anders ist dies beim Handel über die Börse also im Sekundärmarkt. Hier haben Investoren jederzeit einen verbindlichen Preis zur Verfügung: Bank Julius Bär und Zürcher Kantonalbank gewährleisten als Market Maker die jederzeitige Handelbarkeit der Sponsored Funds. Die jeweiligen Preise sind auf unserer Webseite mit 15-minütiger Verzögerung kostenlos einsehbar.
Welche Fonds werden besonders stark gehandelt?
Die fünf meist gehandelten Anlagefonds waren der Classic Global Equity Fund, der MFS Meridian Funds SICAV, der BB Entrepreneur Switzerland A, der Adamant Global Biotech sowie der ZKB Fonds Global Megatrends ZKB Fonds Aktien Ressourcen. In der Zeitspanne von März 2013 bis Mitte März 2014 erzielten diese fünf Fonds insgesamt rund 30% des Umsatzes im Handelssegment Sponsored Funds.
Wie hat sich die Handelsaktivität im ersten Jahr entwickelt?
Seit der Lancierung des Segments im März 2013 wurde bis Ende Februar 2014 ein Umsatz von CHF 245 Millionen erzielt. Dabei wurden 2188 Transaktionen getätigt. Fonds der Anlageklasse "Aktien entwickelte Regionen" erzielten rund 44% des Gesamtumsatzes. Die Anlageklasse "Aktien Themen" trug 21% zum Gesamtumsatz bei. Die Zahlen zeigen einen eindeutigen Wachstumstrend, und der Markt birgt noch viel Potenzial: 2014 erwarten wir zusätzliche Produkte und vielleicht auch noch einen weiteren Sponsor.
Wie vergleichen sich die Kosten bei einem Kauf über die Börse gegenüber der klassischen Ausgabe und Rücknahme über die Fondsleitung?
Anstatt Ausgabe- und Rücknahmekommission bezahlt der Investor die für den Börsenhandel üblichen Auftragsgebühren sowie den Spread also die Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufskurs.
Bei ETFs sind meist mehrere Market Maker in einem Produkt aktiv und die Preisstellung ist darum kompetitiv. Sind die Spreads im Segment für Sponsored Funds vergleichbar mit jenen bei ETFs?
Ähnlich wie im ETF-Segment verpflichtet sich ein Sponsor gegenüber der Börse, das Market Making für die von ihm zum Handel zugelassenen Fonds zu übernehmen, um die Liquidität am Markt zu gewährleisten. Er offeriert Geld-/Briefkurse zu einem Mindestbetrag und darf mit seinen Kursen den maximalen Handelsspread nicht überschreiten. Auch bei Sponsored Funds können mehrere Sponsoren das Market Making für den gleichen Fonds übernehmen. Die Differenz zwischen Geld- und Briefkurs variiert je nach Handelszeiten und Verfügbarkeit der Basiswerte. Ein Emerging Markets Fonds weist einen breiteren Spread auf als ein Fonds, der den europäischen Aktienmarkt nachbildet. Auch bei Sponsored Funds beobachten wir, dass die Spreads kleiner werden, je mehr Market Maker in einem Produkt aktiv sind. Dies ist natürlich zum Vorteil der Investoren. So weist die grosse Mehrheit der zum Handel zugelassenen Fonds, in denen mehrere Market Maker aktiv sind, einen Spread zwischen 0,2% und 0,8% aus.
Erst 5% der in der Schweiz zugelassenen Fonds werden an der Börse gehandelt. Weshalb noch nicht mehr? Ist die Preisstellung zu komplex oder eigenen sich nicht alle Fonds?
Eine Aufnahme ins Segment empfiehlt sich bei einer regen Handelstätigkeit. Fonds, deren Preise sich hingegen während des Tages kaum verändern etwa im Bereich Geldmarkt oder Schweizer Obligationen sind in der Regel für den Sekundärmarkt weniger geeignet. Weiter eignen sich in der Tat nicht alle Fonds für die laufende Preisstellung. Für das erfolgreiche Market Making des Anlagefonds benötigt der Market Maker Kenntnisse über die Produktzusammensetzung, um laufend verlässliche Preise stellen zu können. Das Segment ist noch jung. Daher sind wir zuversichtlich, dass viele weitere in der Schweiz zugelassene Anlagefonds in den Handel aufgenommen werden.
Worin untscheiden sich Sponsored Funds und die kürzlich an SIX lancierten aktiven ETFs (fondstrends berichtete)?
Beide Produktkategorien haben auf den ersten Blick viele Gemeinsamkeiten, zum Beispiel den kontinuierlichen börslichen Handel sowie das aktive Verwalten seitens der Portfoliomanager. Sponsored Funds sind klassische Anlagefonds, die bislang vor allem ausserbörslich zum NAV im Primärmarkt gehandelt wurden und neu auch im Sekundärmarkt zu aktuellen intra-day Preisen handelbar sind. Im Unterschied dazu sind aktive ETFs börsengehandelte Fonds, die erhöhten Transparenzanforderungen unterliegen. So verpflichten sich Emittenten von aktiven ETFs gegenüber der Börse den iNAV regelmässig zu berechnen und an SIX Swiss Exchange zu übermitteln. Ferner obliegen sie der Pflicht, der Börse täglich die aktuelle Portfoliozusammensetzung zuzustellen. Auf der eigenen Webseite müssen die Emittenten zudem die Berechnungsmethode des iNAV und, mit vierwöchiger Verzögerung, die vollständige Portfoliozusammensetzung offenlegen.
Welche Rolle übernimmt die Börse?
Als regulierte Börse sorgt SIX Swiss Exchange für einen transparenten und fairen Handel, den wir in jedem Handelssegment in Echtzeit überwachen. Damit gewährleisten wir die Gleichbehandlung sämtlicher Marktteilnehmer. Wir führen die Kauf- und Verkaufsaufträge zusammen, so dass sich ein möglichst grosses Handelsvolumen ergibt und Aufträge effizient ausgeführt werden. Die Preis-Zeit-Priorität unseres Handelssystems garantiert, dass die Abschlüsse immer zum bestmöglichen Preis zustande kommen. Ferner bieten wir Informationen wie z.B. Schlusskurse, Volumen und Umsätze, historische Daten, Prospekte, Factsheets, KIIDs auf unserer Webseite oder via unser Tochterunternehmen Swiss Fund Data an. Damit bieten wir Anlegern eine hohe Transparenz rund um den börslichen Handel.