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Gesundheitssektor profitiert von der alternden Gesellschaft

Weil die Bevölkerung immer älter wird, steigt der Absatz von Pharma- und anderen Spezialunternehmen. (Bild: Shutterstock.com)
Weil die Bevölkerung immer älter wird, steigt der Absatz von Pharma- und anderen Spezialunternehmen. (Bild: Shutterstock.com)

Der demographische Wandel führt am Aktienmarkt zu grossen Herausforderungen, bietet laut ODDO BHF aber auch Chancen. Viele Unternehmen profitieren schon heute von der steigenden Nachfrage der sogenannten "Silver Ager", also der über 55-jährigen, die in gesicherten wirtschaftlichen Verhältnissen leben.

21.02.2020, 13:28 Uhr

Redaktion: lek

Der Anteil von Menschen über 64 Jahren an der Gesamtbevölkerung wird Schätzungen zufolge weltweit bis 2050 stark zunehmen. Während heute nur knapp jeder zehnte Erdenbürger 65 Jahre oder älter ist, wird es zur Mitte des Jahrhunderts bereits jeder sechste sein, so die Prognosen des "World Population Prospects 2019" der UN. Aktuell sind weltweit 670 Millionen Menschen über 60 Jahre alt. Schätzungen zufolge wird die Zahl in den kommenden 35 Jahren auf über zwei Milliarden steigen, schreibt Tilo Wannow, Fondsberater ODDO BHF Polaris Balanced, in seinem jüngsten Marktkommentar.

"Unstrittig ist, dass die alternde Bevölkerung weitreichende Konsequenzen für die ganze Gesellschaft haben wird: Im sozialen Bereich führt ein höherer Anteil älterer Menschen zu Veränderungen bei der Wohnungsnachfrage und beim Bedarf an Gesundheitsleistungen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht sind Veränderungen beim Wirtschaftswachstum, bei der Sparquote, beim Investmentverhalten, am Arbeitsmarkt und beim Konsum zu erwarten", sagt Wannow.

Demographischer Wandel als Absatzchance

Ältere Menschen geben tendenziell einen grösseren Anteil ihres Einkommens für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden aus. Es überrascht Wannow daher nicht, dass die grossen Gesundheitskonzerne vom Altern profitieren. Aber auch Spezialunternehmen, die beispielsweise Rollstühle, orthopädische Hilfsmittel, Dentalimplantate oder Hörgeräte herstellen, besitzen beste Absatzchancen. Der Fondsberater erklärt: "Am Aktienmarkt gelten Investitionen in Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich als vergleichsweise risikoarm. Bei den forschenden Pharmaunternehmen wie Pfizer, Roche oder Novartis kann aber die Veröffentlichung von Forschungsdaten durchaus für Schwankungen sorgen. Scheitert ein Produkt in einer späten Phase, drohen negative Revisionen der Gewinnschätzungen." Politische Risiken rund um Erstattungsrichtlinien, Preisregulierungen und die Struktur des Versicherungsmarktes können ebenfalls zu Schwankungen führen.

Mehr Planungssicherheit herrsche hingegen bei den Medizintechnikunternehmen. Die grössten Unternehmen wie Johnson & Johnson, Abbott oder Medtronic zeichnen sich laut Wannow durch eine hohe Diversifikation des Produktspektrums aus. Das reduziert die Abhängigkeit von einzelnen Geschäftsfeldern. Auch Diagnostikunternehmen wie Thermo Fisher, Waters oder Illumina sind vergleichsweise risikoarm. "Schliesslich werden ihre Produkte von mehreren Pharmaunternehmen, Universitäten und anderen forschenden Unternehmen nachgefragt, unabhängig vom Markterfolg der jeweiligen Kunden. Neueste Trends im Bereich der Medizintechnik sind robotergestützte Eingriffe sowie minimalinvasive Operationstechniken. Zu den grössten Unternehmen in diesem Bereich zählen die amerikanischen Anbieter Intuitive Surgical sowie Edwards Lifesciences", sagt Wannow.

Japan hat die älteste, Afrika die jüngste Bevölkerung

Besonders stark wird sich die Alterung in Lateinamerika und in Asien bemerkbar machen, wo sich der Anteil von Menschen über 64 Jahren bis 2050 voraussichtlich mehr als verdoppeln dürfte. In Lateinamerika ist mit einem Anstieg von heute 9 auf 19 Prozent zu rechnen, in Asien von 9 auf 18 Prozent. Aktuell verfügen beide Regionen über eine relativ junge Bevölkerung, während Europa demografisch älter ist. So ist heute schon fast jeder fünfte Europäer 65 Jahre oder älter, um 2050 wird es mehr als jeder Vierte sein. Anders sieht die Situation laut dem Experten in Afrika aus, wo der Anteil älterer Menschen bis 2050 von heute 4 auf 6 Prozent ansteigen wird. Die Bevölkerung auf dem afrikanischen Kontinent altert auch, jedoch wird dort aufgrund der hohen Geburtenraten weiterhin die mit Abstand jüngste Bevölkerung leben. Nach heutigem Stand hat Japan mit 28 Prozent den grössten Anteil älterer Menschen in seiner Bevölkerung. Der globale Höchstwert für 2050 wird für Südkorea mit 38 Prozent prognostiziert.

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