04.11.2024, 08:35 Uhr
Die Billig-Airline hat in der ersten Hälfte ihres Geschäftsjahres die Ticket-Preise gesenkt und so auch weniger verdient. Unter anderem wegen der Probleme bei Boeing rechnet Ryanair mit weniger Passagieren.
Ursprünglich schon ab Mai geplant, macht der irische Billigflieger nun Ernst: Ab sofort will Ryanair seine Bordkarten künftig nur noch digital anbieten. Wer nicht auf die App setzt, zahlt zusätzlich.
Ryanair will nach eigener Ankündigung die weltweit erste papierlose Airline werden. Mit den elektronischen Bordkarten könnten mehr als 300 Tonnen Abfall pro Jahr vermieden werden, heisst es in einer Mitteilung. Konkurrenten wie Easyjet, British Airways oder auch Lufthansa und Swiss lassen den Kunden hingegen bislang die Wahl zwischen digitaler und analoger Bordkarte.
Passagiere müssen nun ab Mittwoch ihre Tickets in elektronischer Form bereithalten, wenn sie in ein Flugzeug von Ryanair einsteigen wollen. Schon bei den ersten Ankündigungen der irischen Airline kam es in Grossbritannien zu Kritik und Protesten. Werden technisch nicht so begabte Menschen oder Internetverweigerer damit nicht vom Fliegen ausgeschlossen?
Das Unternehmen versucht, mögliche Bedenken zu zerstreuen, und hat den ursprünglich für Mai geplanten Start in den ruhigeren November verschoben. Statt knapp 20 Millionen Passagieren (Mai 2025) dürften in dem kühlen Herbstmonat nur gut 13 Millionen Menschen mit den Iren unterwegs sein.
Eine zentrale Rolle in der Digital-Strategie spielt die Smartphone-Anwendung «myRyanair». Sie soll für die Kunden künftig der einzige Weg sein, um im elektronischen Check-in-Prozess eine Bordkarte zu erstellen. Die Airline will auch Kunden in die App holen, die ihre Tickets bei anderen Portalen gebucht haben. Ohne die kleine Datei auf dem Smartphone gelangt man nicht einmal in den Sicherheitsbereich eines Flughafens, geschweige denn an Bord eines Flugzeuges.
Der Fluggesellschaft zufolge nutzen bereits weit mehr als 80 Prozent der Gäste die moderne Technik. Passagiere ohne Smartphone sollten sich von Freunden oder Verwandten beim Check-in helfen lassen, rät ein Sprecher des Unternehmens zusätzlich.
Wer alle Warnungen und die wiederholten Erinnerungen zum Online-Check-in ignoriert, findet möglicherweise am Flughafen einen letzten und teuren Ausweg, um doch noch eine ausgedruckte Bordkarte zu erhalten und damit an Bord zu kommen: «In diesem Fall müssen Sie die Check-in-Gebühr am Flughafen bezahlen», heisst es auf der Ryanair-Website. Das sind je nach Abflugland zwischen 30 und 55 Pfund pro Passagier und Strecke.