Mit defensiven Anlagen ruhig in ein unruhiges 2023 steuern

Kapitalerhalt soll auch im neuen Jahr die Maxime  sein, sprich: defensiv anlegen. (Bild: Shutterstock.com/MaximP)
Kapitalerhalt soll auch im neuen Jahr die Maxime sein, sprich: defensiv anlegen. (Bild: Shutterstock.com/MaximP)

Die Fondsgesellschaft Nordea ist eine der ersten, die einen Anlageausblick ins neue Jahr wagt – "in einem konfusen und schwierigen Umfeld", wie sie selbst sagt. Ihre Empfehlungen kommen denn auch eher aus der vorsichtigen Ecke: Sichere Anleihen, konkret Pfandbriefe. Bei Aktien heissen die Stichworte Marken- bzw. Preissetzungsmacht, Value und Dividendentitel.

07.11.2022, 15:37 Uhr

Autor: Hanspeter Frey

Sébastien Galy, Senior Macro Strategist von Nordea Asset Management, erwartet sowohl in Europa als auch in den USA eine Rezession, wobei sie in den USA etwas milder ausfallen werde als auf dem Alten Kontinent. Eher in Form einer "technischen", sprich, mässigen Rezession anstatt eines schärferen Wirtschaftseinbruchs. Europa hingegen würde stärker getroffen, sagt Galy bei der Vorstellung des "Ausblicks 2023" vor den Medien.

Inflation bleibt ein Thema, und damit auch eine restriktive Geldpolitik. Dieser Ansicht ist auch Nordea Asset Management (NAM). Das Hauptszenario des Hauses sieht mit einer Eintretenswahrscheinlichkeit von 50% vor: Die Inflation wird im kommenden Jahr ihren Höhepunkt erreicht haben und den langfristigen Erwartungen an den Märkten recht geben. Die Zentralbanken jedoch stehen zu lange auf der Bremse. Rezession, mit dem genannten US/europäischen Unterschied, ist die Folge.

Drei Makro-Szenarien

Beim 30%-Wahrscheinlichkeits-Szenario für die USA (in Europa 20%) lockert die Notenbank ihre strenge Geldpolitik ziemlich rasch. Dadurch kommt es zum idealen, aber in der Vergangenheit kaum je erreichten Soft Landing. Es wäre das Wunschszenario von Geldbehörden und Finanzmärkten.

Eine Wahrscheinlichkeit von 20% in Europa und 10% in den USA räumt NAM einer Entwicklung mit fortgesetzt hoher Inflation und fortgesetztem strengem Geldregime ein. Die Konsequenz daraus wäre Stagflation resp. ein deutlicher Konjunkturrückgang.

Wenig Neues bei Inflation und Zinsen

Dreh- und Angelpunkt für den weiteren Verlauf an den Wertpapiermärkten sind wenig überraschend auch für NAM wie für fast alle Investmenthäusern die Inflation und die Zinsen. Unter den gegebenen Umständen, die sich ins neue Jahr fortsetzen würden, sei eine wirtschaftliche Erholung, eine Wende hin zu neuem Wachstum, vorderhand nicht in Sicht, sagt Makro-Spezialist Galy.

Aus Anlegersicht heisse das, am Aktienmarkt trotz stark gesunkener Bewertungen weiterhin Vorsicht walten lassen und den Fokus auf Kapitalerhalt setzen. Zurückhaltung bei selektivem Vorgehen sei noch mehr auf der Anleihenseite angebracht. "Bonds sind weiterhin relativ teuer", lautet sein Urteil.

Näher auf die Anlageideen ging Cristian Balteo, Head of Product Management, Multi Asset, ein. Mittelfristig werde der Inflations- und Zinsverlauf in den Marktpreisen eskomptiert sein. Die Märkte würden weniger volatil und ein neuer Aufschwung könne sich bilden. Bis dahin aber brauche es noch Geduld. Balteo rechnet nicht vor Mitte 2023, sondern eher gegen Ende des nächsten oder zu Beginn des übernächsten Jahres mit einer solchen fundamentalen Besserung.

Was sich bisher an den Anlagemärkten als relativ solid bewährt, solle auch auf absehbare Zeit den Schwerpunkt im Portfolio bilden. Auf der Aktienseite sind das stabile Werte, sprich: Topqualität, Titel von Unternehmen mit starken Marken und Preissetzungsmacht, solider Bilanz und vernünftiger Bewertung.

Defensive Aktien für ein Portfolio mit Sicherheitsnetz

Für Beispiele bedient sich der Produkte-Experte bei den grossen Nahrungsmittelkonzernen: Procter & Gamble, Coca-Cola oder Nestlé. Typische defensive Werte, auf die man sich auch in Zukunft verlassen könne.

Gegliedert nach Anlagestilen oder Faktoren hält sich Nordea an (wie erwähnt) defensive Themen, Qualität, Dividendenaktien und ausgesuchte Value-Titel. "Nicht alles, was billig ist, ist auch gut", heisst der Kommentar dazu.

Bei den festverzinslichen Anlagen streicht Cristian Balteo neben Anleihen mit Top-Rating (AAA und AA) besonders Covered Bonds, zu Deutsch Pfandbriefe, hervor. Sie sind wie die top-gerateten Papiere von grösster Sicherheit. "Noch nie in 200 Jahren ging in Europa ein Pfandbriefschuldner Konkurs", erläutert Balteo.

Lohnenswerte Pfandbriefe auf der Anleihenseite

Die Papiere empfiehlt er deshalb, weil sie bei vergleichbarer Bonität eine spürbar höhere Rendite aufweisen als Regierungsanleihen. Und sollte die Renditedifferenz zu Regierungspapieren wieder steigen, würde ihre Anziehungskraft noch grösser. Als Kollektivanlage, die die genannten Eigenschaften vereinen, nennen die Strategen drei der Fixed-Income-Produkte des Hauses: den Nordea 1 – European Covered Bond Fund, den Nordea 1 – Low Duration European Covered Bond Fund und den Nordea 1 – European Covered Bond Opportunities Fund.

Sie alle zeichnet, wie auch die vom skandinavischen Asset Manager empfohlene Aktienstrategie, eine geringe Marktsensitivität und ein hohes Alpha-Potenzial aus. Es sind die Ingredienzen, mit denen NAM zufolge Anlegerinnen und Anleger ruhig in ein unruhiges 2023 eintreten können.

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