11.11.2024, 16:30 Uhr
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Es gibt schon seit geraumer Zeit Tools, die uns dabei helfen, Geschäftsreisen einzuschränken. Das Coronavirus zwingt uns nun dazu, diese auch zu nutzen. Davon könnte das Klima profitieren.
Die gesellschaftlichen Massnahmen, die zur Eindämmung des Coronavirus ergriffen wurden, haben die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte erschüttert. Im Epizentrum dieser Erschütterung stehen zweifellos alle Branchen, die auf Reisen angewiesen sind, denn Urlaubspläne werden verworfen oder verschoben und Unternehmen sagen Konferenzen ab und steigen auf Telearbeit um.
Diese neuen Arbeitspraktiken sind in ökologischer Hinsicht interessant. Schon vor 10 bis 15 Jahren war klar, dass allmählich Tools auf den Markt kamen, die virtuelle Meetings und Konferenzen ermöglichen. "Theoretisch müssten diese Tools enorme Produktivitätssteigerungen mit sich bringen – man denke nur an all die Zeit, die man untätig an Flughäfen oder in Flugzeugen, Hotels und Taxis zubringt, und an die damit verbundenen Kosten", gibt Simon Webber, Leitender Portfoliomanager bei Schroders, zu bedenken. Trotzdem wurden diese Tools nicht in dem erwarteten Mass genutzt, und Geschäftsreisen waren für Luftfahrt und Spitzenhotellerie weiterhin eine wichtige Wachstumsbranche.
"Durch das Coronavirus sind wir auf dramatische Weise dazu gezwungen, unser Verhalten zu ändern. Dies dürfte dazu führen, dass wir uns bei vielen Meetings die Frage stellen, ob diese wirklich persönlich abgehalten werden müssen", sagt Webber. Viele Unternehmen sind denn auch auf Telearbeit umgestiegen, und Business-Meetings und Konferenzen finden virtuell statt. Der Portfoliomanager nennt die Londoner Niederlassung von Schroders als Beispiel, wo bereits seit einiger Zeit verstärkt auf Videokonferenzen statt auf Geschäftsreisen gesetzt werde, soweit dies machbar sei. Darin spiegle sich der Fokus von Schroders auf Nachhaltigkeit. Auch für die Mitarbeitenden sei Telearbeit normal.
Wenn man über mehrere Wochen oder Monate zur Arbeit im Home-Office gezwungen ist, werden die organisatorischen Ressourcen gezielt darauf ausgerichtet, die eigenen Systeme entsprechend zu wappnen. Das bedeutet auch, dass sich Mitarbeiter, Klienten und Kunden nach und nach daran gewöhnen.
Auch wenn es einigen nicht gefallen wird: Viele Menschen – auch Führungskräfte – dürften nun erkennen, welche Vorteile ein dauerhafter Richtungswechsel mit sich bringt. Die CO₂-Bilanz vieler Dienstleistungsunternehmen setzt sich zum Grossteil aus den mit Geschäftsreisen verbundenen Emissionen zusammen. Immer mehr Unternehmen haben sich jedoch dazu verpflichtet, ihre Umweltbilanz im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen zu verbessern und ihre Treibhausgasemissionen zu begrenzen. Wenn die Luftfahrtbranche nicht dazu in der Lage ist, eine andere Antriebstechnik für Triebwerke zu entwickeln, können Unternehmen ihre reisebedingten Emissionen nur senken, indem sie weniger reisen.
In Branchen, die auf den steten Boom bei Fernreisen angewiesen sind, werden die Folgen für Investments langfristig negativ sein. Die International Air Transport Association (IATA) liess am 5. März verlauten, dass sich der Umsatzverlust in dem Sektor im Jahr 2020 auf 63 Mrd. US-Dollar bis 113 Mrd. US-Dollar belaufen könnte – und das war vor den kürzlich beschlossenen Reisebeschränkungen. "Der Gedanke liegt nahe, dass es nach der Eindämmung des Virus zu einer Erholung kommt. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass sich die neuen Verhaltensweisen dann bereits verfestigt haben", so Webber.
Diese Entwicklung eröffne allerdings auch Anlagechancen. Software für Telearbeit, Videokonferenz-Technik, bessere Technologien für Mitarbeiter – diese und ähnliche Tools werden sich allesamt einer höheren Nachfrage erfreuen. Nachfolgende Grafik veranschaulicht, wie beispielsweise die Downloads der Videokonferenz-App Zoom Ende Februar in die Höhe geschossen sind.
"Kurzum: So lange die Luftfahrtbranche keine technische Lösung entwickelt, mit der in der oberen Atmosphäre kein Kerosin verbrannt wird, können wir schlichtweg nicht ständig um den ganzen Erdball fliegen und dann noch erwarten, das Klimaproblem zu lösen.
Es ist gut möglich, dass das Jahr 2020 einen Wendepunkt markieren wird und der Unternehmenssektor begreift, dass man mit weniger Reisen mehr erledigen kann. In dieser Hinsicht werden die Krisenmassnahmen eine positive Nebenwirkung mit sich bringen: Wir gewöhnen uns an virtuelle Sitzungen und an die enormen Produktivitätssteigerungen, die damit möglich sind", ist Simon Webber überzeugt.