LongRun Equity Fund bei Rothschild & Co: «Im dritten Quartal haben wir keine neue Position aufgebaut»

Von links: Die Portfoliomanager Gianluca Ricci, Beat Keiser, Benjamin Meier und Christoph Wirtz. (Bild pd)
Von links: Die Portfoliomanager Gianluca Ricci, Beat Keiser, Benjamin Meier und Christoph Wirtz. (Bild pd)

Gianluca Ricci, Beat Keiser, Benjamin Meier und Christoph Wirtz, Portfolio Managers Rothschild & Co LongRun Equity Fund erläutern im Interview die Strategie des Flaggschiff der globalen Aktienstrategie von Rothschild & Co und wieso sie sich endgültig von den überbewerteten Papieren von Kone getrennt haben.

22.10.2024, 07:42 Uhr

Der LongRun Equity Fund feierte kürzlich sein neunjähriges Bestehen. Bevor wir uns mit seiner Performance und seinem Portfolio befassen, könnten Sie uns bitte erläutern, wie sich Ihre Anlagephilosophie von den meisten globalen Aktienstrategien in der Branche unterscheidet?

Gianluca Ricci: Beim LongRun ist es unser Ziel, die hochwertigsten Unternehmen langfristig zu besitzen. Anders als bei vielen Strategien, welche sich auf kurzfristige Kursschwankungen fokussieren, priorisieren wir die wettbewerbsfähige Position eines Unternehmens, ein aussergewöhnliches und nachhaltiges Geschäftsmodell sowie die Fähigkeit, durch den Zinseszinseffekt Vermögen über die Zeit zu vermehren.

Zusätzlich legen wir viel Wert auf ein Management, das das Unternehmenskapital so einsetzt, als wäre es sein eigenes. Unsere Investmententscheidungen basieren auf langfristigen Unternehmensbewertungen während wir überbewertete Unternehmen meiden, schrecken wir nicht grundsätzlich vor hohen Bewertungen zurück. Denn wenn ein grossartiges Unternehmen weiterhin erfolgreich ist, folgt der Aktienkurs in der Regel. Ein zu strikter Fokus auf Bewertungen könnte hingegen dazu führen, dass wir grossartige Unternehmen übersehen. Wir sind entschlossen, diesen Fehler zu vermeiden.

Können Sie näher erläutern, wie Sie diese Philosophie in der Praxis umsetzen?

Beat Keiser: Die Basis der Umsetzung unserer Strategie beruht auf einer intensiven Fundamentalanalyse. Die meiste Zeit investieren wir in das Lesen von Geschäftsberichten, das Führen von Expertengesprächen und den Austausch mit Managementteams sowie Branchenexperten. Zusätzlich sind Bücher über Unternehmen und ihre Führungskräfte, Branchen-Newsletter, Fachpublikationen und Podcasts wertvolle Informationsquellen, die oft vernachlässigt werden.

Auch pflegen wir regelmässigen Kontakt mit der jeweiligen Geschäftsleitung, sprechen mit Brancheninsidern und führen tiefgehende Analysen durch.

Mitte Oktober verzeichnete Ihre Strategie seit Jahresbeginn eine Performance von +10,80 Prozent in Euro, mit einer annualisierten Rendite von 11,4 Prozent seit Auflegung, verglichen mit 11,0 Prozent für globale Aktien. Was waren die wichtigsten Faktoren für die Performance in den letzten Monaten?

Benjamin Meier: Die wichtigsten positiven Treiber im dritten Quartal waren unsere Unternehmen aus der Medtech- und professionellen Dienstleistungsindustrie. Im Medtech-Bereich verzeichneten unsere beiden Gerätehersteller, Danaher und Thermo Fisher, ein zweistelliges Wachstum. Das gilt auch für unseren Gesundheitsdienstleister, UnitedHealth. Alle drei profitierten von soliden Ergebnissen im zweiten Quartal und einem langfristigen, aussichtsreichen Wachstum.

Unsere Unternehmen im Bereich der professionellen Dienstleistungen, die alle über einen starken Marktanteil verfügen und geschäftskritische Informationen, Daten und Dienstleistungen anbieten, haben sich sehr gut entwickelt. Accenture, Gartner, Mastercard und Moody's verzeichneten alle Zuwächse von über 10 Prozent, während Relx als einziger Nachzügler einen leichten Rückgang hinnehmen musste.

Auf der anderen Seite sind unsere Software Unternehmen im Technologie-Sektor Adobe, Intuit und Microsoft alle leicht im einstelligen Prozent-Bereich gesunken. Zusätzlich wurden die Erwartungen in Bezug auf Softwareausgaben gedämpft.

Das klingt, als wäre der Technologiesektor eine kleine Herausforderung gewesen. Können Sie uns mehr über Ihre am schlechtesten abschneidende Position, ASML, erzählen?

Gianluca Ricci: Unser Lithographie-Ausrüstungs-Monolith ASML fiel um über 20 Prozent. Der Aktienkurs wurde durch zunehmende politische Spannungen, Sorgen über neue Exportbeschränkungen sowie Befürchtungen hinsichtlich einer zyklischen Abschwächung der Nachfrage, negativ beeinflusst. Angesichts der scharfen Kurskorrektur von fast 30 Prozent halten wir diese für mehr als berücksichtigt und behalten unsere positive Einschätzung bei, nicht zuletzt wegen der starken Abwertung, welche die Aktie hinnehmen musste, die Gewinnschätzungen haben sich seit Q1 grundsätzlich nicht bewegt.

Sie haben vorhin erwähnt, dass Ihr Anlageprozess langfristig ausgerichtet ist, aber gibt es in letzter Zeit irgendwelche Portfolioänderungen, die Sie hervorheben möchten?

Christoph Wirtz: Im dritten Quartal haben wir keine neue Position aufgebaut. Allerdings wurde die Beteiligung an Kone, die von Anfang an Teil des Fonds war, vollständig verkauft. Kone ist ein Unternehmen, dessen Fundamentaldaten uns weiterhin gefallen. Es nimmt eine starke Marktposition in einer konsolidierten Branche ein und verfügt dank seines hochprofitablen Ersatzteilgeschäft über eine gute Umsatz- und Ertragsvisibilität. Unternehmensexperten erwarten, dass 90 Prozent des Unternehmensgewinns im dem Service- und Modernisierungs-Geschäft erwirtschaftet wird.

Allerdings lautet ein wichtiger Grundsatz unserer Anlagephilosophie: «Nur robuste Unternehmen, die ihr Schicksal selbst in der Hand haben, kommen in Frage». Wir sind besorgt über das übermässige Engagement auf dem chinesischen Markt, welches rund 25 Prozent des Umsatzes ausmacht. Bedenken hinsichtlich China sind dreifacher Natur. Erstens übt die Regierung nach wie vor einen übermässigen Einfluss auf viele Märkte, einschliesslich des Immobiliensektors, aus. Zweitens könnte die Neubautätigkeit ihren Höhepunkt erreicht haben, was das Risiko von Überkapazitäten birgt, das durch eine fragmentierte Marktstruktur noch verstärkt wird. Drittens glauben wir, dass China auch langfristig ein ‚Produkt‘-Markt bleiben könnte, was die Aussicht auf attraktive Gewinne aus profitableren Aftermarket-Geschäften einschränkt. Aus diesem Grund haben wir unsere Investition im Juli aufgrund einer Überbewertung der Aktie vollständig verkauft.

Was sind die wichtigsten Bereiche, auf die Sie sich zum Jahresende hin konzentrieren werden?

Beat Keiser: Wir werden uns weiterhin auf Unternehmen mit dauerhaften Wettbewerbsvorteilen und robusten Geschäftsmodellen konzentrieren. Wir werden in unserem langfristigen Ansatz diszipliniert bleiben und den regelmässigen Dialog mit den Managementteams aufrechterhalten. Gleichzeitig sind wir ständig auf der Suche nach neuen Opportunitäten. Wir werden aber nur dann investieren, wenn die Unternehmen unsere strengen Kriterien erfüllen.

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