11.11.2024, 16:30 Uhr
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Obwohl Whisky laut Schroders zu einem etablierten alternativen Vermögenswert geworden ist, fragen sich einige, ob die Branche derzeit eine Blase erlebt. Für diejenigen, die planen, in den Whiskymarkt einzusteigen, empfiehlt sich vor dem Kauf eine Preisanalyse.
Die Craft Irish Whiskey Company brach laut Schroders sämtliche Rekorde, als ihre Emerald Isle Collection letztes Jahr mittels eines NFT (Non-Fungible Token) für 2 Mio. US-Dollar verkauft wurde. Solche Preise werden laut Schroders immer häufiger erzielt, da seltener Whisky laut Knight Frank Luxury Investment Index in den zehn Jahren bis 2021 einen kometenhaften Wertanstieg von 483% erlebte. Im Vergleich dazu seien Oldtimer im gleichen Zeitraum um 193%, Luxushandtaschen um 108%, Sammlermünzen um 72%, bildende Kunst um 71% und erlesener Wein um 127% gestiegen, wie der Index zeigt.
Laut Rare Whisky 101, einem Unternehmen für Whisky-Indizes, lag der durchschnittliche Preis pro Flasche zum 30. Juni 2021 bei 547,71 USD. Die Gesamtjahresdaten für den Verkauf von seltenen Whiskys im Jahr 2021 seien noch nicht veröffentlicht worden, aber Rare Whisky 101 prognostiziert für 2020 einen Anstieg der Verkaufswerte um 40%.
Dieser Wertzuwachs sei indes nicht auf abgefüllte Whisky beschränkt. Das Interesse der Investoren an Scotch-Whisky-Fässern wurde laut IWSR, einer globalen Benchmark für Wein- und Spirituosendaten, im Jahr 2020 auf 40 Mio. US-Dollar geschätzt. Der breitere Markt schloss dem Apex1000-Index von Rare Whisky 101 zufolge die erste Hälfte des Jahres 2021 mit einem Plus von 9,06% und einem geschätzten Wachstum der Anlagewerte von 17,5% auf Gesamtjahressicht.
Die University of South Africa stellte fest, dass Whisky, wie viele alternative Vermögenswerte, nicht mit traditionellen Finanzmärkten korreliert. Als die Pandemie ausbrach, habe der Wert der Spitzenwhiskys kaum geschwankt. Als der S&P 500 im August 2020 um 34% einbrach, stieg der Wert seltener schottischer Single Malts gar um 3%. Bis Ende 2020 sei diese Zahl auf 11% gestiegen. Und da die Inflation steige und Russlands Invasion in der Ukraine die Finanzmärkte erschüttere, dürfte sich dieser Trend fortsetzen.
Das Interesse der Käufer an Whisky, darin zu investieren und ihn zu sammeln, sei einer der Haupttreiber dieses Wachstums. Whisky werde oft als klassisches Passionsinvestment bezeichnet. Die Angebots- und Nachfragedynamik der Branche sei attraktiv. Wenn es nur ein Fass eines sammelbaren Whiskys gebe, dann gebe es nur 54 Flaschen in einem weltweiten Vorrat. Wenn eine dieser Flaschen getrunken werde, seien die restlichen 53 noch wertvoller. Einige Websites seien komplett abgestürzt, wenn ein neuer Whisky auf den Markt gekommen sei, sodass Sekundär- und Auktionsmärkte dann die einzigen Orte zum Kaufen seien.
Darüber hinaus falle die zunehmende Popularität von seltenem Whisky auch mit den steigenden Verkaufszahlen der Branche in China und anderen asiatischen Märkten zusammen. "Asiatische Käufer investieren stark in Scotch", sagt Rupert Patrick, CEO von Whisky Invest Direct. "Die Leute sind der Meinung, dass es sich um einen sehr attraktiven Vermögenswert handelt», fügt er hinzu. Zwischen 2000 und 2021 seien die Exporte von Scotch nach China laut der Scotch Whisky Association (SWA) von 137 Mio. USD auf 254 Mio. USD gestiegen. Auch Taiwan, Singapur und Malaysia seien Wachstumsmärkte. Im Jahr 2021 sei der Wert der Exporte von schottischem Whisky in den Asien-Pazifik-Raum laut SWA um 21% gesteigen.
Während die Scotch-Preise gemäss Schroders nach wie vor weit über denen asiatischer Whiskys liegen, erfreuen sich japanische Destillerien wie Karuizawa, Yamazaki und Hanyu zunehmend eines guten Rufs für feinen Whisky. Tatsächlich verzeichnete seltener japanischer Whisky in den 12 Monaten bis zum 31. Januar 2022 einen Wertanstieg von 40,45%, wie der japanische Index von Rare Whisky 101 zeigt.
Ein 54-Flaschen-Set japanischen Whiskys, die Hanyu Ichiro Full Card Series, habe kürzlich Rekorde gebrochen, als es bei der Bonhams’s Fine & Rare Wine and Whisky in Hongkong für 1,52 Mio. USD verkauft wurde. Der vorherige Rekord für die teuerste jemals verkaufte Sammlung japanischer Whiskys sei im Jahr davor aufgestellt worden, als eine vollständige Serie für 917'000 USD verkauft wurde. Auch die alten Yamazaki-Whiskys aus Japan haben sich in den letzten Jahren gut verkauft.
Allerdings stieg die Nachfrage weltweit, nicht nur in Asien. Der Scotch Whisky Association zufolge expandierten die Exporte von Scotch Whisky im Jahr 2021 in die USA um 8%, in den Asien-Pazifik-Raum um 21% und nach Lateinamerika um 71%, wenn auch gegenüber einer niedrigeren Vergleichsbasis.
Einige mahnen, dass die berauschende Wertsteigerung seltener Whiskys ein Warnsignal sei. "Ein Grossteil des dramatischen Aufstiegs von Whisky wurde von Investoren angeheizt, die dachten, dass man damit schnell Geld verdienen kann», meint Patrick. "Dieser Trend wird nicht ewig dauern – es ist eine Blase", fügt er hinzu.
Andere Experten würden jedoch widersprechen. Einige vermuten, dass zwar alles möglich sei, der derzeitige Marktoptimismus allerdings eher dagegen spreche. Andere führen als Argument an, wie handfest eine Flasche Whisky als Anlagekategorie sei: "Blasen platzen und hinterlassen nichts. Mit Whisky hat man wenigstens einen physischen Gegenstand in der Hand", sagte ein Branchenexperte.
Anleger können gemäss Schroders Whisky sowohl in Fässern als auch in Flaschen kaufen. Beides habe Vor- und Nachteile. Deshalb kaufen einige Anleger auch beides, um sich gegen die potenziellen Nachteile der jeweils anderen Variante abzusichern. Sobald Whisky in Flaschen abgefüllt sei, altere er nicht mehr, während Whisky in Fässern weiter altere und dabei noch an Wert gewinne. Der Markt für Fässer habe sich in den letzten Jahren als robust erwiesen und trotz wirtschaftlicher Turbulenzen ein deutliches Wachstum verzeichnet. Whisky im Fass, der mindestens sechs Jahre gelagert werde, bringe im Durchschnitt 60% Gewinn und übertreffe damit FTSE-Aktien und Immobilien in London.
Allerdings sollten sich laut dem Vermögensverwalter insbesondere Fassanleger sowohl der Risiken als auch der Chancen bewusst sein. Solange der Verschluss einer Whiskyflasche gut sei, könne sie ihren Besitzer um viele Jahrzehnte überdauern. Wenn Whisky dagegen in einem Fass verbleibe, verdunste er mit der Zeit oder der Geschmack gehe verloren. Es bestünde auch die Möglichkeit, dass Fässer brechen oder undicht werden, was einen möglichen Totalverlust bedeuten könne. Zudem können Fässer laut Schroders anfällig für Betrug sein. Dies liege unter anderem an der Drei-Wege-Beziehung zwischen Käufer, Verkäufer und Lagerhaus. Lagerhäuser, in denen Fässer aufbewahrt werden, seien von der HMRC (britische Zollbehörde) als zollrechtlich geschützte Waren lizensiert. Zusammen mit den Angaben zum Fassbesitzer werden Eigentumszertifikate ("Certificate of Title») ausgestellt.
Rupert Patrick stimmt zu: "Zertifikate als Eigentumsnachweis sind im Whisky-Umfeld eine sehr schlechte Sache. Das Fass befindet sich in einem staatlich regulierten Lagerhaus, und wenn Ihr Name nicht in den Aufzeichnungen des Lagerhalters vorkommt, dann besitzen Sie diesen Whisky auch nicht.» Laut Rupert Patrick sind die Grosshandelspreise für Whisky in den vergangenen 40 Jahren um etwa 7% bis 8% pro Jahr gestiegen, es handle sich also nicht um eine schnelle In-and-Out-Investition. "Investieren Sie mindestens drei bis vier Jahre und seien Sie darauf vorbereitet, auch mittel- bis langfristig gebunden zu sein, denn der Markt kann auch fallen», empfiehlt er.
Whisky Invest Direct arbeite daran, einige der Herausforderungen zu meistern, mit denen die Fassindustrie konfrontiert sei. Da Whisky häufig acht bis neun Jahre im Fass gelagert werde, bestünde die Möglichkeit, dass Wertprognosen bisweilen unzuverlässig seien. Whisky Invest Direct verwalte den langfristigen Bestand von Brennereien und ermögliche es Anlegern, Fässer auf Grosshandelsebene ohne Preisaufschlag zu kaufen und verkaufen. Zur Betrugsbekämpfung verfüge das Unternehmen über ein transparentes Online-Audit, das Eigentum, Lagerort und Fassnummer öffentlich ausweise. Der Wert der Fässer werde von Whiskey Invest Direct, seiner Bank und seinen Lagerverwaltern gesichert. Ausserdem sei das Unternehmen gegen Fassleckagen versichert.
Einige würden NFTs verwenden, um Betrug zu verhindern. NFTs (Non-Fungible Token) seien ein digitaler Code, der sich auf einer Blockchain befinde. Als die Destillerie William Grant and Sons 15 Flaschen des 46 Jahre alten Glenfiddich-Whiskys für 18'000 US-Dollar pro Flasche verkaufte, wurde jede mit ihrem eigenen NFT geliefert, der Kunstwerke und ein fälschungssicheres Eigentumszertifikat enthält, erläutert Schroders.
Für diejenigen, die planen, in den Whiskymarkt einzusteigen, empfiehlt Patrick, vor dem Kauf eine Preisanalyse durchzuführen. "Die meisten Leute verstehen nicht, was Whisky kostet. Das ist ein sehr gefährlicher Ausgangspunkt", sagt er. Ein neues Fass Whisky koste etwa 385 bis 514 USD, aber einige Unternehmen verkaufen es jedoch für 3'852 bis 5'136 USD. Ob Anleger von Whisky profitieren können, hänge wie bei gutem Wein und bei Kunst ganz davon ab, was gekauft werde. Am profitabelsten seien in der Regel seltene Whiskys aus einer berühmten Destillerie wie Bowmore, Dalmore oder Macallan. Ohne ein gutes Verständnis dieser Werte und anderer Marktentwicklungen könne es schwierig sein, Gewinne zu erzielen.