"Anlagefonds so einfach wie Aktien und ETFs handeln"

Danielle Mair, ETFs & ETPs Product Manager bei SIX Swiss Exchange
Danielle Mair, ETFs & ETPs Product Manager bei SIX Swiss Exchange

Die Schweizer Börse hat im März mit Sponsored Funds ein Handelssegment lanciert, in dem klassische Anlagefonds gehandelt werden können. Lesen Sie dazu das Interview mit Frau Danielle Mair, ETFs & ETPs Product Manager bei SIX Swiss Exchange.

18.03.2013, 08:34 Uhr

Redaktion: fab

Frau Mair, im März 2013 hat SIX Swiss Exchange ein neues Handelssegment für Sponsored Funds eingeführt. Was waren die Beweggründe?

Mit der Lancierung dieses neuen Handelssegments reagieren wir auf ein Bedürfnis unserer Kunden. Bislang wurde der Handel von klassischen Anlagefonds über den Primärmarkt abgewickelt, was für Investoren mit einer Reihe von Nachteilen verbunden war. Nun können diese Fonds wie Aktien an der Börse gehandelt werden. Gleichzeitig unterstützt dieses neue Angebot unsere Over-the-Exchange Strategie, die das Ziel verfolgt, den Handel über die Börse zu fördern und Anlegern einen noch sichereren, transparenteren sowie kontinuierlichen Handel zu ermöglichen.

Welche Vorteile für Anleger bietet der Handel über die Börse?

Anleger gewinnen mit dem Sekundärmarkt eine zusätzliche Möglichkeit, Fondsanteile zu handeln. Die Bewertung klassischer Anlagefonds erfolgt in der Regel einmal täglich. Für Investoren bedeutet dies, dass ihr Auftrag bestenfalls am nächsten Tag abgerechnet wird und sie erst dann definitiv wissen, zu welchem Preis ihr Auftrag abgewickelt wird. Neu erfolgt der Handel über die Börse: So einfach wie Aktien und ETFs können Anlagefonds nun zu einem aktuellen, fairen Preis jederzeit gekauft und verkauft werden. Für jedes Produkt stellt ein Sponsor kontinuierlich verbindliche Kauf- sowie Verkaufskurse und gewährleistet auf diese Weise die Liquidität. Der Handel von Anlagefonds über die Börse bietet Investoren handfeste Vorteile wie die sofortige Auftragsausführung, eine automatisierte Abwicklung und Chancengleichheit in der Auftragsausführung wie beim Handel mit Aktien. Zudem bieten wir zusätzliche Informationen zu den Fonds auf unserer Webseite, wie Prospekte, Factsheets und KIDs.

Ist ein Handel mit mehreren Market Makern pro Produkt wie bei ETFs zu erwarten? Existieren Vorschriften?

Grundsätzlich erwarten wir nicht mehrere Market Maker pro Fonds, obwohl dies nicht ausgeschlossen ist. Vielmehr rechnen wir damit, dass zusätzliche Sponsoren weitere Fonds zum Handel zulassen oder gewisse Emittenten auf Sponsoren zugehen, mit der Absicht, ihre Fonds an die Börse zu bringen. Die Vorschriften sind ähnlich wie im ETF-Handel: die Market Maker verpflichten sich beispielsweise, eine maximalen Geld- Briefkursspanne auf beiden Seiten des Orderbuchs einzuhalten und einen festgelegten Minimalbetrag während mindestens 90% der monatlichen Handelszeiten zu stellen.

Wieviele Fonds können bereits gehandelt werden und wie erfolgt die Preisberechnung?

Das neue Segment hat SIX Swiss Exchange gemeinsam mit der Bank Julius Bär lanciert, die als erster Sponsor und Market Maker eine Palette von über 250 Produkten von rund 60 renommierten Anbietern an die Börse gebracht hat. Damit die Geld- und Briefkurse für diese Fonds auch unter Berücksichtigung von aktuellen Marktbewegungen in Echtzeit angezeigt werden können, berechnet Julius Bär laufend während des ganzen Tages einen „indikativen“ NAV. Im Gegensatz zu ETFs wird bei klassischen Fonds kein offizieller iNAV berechnet. Vielmehr repliziert Julius Bär die Zusammensetzung des Baskets anhand der offiziellen Daten der Fondsanbieter, beispielsweise zur Gewichtung von einzelnen Titeln oder zur geographischen Aufteilung. Sind nicht alle Positionen bekannt, dient eine synthetische Abbildung mit entsprechenden Indizes als Berechnungsgrundlage. Um einen kleinstmöglichen Tracking Error sicherzustellen, vergleicht Julius Bär den offiziellen NAV mit dem berechneten Wert.

Ist das neue Produktsegment für jedermann zugänglich?

Jeder Teilnehmer von SIX Swiss Exchange kann bei SIX Exchange Regulation die Zulassung zum Handel von in- und ausländischen Anlagefonds beantragen, die von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA bewilligt beziehungsweise zum Vertrieb in und aus der Schweiz genehmigt wurden. Dabei verpflichtet sich der Teilnehmer, für ein Market Making zu sorgen sowie Melde- und Aufrechterhaltungspflichten zu erfüllen. Anleger unterliegen keinerlei Einschränkungen: Sie können über ihre Hausbank einen Auftrag zum Kauf / Verkauf an SIX Swiss Exchange erteilen – wie wenn sie Aktien oder ETFs kaufen würden.

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