18.12.2024, 08:38 Uhr
Raiffeisen-Schweiz-Chef Heinz Huber nimmt bereits zum Jahreswechsel seinen Hut. Ab Juli soll er Präsident der Graubündner Kantonalbank (GKB) werden.
Während für die Schweizer Wirtschaft das Vorkrisenniveau zum Greifen nah ist, darbt der Tourismus weiter. Im besonders hart getroffenen Geschäftsreiseverkehr stellt sich die Frage, ob sich der Sektor im Zeitalter von virtuellen Meetings überhaupt je erholen wird. "Vom Wachstumsmotor zum Sorgenkind", hält Raiffeisen den Zustand der Branche fest.
Trotz Impffortschritte im In- und Ausland ist der Tourismus in der Schweiz noch weit vom Vor-Corona-Niveau entfernt. Im Tessin und in kleineren Berggemeinden haben Hotels dank Schweizer Gäste auch diesen Sommer gute Umsätze erzielt. Das Geschäft mit ausländischen Touristen liegt aber unverändert weitgehend brach. Besonders Gäste aus Übersee sind weiterhin kaum anzutreffen, schreibt Raiffeisen im eben erschienen Konjunkturcheck September.
Während die europäischen Touristen immerhin zu 40% zurück sind, so Raiffeisen, liegen die Logiernächte bei den amerikanischen Gästen nicht mal bei 10% und bei den asiatischen sogar nur bei 1% des Vorkrisenniveaus. Im Juni wurden damit, trotz des Plus bei den einheimischen Gästen, "rund 40% weniger Logiernächte als vor der Krise registriert".
Dass internationale Gäste ausbleiben, trifft vor allem die grossen Städte hart. Selbst Touristiker in Berggebieten erwarten eine Normalisierung erst in ein bis zwei Jahren. Hoteliers in den Städten befürchten eine noch viel längere Durststrecke.
Der Grund dafür ist der Geschäftsreiseverkehr. Geschäftsreisende machen in Schweizer Städten mehr als die Hälfte der Übernachtungen und noch deutlich mehr des Umsatzes aus. Die Pandemie hat der Digitalisierung einen Schub verliehen. Auch wenn manche Beschäftigte der online-Konferenzen überdrüssig sind, liegen die Raiffeisen-Ökonomen kaum falsch, wenn sie behaupten, dass ein Teil der Meetings, Tagungen und Kongresse auch in Zukunft virtuell abgehalten werde.
Gleichzeitig nimmt das Hotelangebot in den Städten in den nächsten ein bis zwei Jahren tendenziell weiter zu. Viele Projekte, die während der Pandemie unterbrochen wurden, werden wieder aufgenommen. Vor der Krise hat die starke Nachfrage das steigende Angebot problemlos absorbiert. Jetzt hat der Wind gedreht.
Die Absorption gestaltet sich viel schwieriger. Wie Raiffeisen erklärt, gilt das auch für Business Apartments, die in den letzten Jahren ebenfalls einen Boom erlebten.
Zwar wird der Umsatz mit Geschäftsreisenden nicht völlig wegbrechen, der physische Kontakt bleibt wichtig bleibt, besonders für den Austausch mit potenziellen und bestehenden Kunden sowie mit Zulieferern. Auch für Reparatur- und Wartungsarbeiten ist die lokale Präsenz normalerweise zwingend.
Aber, und das sagt nicht nur Raiffeisen, das weiss die Branche selbst: Weil ein Teil der Übernachtungen auch zukünftig fehlen wird, müssen sich Hoteliers neu positionieren. Stadthotels zum Beispiel müssen vermehrt Freizeitreisende und die einheimische Bevölkerung ansprechen.
Konkurrenz und Margendruck werden zweifelsohne grösser. "Die Stadthotellerie bleibt bis auf weiteres und noch viel länger als die Bergregionen stark von inländischen Gästen abhängig", folgert Raiffeisen. "War das Segment des Geschäftstourismus vor der Pandemie ein Wachstumsmotor der ganzen Tourismusbranche, entwickelt es sich nun zum Sorgenkind."