Auf dem Prüfstand

Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank.
Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank.

SPI -5.3%, Euro Stoxx 50 -6.6%, S&P 500 -5.0%. Der Jahresauftakt 2016 ist gründlich misslungen, bestätigt Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank. Auslöser dafür sind insbesondere der nochmalige Einbruch des Ölpreises und die Unsicherheit rund um China. Damit geraten zwei bisherige Grundannahmen ins Wanken: "Ein tiefer Ölpreis ist gut für die Wirtschaft" und "China ist der Wachstumsmotor für die Weltwirtschaft" – Gelten diese Annahmen nicht mehr?

04.02.2016, 08:48 Uhr

Redaktion: sif

Natürlich profitieren viele Unternehmen und Haushalte direkt von tieferen Energiepreisen. Die Inputfaktoren in der Produktion werden billiger und Privatpersonen bleibt nach dem Füllen des Heizöl- oder Autotanks mehr Geld im Portemonnaie übrig, das anderweitig ausgegeben werden kann. Doch ist die Ausgangslage diesmal eine andere. Angeheizt von einem hohen Ölpreis kam es vor allem in den USA zu einem Investitionsboom beim sogenannten "Fracking (Methode zur Erdöl- und Erdgasförderung). Mit dem Einbruch der Ölnotierungen haben "Fracker" und traditionelle Förderer ihre Investitionstätigkeit massiv gedrosselt. Dieser negative Investitionseffekt war letztes Jahr grösser als der positive Konsumeffekt. Dies könnte so die Befürchtung vorerst so bleiben. Thomas Heller geht davon aus, dass im Verlauf des Jahres aufgrund der Restrukturierungen in der Ölbranche und der Stabilisierung des Ölpreises, die negativen Kräfte nachlassen und die konsumstützende Wirkung Oberhand gewinnt.

China bleibt Wachstumsmotor
In China hat sich das Wachstum gemäss offiziellen Angaben von über 14% (2007) auf unter 7% (2015) verlangsamt. Dies ist zum einen Folge eines erwünschten strukturellen Wandels von einer investitions- und exportgetriebenen Volkswirtschaft zu einer Konsum- und Dienstleistungsgesellschaft. Zum anderen ist es reine Arithmetik: Hohe Wachstumsraten lassen sich nicht ewig aufrechterhalten. Die knapp 7% Wachstum des vergangenen Jahres entsprechen in absoluten Zahlen in etwa den 14% von 2007. Der Basis-Effekt sorgt somit trotz tiefer Wachstumsrate dafür, dass das absolute Wachstum Chinas in diesem Jahr so hoch ausfallen wird wie noch nie. China ist und bleibt einer der Wachstumsmotoren für die Weltwirtschaft.

"Doch, aber " lautet somit die Antwort auf die eingangs gestellte Frage. Die Annahmen werden derzeit lediglich von anderen Faktoren überlagert oder müssen relativiert werden. Ihre prinzipielle Gültigkeit verloren haben sie jedoch nicht.

Lesen Sie hier den vollständigen Januar-Standpunkt (PDF).

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