18.12.2024, 08:38 Uhr
Raiffeisen-Schweiz-Chef Heinz Huber nimmt bereits zum Jahreswechsel seinen Hut. Ab Juli soll er Präsident der Graubündner Kantonalbank (GKB) werden.
Die Raiffeisen-Gruppe hat nach einem sehr starken Vorjahr im ersten Halbjahr 2024 etwas weniger verdient. Vor allem das Zinsergebnis fiel wegen der Erhöhung der Sparzinsen letztes Jahr tiefer aus.
Der Geschäftserfolg als Mass der operativen Leistung fiel im ersten Semester um 13,2 Prozent auf 776 Millionen Franken. Unter dem Strich blieb ein um 8,4 Prozent tieferer Reingewinn von 642 Millionen Franken. Die Bankleitung spricht in einer Mitteilung trotz dem Gewinnrückgang von einem «erfreulichen ersten Halbjahr».
Es sei das zweitbeste Halbjahresergebnis seit Bestehen der Bankengruppe. Nach einer ausserordentlich starken Vorjahresperiode liege der Rückgang ausserdem im Bereich der Erwartungen. Die Hypothekarforderungen und die Kundeneinlagen seien gestiegen und der Nettoneugeldzufluss im Vorsorge- und Anlagegeschäft halte an.
Der Gesamtertrag der Bank sank im Berichtssemester insgesamt um 4,4 Prozent auf 1,95 Milliarden Franken, wobei vor allem der Rückgang im Zinsengeschäft, dem weiterhin klar grössten Ertragspfeiler, für den Rückgang verantwortlich war.
Im Zuge der Leitzinserhöhungen der Nationalbank habe Raiffeisen im vergangenen Jahr die Sparzinsen laufend erhöht, was nun im ersten Semester 2024 zu einem deutlich höheren Zinsaufwand und somit zu einem tieferen Zinsergebnis geführt habe. Insgesamt sank der Bruttoerfolg aus dem Zinsengeschäft um 7,6 Prozent auf 1,43 Milliarden Franken.
Gut entwickelte sich derweil das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft mit einem Plus von 7,9 Prozent auf 336 Millionen Franken. Damit setze sich die Zunahme der vergangenen Jahre in diesem Geschäft fort, schreibt Raiffeisen dazu. Der Handelserfolg reduzierte sich derweil «aufgrund von anspruchsvollen Marktbedingungen» im ersten Halbjahr um 5,8 Prozent auf noch 125 Millionen Franken.
Neben dem Ertragsrückgang drückten vor allem auch höhere Kosten auf das operative Ergebnis. Der Gesamtaufwand stieg um 4,5 Prozent auf 1,08 Milliarden Franken. Treiber gewesen sei insbesondere ein höherer Personalbedarf für das Kundengeschäft.
Da die Erträge rückläufig, die Aufwendungen aber höher waren, stieg auch das Verhältnis aus Kosten und Erträgen. Die Cost-Income-Ratio lag im ersten Semester bei 55,3 Prozent, dies nach 51,9 Prozent im Gesamtjahr 2023.
Weiter zu den führenden Playern gehört Raiffeisen im Schweizer Hypothekenmarkt. So sind laut Mitteilung die Hypothekarforderungen im ersten Semester um weitere 1,8 Prozent auf 214,8 Milliarden Franken per Mitte Jahr gestiegen, was einem Marktanteil von 17,9 Prozent entspricht. Damit habe Raiffeisen ihre starke Marktstellung leicht ausgebaut, hiess es.
Insgesamt kletterten die Kundenausleihungen um 4,5 Milliarden Franken, wobei 1,4 Milliarden aus dem Firmengeschäft stammten. «Raiffeisen setzt weiterhin auf qualitatives Wachstum», schrieb die Bank dazu. Der Bestand an Wertberichtigungen für gefährdete Forderungen sei entsprechend mit einem Anteil von 0,13 Prozent der Kundenausleihungen anhaltend tief.
Nicht nur die Ausleihungen, auch die Kundeneinlagen stiegen im ersten Halbjahr, und zwar um 1,2 Prozent auf 210,4 Milliarden Franken. Raiffeisen spricht hier von einem kontinuierliche Wachstum über alle Regionen der Schweiz.
Auch mit dem Vorsorge- und Anlagegeschäft zeigt sich das Raiffeisen-Management zufrieden. So sei der Nettoneugeldzufluss in Wertschriftendepots mit 1,9 Milliarden Franken für das erste Halbjahr «anhaltend hoch» gewesen. Zudem seien im Berichtssemester rund 19 000 neue Depots eröffnet worden. Aufgrund der Neuzuflüsse und der positiven Marktperformance stiegen die Depotvolumen um 4,7 Milliarden auf 50,3 Milliarden Franken.
Raiffeisen betonte in der Mitteilung vor allem auch ihr «breit aufgestelltes Geschäftsmodell». So haben man innerhalb der ersten sechs Monate schweizweit über 14 000 neue Kundinnen und Kunden begrüsst, rund 3000 davon waren Firmenkunden. Zudem habe man mehr als 20 000 neue Genossenschaftsmitglieder dazugewonnen. Insbesondere bei komplexen Beratungsthemen wie Pensionsplanungen sei die Nachfrage gross.
Entsprechend zeigt sich Raiffeisen auch zuversichtlich für das Gesamtjahr 2024. Erwartet wird «weiterhin eine solide Geschäftsentwicklung und ein gutes Ergebnis, das jedoch nicht das ausserordentliche Niveau des Vorjahres erreicht». Insgesamt sei man jedenfalls «sehr gut positioniert».