18.12.2024, 08:38 Uhr
Raiffeisen-Schweiz-Chef Heinz Huber nimmt bereits zum Jahreswechsel seinen Hut. Ab Juli soll er Präsident der Graubündner Kantonalbank (GKB) werden.
Welche Anlagen werden im neuen Jahr glänzen, wo gibt es nach dem per saldo hervorragenden Börsenjahr 2021 noch Renditeperlen? Das fragte "Finanz und Wirtschaft" fünf Anlagestrateginnen und -strategen. Am Investmentseminar "Opportunities 2022" des FuW-Forums haben sie ihre Empfehlungen vorgestellt.
Steigende Inflation, Lieferengpässe und die nach wie vor grassierende Pandemie dominieren die Schlagzeilen. Dabei geht fast vergessen, dass das Börsenjahr 2021 insgesamt ein Ausnahmejahr war, eine Ausnahme im positiven Sinn mit Wertsteigerungen in unerwartetem Ausmass. Besser geht kaum, aber muss es deswegen im neuen Jahr schlecht werden?
Der Tenor am Opportunities-Seminar des "Finanz und Wirtschaft"-Forums war verhalten positiv. Eine schwächere, aber nach wie vor respektable Konjunktur, eine Teuerung, die hartnäckiger ist als die Notenbanken in ihren beschwichtigenden Kommentaren erwarten lassen, die näher rückende Zinswende und ein allen Herausforderungen zum Trotz weiter solides Wachstum der Unternehmensgewinne: In diesem Rahmen werden sich die Märkte nach Meinung der meisten Auguren im kommenden Jahr bewegen.
Ein eher durchschnittliches Anlagejahr mit erhöhter Volatilität stehe bevor. Keine Flut, die alle Boote hebt, aber intakte Chancen in unterschiedlichen Bereichen.
Philipp Bärtschi von der Bank J. Safra Sarasin erinnert daran, dass "gegen den Strom schwimmen" oft den grössten Erfolg bringt. Mit dieser Überlegung empfiehlt er China, dessen Markt dieses Jahr enttäuscht hat. Anlegerinnen und Anleger seien durch das härtere Vorgehen der Regierung beispielsweise bei den chinesischen Internetgiganten oder dem überschuldeten Immobilienriesen Evergrande verunsichert worden.
Die getroffenen Massnahmen dienten jedoch einer besseren Verteilung des Wohlstands, was wiederum der gesamten Wirtschaft zugutekommt. Die gelockerte Geldpolitik und die jüngst zu beobachtende Zunahme der Kreditvergabe würden das Wachstum unterstützen, ja wieder beschleunigen. "Chinas Aktienmarkt ist deutlich unterbewertet und wird 2022 positiv überraschen", meint Bärtschi.
Anastassios Frangulidis von Pictet Asset Management erwartet ein respektables Aktienjahr. Konjunkturell gehe es weiter gut, aber die Notenbanken würden beginnen, sich anders, weniger expansiv, zu positionieren. Das setzte dem Markt Grenzen. Was läuft in diesem Umfeld am besten?
Seine Antwort: Small und Mid Caps, global und besonders in der Schweiz. "Kleinere und mittelgrosse Unternehmen in unserem Land gehören zu den besten der Welt, dank ihrer Innovationskraft und Flexibilität." Small und Mid Caps sind darüber hinaus im Vergleich zu Large Caps attraktiv bewertet, auch sektoradjustiert, wie Frangulidis ausführt (im SMI-Index sind defensive Aktien klar stärker vertreten als im SMIM, was den Vergleich der beiden Kategorien erschwert).
Matthias Geissbühler von Raiffeisen Schweiz äussert sich zur Konjunktur zurückhaltend. Im Investitionszyklus breche die Zeit von schwächerem Wachstum und steigender Inflation an, Stichwort Stagflation.
Es ist, was die Märkte nicht gerne haben. Für Obligationen seien die Aussichten schwierig. Aktienseitig lohne sich eine stärkere Ausrichtung auf defensive Werte zugunsten von Wachstumstiteln. "Die Verlagerung ist im Gang, Titel wie Alcon, Roche, Lonza und Nestlé sind seit Sommer gefragt."
Seine Empfehlung jedoch heisst Gold. "Das Edelmetall ist ein klassischer Stagflationsprofiteur", 5 bis 7% als Beimischung in einem diversifizierten Portfolio sei keine schlechte Wahl fürs neue Jahr.
Fabienne Hockenjos-Erni von der Basellandschaftlichen Kantonalbank wirbt mit dem Slogan: "Daheim ist's am schönsten." Wie Frangulidis zieht sie den Schweizer Heimmarkt vor, empfiehlt aber auch grosskapitalisierte Werte. "Der Home Bias hat seine Berechtigung", betont sie und verweist auf die "vielen tollen Eigenschaften" des Schweizer Markts.
Diese sind: defensiver Charakter, herausragende Unternehmen mit Preismacht wie zum Beispiel Nestlé, "für die Inflation keine fundamentale Herausforderung darstellt". Und ihr gefällt der Pharmasektor mit günstig bewerteten Titeln wie Roche und Novartis, die wie andere Schweizer Aktien von erster Qualität sind.
Einen etwas anderen Weg geht Sando Merino von der Basler Kantonalbank. "Wir glauben nicht an den Inflationshype". sagt er. Bis Frühling oder Sommer sei der Preisauftrieb abgeklungen. Gleichwohl sei mit etwas bescheideneren Renditen zu rechnen.
Sein Rezept heisst Core-Satellite, ein nachhaltiges Kernportfolio aus den Komponenten Einkommen, Ausgewogen und Wachstum, ergänzt durch drei aktive Themen. Diese sind: erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Wassereffizienz und Healthcare. Sie würden nicht nur ein Jahr lang ihren Dienst versehen, sondern könnten auch länger im Depot bleiben.
Investiert wird in die Satelliten mit Fonds. Im Falle der Energie ist es der DNB Renewable Energy Fonds. "Es findet ein Umbau der globalen Energieversorgung statt", betont Merino. Dafür sei der genannte Fonds bestens gerüstet. Für die Wassereffizienz kommt der BNP Aqua Fund zum Zug, fürs Thema Gesundheit die Anlage in den Bellevue Adamant Sustainable Healthcare Fonds.