11.11.2024, 16:30 Uhr
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Italien hat ein neues Parlament gewählt und für einige Überraschungen gesorgt. Verschiedene Finanzexperten geben ihre Einschätzungen ab, was dies für die Zukunft bedeuten könnte.
Ein weiteres Jahr, eine weitere Reihe von "Schock"-Wahlergebnissen, die einem gut etablierten Muster folgen würden, kommentiert der Old Mutual Global Investors Experte Ian Ormiston den italienischen Wahlausgang. Besonders auffällig seien der kontinuierliche Anstieg des Anteils der Fünf-Sterne-Bewegung, die in der Vergangenheit oft als reine Protestbewegung und nicht als politische Partei abgetan wurde, der Aufstieg der rechten Lega Nord über die moderatere Forza Italia und der Rückgang des Stimmenanteils der Mitte-Links-Demokratischen Partei unter 20%. So wie in Frankreich und Deutschland hätten Parteien am Rande auf Kosten derer in der Mitte gewonnen, wobei Mitte-Links der grösste Verlierer ist.
"Zusammengerechnet haben Fünf-Sterne und Lega um rund neun Prozent besser abgeschnitten, als es der Schnitt der Wahlumfragen prognostiziert hatte. In beinah jedem anderen Land wäre das höchst ungewöhnlich, in Italien jedoch entsprach das gerade einmal den Umfrageunschärfen, wie wir sie aus der Vergangenheit gewohnt sind", sagt die Deutsche AM.
Finanzmärkte unschlüssig
"Die Finanzmärkte scheinen noch unschlüssig, wie sie auf die Wahlergebnisse in Italien reagieren sollen. Es gab nur einen leichten Verkauf von italienischen Aktien und Anleihen. Alles weist auf eine Mitte-Rechts-Koalition hin, was schlecht für den Euro sein dürfe", so Paul Hatfield, Global Co-Chief Investment Officer bei Alcentra (BNY Mellon IM). Daher bleibt Hatfield bei seiner Meinung, dass momentan nicht der richtige Zeitpunkt sei, in italienische Werte zu investieren.
Die Deutsche AM erwartet, dass italienische Unternehmensanleihen Teile der Gewinne, die sie vor der Wahl verzeichnen konnten, wieder abgegeben müssen. Im Zuge der weiteren Stimmenauszählung sollten die Kurse volatil bleiben. Doch mit grösseren Verwerfungen rechnet die Deutsche AM kurzfristig nicht mehr.
Risiko für Ausstieg aus Eurozone gering
Das Wahlergebnis sei für internationale Investoren sehr wichtig, vor allem angesichts der Grösse der italienischen Wirtschaft, so der Schroders Experte Azad Zangana. Das Risiko eines Ausstiegs aus der Eurozone schätzt Zangana als gering ein: "Die italienische Verfassung lässt eine solche Abstimmung nicht zu, und eine Änderung der Verfassung würde eine Zweidrittelmehrheit erfordern, die von den links- und rechtsgerichteten euroskeptischen Parteien nicht beherrscht wird." Seines Erachtens besteht das grössere Risiko darin, dass die öffentlichen Finanzen nachlassen und möglicherweise wichtige Reformen der letzten Jahre rückgängig gemacht werden. Dies könnte Italien auf einen Kollisionskurs mit der Europäischen Kommission bringen und sogar die ruhenden Bürgerwehrler wecken.