Fehlkonstruktion Euro

Bild: Pixabay
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Soll der Euro nicht nur ein politischer Willensakt bleiben, muss sich die Eurozone zu einer Fiskalunion entwickeln. Dies sei unwahrscheinlich, glaubt Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank.

06.03.2018, 10:06 Uhr

Redaktion: sif

Die Eurozone sei kein optimaler Währungsraum, monieren eurokritische Stimmen. Die regionalen Unterschiede innerhalb der Eurozone seien zu gross, als dass eine gemeinsame Währung eine Klammer um die Mitgliedstaaten bilden könne. Daher fragt sich Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank (SZKB): "Sind die Unterschiede in den USA, welche sich solchen Vorwürfen nicht ausgesetzt sehen, geringer als in der Eurozone? Sind sich Kalifornien, Kansas, Alabama und New York tatsächlich ähnlicher als Portugal, Deutschland, Finnland und Slowenien?"

Es gebe zumindest einige strukturelle Unterschiede zwischen dem Bundesstaat USA und dem Staatenbund EU, meint Heller. So belaufen sich die Ausgaben der Bundesregierung in den USA – die nicht als übermässig zentralisiertes Land gelten – auf rund die Hälfte aller Staatsausgaben (Bund, Bundesstaaten, Gemeinden). Das EU-Budget entspricht hingegen nur etwa 2% sämtlicher Staatsausgaben innerhalb der EU. Das heisst, dass es im Euroraum zwar eine gemeinsame Geldpolitik gibt, die Fiskalpolitik hingegen in den einzelnen Ländern gemacht wird. Die EU und auch die Institutionen der Eurozone haben nur beschränkte fiskalpolitische Gestaltungsmöglichkeiten.

Flexibler US-Arbeitsmarkt
Zudem sind die Arbeitnehmer in den USA um einiges flexibler. Denn in der EU hemmen die stark regulierten Arbeitsmärkte und sprachliche Hürden die Mobilität. Ein New Yorker zieht eher nach Kalifornien als ein Finne nach Portugal. Das erschwert die Anpassungsprozesse zwischen den Regionen bei unterschiedlicher wirtschaftlicher Entwicklung. Die Konjunktur auf dem alten Kontinent läuft derzeit zwar auf Hochtouren. Davon würden alle Länder der Eurozone profitieren, meint Heller und es entschärfe die Problematik der regionalen Unterschiede. "Doch im nächsten zyklischen Abschwung oder bei auftauchenden Problemen in einzelnen Ländern können sich diese wieder verschärfen", mahnt der CIO der SZKB. Dann fehle wegen der Einheitswährung der Wechselkurs als ausgleichendes Ventil.

Soll der Euro nicht nur ein politischer Willensakt bleiben, sind die Bemühungen des französischen Präsidenten Macron im Grunde richtig. Er möchte die europäische Integration vorantreiben und die Eurozone in Richtung einer Fiskalunion entwickeln. Nur ist die dazu notwendige Abgabe von nationaler Souveränität, der Schritt zur Vergemeinschaftung von Schulden und die Ausweitung von Transferzahlungen politisch kaum durchsetzbar. Das lässt eine Entwicklung vom Staatenbund zum Bundesstaat als sehr unwahrscheinlich erscheinen. Der Vertiefung der europäischen Integration sind somit Grenzen gesetzt. "Der Euro bleibt deshalb eine Fehlkonstruktion", so Heller. Daran ändere auch sein Höhenflug im letzten Jahr nichts.

Lesen Sie hier den vollständigen Standpunkt der SZKB.

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