12.12.2024, 12:27 Uhr
«Privatmarktanlagen bieten nach wie vor Potenzial für höhere Renditen und Erträge, eine grössere Widerstandsfähigkeit des Portfolios und einen differenzierten Zugang zu den wichtigsten globalen Megathemen. 2025...
Der Lockdown der Weltwirtschaft wird das Verbraucherverhalten nachhaltig verändern und entsprechende Anlagechancen eröffnen. Laut Sean Markowicz von Schroders werden FAMAG-Aktien gestärkt aus der Krise gehen. Er warnt aber auch vor Gefahren.
Microsoft informierte kürzlich über die gestiegene Nutzung seines Cloud-Computing-Dienstes Azure, da bedingt durch die Corona-Krise Millionen von Menschen im Homeoffice arbeiten. Und Amazon stellte weitere tausend neue Mitarbeiter ein, um der steigenden Nachfrage nach seinen Onlinediensten gerecht zu werden. Auch die Zahl der Videoanrufe und Nachrichtenübermittlungen auf Facebook ist explodiert, während in China eine Rekordzahl von Spielen im App Store von Apple heruntergeladen wurde, um nur einige Beispiele zu nennen.
Netzwerke gewinnen an Bedeutung
Die Reisebeschränkungen und das "Social Distancing" haben nicht nur die Abhängigkeit von digitalen Plattformen dramatisch erhöht, um Grundbedürfnisse zu befriedigen und mit dem Umfeld in Verbindung zu bleiben. Die Entwicklung zeigt deutlich, dass die grössten Technologieunternehmen nach der Pandemie wahrscheinlich noch mächtiger sein werden als zuvor, da sie kleinere Unternehmen und Neugründer zunehmend abhängen. Trends, von denen sie bereits profitierten, werden durch die Krise beschleunigt, wie zum Beispiel Netzwerkeffekte, hohe Eintrittsbarrieren und zunehmende Marktkonzentration.
"Es ist nicht überraschend, dass die 'FAMAG'-Aktien Facebook, Amazon, Microsoft, Apple und Google aufgrund von Lockdown-Massnahmen deutlich besser abgeschnitten haben als die breiteren Marktindizes", sagt Sean Markowicz, Stratege im Team Research und Analytics bei Schroders. Amazon und Microsoft stiegen per April in diesem Jahr um 28,5% bzw. 13,3%, während der gleichgewichtete S&P 500-Index, der die Leistung eines durchschnittlichen US-Unternehmens abbildet, um 19,4% gefallen ist. Die höchstkapitalisierten Aktien haben also besser abgeschnitten als die Kleineren. Obwohl Facebook eine schlechtere Performance als die anderen FAMAG-Aktien erzielte, übertraf es immerhin die Performance des durchschnittlichen Unternehmens.
Um den weltweiten Lockdown zu überstehen, kommt es weniger auf Einnahmen an, sondern vielmehr auf Barreserven – und hier treten die FAMAGs als Gewinner hervor. Denn die meisten von ihnen verfügen über überdurchschnittliche Bargeldreserven, relativ wenige kurzfristige Verbindlichkeiten und hervorragende Möglichkeiten, Bargeld zu generieren. Dies gilt sowohl in Bezug auf den breiten Markt als auch auf den übrigen Technologiesektor.
"Sobald die Lockdowns aufgehoben sind und sich die Weltwirtschaft verbessert, könnten die FAMAGs von den während der Krise herbeigeführten Veränderungen im Verbraucherverhalten profitieren", meint Markowicz. Social-Media-Plattformen gewinnen ein neues Publikum, die Menschen verbringen mehr Zeit mit ihren Smartphones und die Käufer gewöhnen sich daran, Lebensmittel online zu bestellen. Diese Veränderungen der digitalen Konsumtrends könnten zu einer dauerhaften Anpassung der Verbrauchergewohnheiten führen. Zudem versuchen Unternehmen zukünftig Arbeitsprozesse online zu verlagern, damit Mitarbeiter von zu Hause aus auf ihre Daten zugreifen können. "Das wiederum wäre ein Segen für grosse Anbieter von Cloud-Servern wie Microsoft und Amazon", sagt der Stratege.
Die FAMAG-Aktien haben sich in der Corona-Krise als Gewinner entpuppt und ihre überlegene Bilanzstärke in Verbindung mit der gestiegenen Nachfrage nach ihren Dienstleistungen hat sich deutlich in ihren Aktienkursen niedergeschlagen. Der neue Lebensstil könnte auch nach der Krise anhalten und gescheiterten Geschäftsmodellen Expansionsmöglichkeiten eröffnen. "Sollte dies geschehen, könnten die FAMAGs noch stärker als bisher aus der Krise hervorgehen", erwartet Markowicz.
Dies bedeute jedoch nicht, dass die Regulierungsbehörden wegschauen werden. Wenn überhaupt, dann erhöhe es die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann Massnahmen ergriffen werden, um ihre Marktkontrolle in den Griff zu kriegen. Hinzu komme die schlechte Erfolgsbilanz marktbeherrschender Unternehmen, die ihre Dominanz über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten. Nach Angaben des McKinsey Global Institute fallen fast die Hälfte aller Marktführer während des Konjunkturzyklus aus den oberen 10% heraus.
Angesichts ihrer hohen Benchmark-Gewichte könnte es den gesamten Markt nach unten ziehen, wenn das Vertrauen in diese Unternehmen aus irgendeinem Grund zusammenbricht. "Je näher die Gewichte eines Portfolios an der Benchmark liegen, desto grösser ist dieses Risiko. Passive Strategien wären am stärksten betroffen. Anleger sollten sich zumindest darüber im Klaren sein, welches Risiko sie mit einem Portfolio eingehen und abwägen, ob sie sich beim Eingehen dieser Risiken wohl fühlen und im Idealfall belohnt werden", rät Markowicz.