S&P: Abkopplung der Schwellenländer

07.11.2008, 15:00 Uhr

Der massive Taucher an allen wichtigen Aktienmärkten rund um den Globus mag auf den ersten Blick der Abkopplungsthese von Industrie- und Schwellenländern widersprechen. Gemäss einer Befragung von Standard & Poor’s Fund Services sind sich Fondsmanager von Emerging Markets Fonds aber dennoch einig: Die Abkopplungsthese trifft zwar nicht auf die Aktienmärkte zu, aber durchaus auf die Realwirtschaften der Schwellenländer.

Alison Cratchley, Lead Analyst bei S&P Fund Services, sagt: “In Bezug auf Aktienmärkte glauben die Fondsmanager nicht mehr an die Abkopplungsthese. Aber auf die Realwirtschaft könnte sie durchaus noch zutreffen.“

Thomas Gerhardt, Fondsmanager der beiden von S&P mit A gerateten Fonds DWS Emerging Markets und DWS Invest BRIC Plus, betont, dass die Schwellenländer immer noch wachsen, im Gegensatz zu den Industrieländern. Er fügt jedoch hinzu, dass Anleger den Fundamentaldaten momentan kaum Beachtung schenken. Eine Erholung der Aktienmärkte hinge von der Schwere und der Tiefe einer US-Rezession ab. Normalerweise zeigen die Börsen sechs bis neun Monate vor dem Ende einer Rezession die ersten Anzeichen einer Besserung.

Hugh Hunter, Fondsmanager des von S&P mit AA gerateten WestLB Mellon Compass Fund Global Emerging Markets Fund, weist auf die bessere Verfassung der Schwellenländer-Volkswirtschaften hin. Diese profitierten zunehmend von der Nachfrage des Binnenmarktes und sollten deshalb zumindest teilweise von den Problemen der Industrieländer abgeschirmt sein. Sein Team findet in den Emerging Markets eine ganze Reihe Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen und guten Fundamentaldaten, die zu attraktiven Preisen gehandelt werden. Trotzdem geht er davon aus, dass die Schwellenländer erst dann wieder rentieren, wenn sich die Weltwirtschaft und der Finanzsektor stabilisiert haben.

Louisa Lo, die den von S&P mit AA gerateten Schroder ISF – Greater China Fund managt, ist ähnlicher Meinung. Sie sieht gute Langfrist-Chancen für Anlagen in China und Taiwan, da das Wachstum zunehmend aus der Binnennachfrage entsteht und deshalb weniger von der Weltwirtschaft abhängt. Das führt zu einer Aufwertung der Unternehmen, die sich auf den Heimmarkt konzentrieren. Kurzfristig erwartet Lo aber weiterhin Druck auf die regionalen Aktienmärkte.

Wojciech Stanislawski, Fondsmanager des von S&P mit A gerateten Comgest Growth India Fund, sieht in Indien die einzige asiatische Wachstumsstory, die nicht stark von Exporten abhängt. Er weist daraufhin, dass Indien zwar Energie importieren muss, aber einige starke nationale Gesellschaften mit guten Geschäftsmodellen hat. Chancen sieht Stanislawski für Industrie-, Konsum- und Dienstleistungsunternehmen, die sich auf den Heimmarkt konzentrieren. Stanislaw investiert dagegen nicht in Banken und nur in ein Hypothekenunternehmen, die Housing Development Finance Corporation.

Den vollständigen Sektorupdate (in Englisch) finden Sie hier.

Alle Artikel anzeigen

Diese Website verwendet Cookies, um Ihnen die bestmögliche Nutzung unserer Website zu ermöglichen.> Datenschutzerklärung