12.12.2024, 12:27 Uhr
«Privatmarktanlagen bieten nach wie vor Potenzial für höhere Renditen und Erträge, eine grössere Widerstandsfähigkeit des Portfolios und einen differenzierten Zugang zu den wichtigsten globalen Megathemen. 2025...
Technologien werden vielen Unternehmen dabei helfen, mit dem Coronavirus fertig zu werden. Doch für Peter Harrison, den CEO von Schroders, sind die Unternehmenskultur und Entwicklung guter Beziehungen zu den Mitarbeitern von ebenso grosser Bedeutung.
Jeder Unternehmenschef macht sich über "Schwarze Schwäne» (unvorhergesehene und unwahrscheinliche Ereignisse) und deren potenziell geschäftsschädigenden Auswirkungen Gedanken. "Keine leichte Aufgabe, da diese Ereignisse naturgemäss völlig unberechenbar sind", betont Peter Harrison, der CEO von Schroders.
Manche Wissenschaftler führen an, dass die derzeitige Pandemie eine bekannte und vielleicht unvermeidliche Bedrohung war. Schwarzer Schwan hin oder her, die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen von Covid-19 sind dramatisch. Die Frage, so Harrison, die sich Unternehmenschefs jetzt stellen müssen, lautet: "Wie belastbar ist mein Unternehmen?» Das sei das wichtigste Gesprächsthema aller Geschäftsleitungen der im FTSE 100 aufgeführten Unternehmen: "Wie bleiben wir funktionstüchtig, wenn ein deutlicher Anteil unserer Mitarbeiter erkrankt?" "Wie tragen wir dazu bei, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen?" "Wie halten wir das Servicelevel aufrecht?" Und die wichtigste Frage: "Wie können wir für die Sicherheit unserer Mitarbeitenden sorgen?"
Wie Harrison weiter ausführt, müssen sich Investmentgesellschaften wie Schroders zudem einer ganz spezifischen Herausforderung stellen: "Wie hoch ist unsere Zuversicht, dass Handelstransaktionen unabhängig von der Anzahl ausgefallener Mitarbeitender weiter abgewickelt werden können?" Für Unternehmen, die gerade erst damit begonnen hätten, ernsthaft zu überlegen, wie die grössten Probleme zu bewältigen seien, könnte es zu spät sein, um effektive Lösungen anzubieten, meint er. Und für Unternehmen, die sich auf den "schwarzen Schwan» eingestellt hätten, bestehe die Lösung zum Teil in Technologien. Doch komme der Unternehmenskultur und der Entwicklung guter Beziehungen zur Belegschaft eine ebenso wichtige Bedeutung zu. "Die Stärke dieses sozialen Vertrags ist in Krisenzeiten entscheidend. Und jetzt steht er auf dem Prüfstand", sagt der CEO von Schroders.
Vorausschauende Unternehmen haben zu Recht dafür gekämpft, eine optimale Arbeitsumgebung bieten zu können – etwa ein modernes Fitnessstudio oder der Zugang zu einem Arzt oder sogar einem Zahnarzt im Unternehmensgebäude. Doch aus der Perspektive der Coronavirus-Pandemie betrachtet, war das nur die erste Stufe dieses Vertrags. "Es wird jetzt deutlich, dass sich in der nächsten Stufe zeigen wird, ob ein Unternehmen für seine Mitarbeitenden – und für die Interessen seiner Auftraggeber und Kunden – sorgen kann, auch wenn das System unter einem extremen Stress steht", betont Harrison.
Der Kern dieser Lösung besteht in Technologien. Schroders hat dieses Thema 2016 aufgegriffen – nach der Ernennung Harrisons zum CEO. Das Managementteam kam zu dem Schluss, dass Schroders Technologien benötige, um eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit zu ermöglichen und die Resilienz des Unternehmens zu sichern. Das Ziel bestand in einer flexiblen Arbeitsweise ohne Hindernisse.
"Wenn man Mitarbeitenden eine wirklich agile Arbeitsweise ermöglicht, schafft dies ein tiefes Vertrauensverhältnis", erklärt der CEO. Deshalb hat Schroders entsprechende Investitionen vorgenommen. Zuerst hat das Unternehmen mit der Einführung eines Systems begonnen, das allen Mitarbeitenden das standortunabhängige Arbeiten ermöglicht. Sie können jederzeit von einem beliebigen Standort aus über einen einzigen Login arbeiten. Sie erhalten uneingeschränkten Zugriff auf die IT-Systeme, so wie dies auch vor Ort im Büro der Fall wäre. Auf diese Weise können die Kundendienstteams mit Kunden sprechen und die Fondsmanager Handelsaufträge platzieren.
Auf diese Weise hat Schroders den Mitarbeitenden die Möglichkeit gegeben, die für sie optimale Arbeitsweise zu wählen. Dabei ging es nicht nur darum, von zu Hause aus arbeiten zu können. Der universale IT-Zugriff ermöglichte es ihnen auch, mit anderen Teams in den Londoner Büros zusammenzuarbeiten. Schliesslich war das Bürogebäude für diese agile Arbeitsweise ausgelegt. "Die Zusammenarbeit hat seither einen exponentiellen Anstieg erlebt", freut sich Harrison.
Als Schroders zu Beginn des Monats beschloss, die Teams aufzuteilen, fiel das daher auch nicht schwer. Aufgrund der vor etlichen Jahren getroffenen Entscheidungen – der Belegschaft echte Flexibilität zu bieten – war man dafür ideal aufgestellt, um diese Situation zu bewältigen. Die erste Herausforderung – 5'000 Mitarbeitende an 34 Standorten in zwei Teams aufzuteilen, die im Wechsel von zu Hause aus und im Büro arbeiten würden, sei leicht zu bewältigen gewesen, so der CEO. Schroders begann damit zu Jahresanfang zunächst in Asien und musste die Massnahme nun weltweit einführen.
Nach neuen Vorgaben der Regierung wurde dann in der vergangenen Woche der nächste Schritt vollzogen: der Übergang zu einer "minimal vertretbaren Präsenz». Hierfür stellte Schroders sicher, dass die Personaldecke vor Ort im Büro ausreicht, der Grossteil aber von zu Hause aus arbeiten kann. Auch dieser Wechsel sei reibungslos und effizient vollzogen worden. Zuverlässige und vielseitige Technologien waren hierfür von entscheidender Bedeutung.
Mit virtuellen Desktops haben alle Portfoliomanager, Analysten und Händler von Schroders dieselbe Arbeitsumgebung – ob sie nun in einem Disaster-Recovery-Zentrum, zu Hause oder vor Ort im Büro arbeiten. Dabei nutzen sie die Tools, welche die Arbeitsweise des Unternehmens von Grund auf verändert haben. Bisherige manuelle Prozesse wurden durch Aladdin, ein Tool für das Risiko- und Portfoliomanagement, ersetzt. Tools für die Teamarbeit sowie Messaging- und Chat-Programme ermöglichen den Händler die laufende Abstimmung mit Fondsmanagern und dem operativen Bereich. Bloomberg IB Chat und Symphony sorgen indes für eine sichere Kommunikation mit Brokern und Kontrahenten. Die Liste der neuen Technologien lässt sich endlos fortsetzen, und sie alle stehen den Teams zur Verfügung.
Das bedeute auch, dass er diesen Artikel im Home Office verfasst habe, sagt Harrison: "Ganz gleich, welche Aufgabe zu erledigen ist: Ich und das gesamte Unternehmen können problemlos von zu Hause aus arbeiten. Mit diesem Konzept schützen wir unseren Geschäftsbetrieb, vor allem aber sorgen wir für die Sicherheit unserer Mitarbeitenden und tragen dazu bei, die Verbreitung des Virus einzudämmen." Und er fügt an: "Meines Erachtens sollten alle Unternehmen so arbeiten. Es geht hier nicht nur um eine flexible Arbeitsweise, sondern darum, den mit unseren Mitarbeitenden geschlossenen sozialen Vertrag zu vertiefen und unseren Mitarbeitenden zu vertrauen – nicht nur in Krisenzeiten." Niemand könne wissen, was uns der nächste schwarze Schwan bringe oder wann er auftauchen werde. Doch das dürfe ein Unternehmen nicht davon abhalten, jederzeit gewappnet zu sein. Ermöglicht werde dies durch die Stärkung der Mitarbeitenden anhand von Technologien, die sich stetig weiter entwickeln.
Man dürfe auch nicht vergessen, dass mit zwei Millionen Menschen, die in der Gig-Economy (Teil des Arbeitsmarktes, bei dem kleine Aufträge kurzfristig an unabhängige Selbständige, Freiberufler oder geringfügig Beschäftigte vergeben werden) arbeiten, kein sozialer Vertrag geschlossen wurde. "In diesen Zeiten müssen wir uns intensiv damit beschäftigen, welche Folgen solche Krisen für diese Menschen haben. Denn sie sind die wirklichen Verlierer dieser Pandemie", sagt Peter Harrison.