Liquidität und Wachstumsperspektiven werden Marktwogen glätten

Die Wogen an den Anlagemärkten dürften sich bald wieder glätten. (Bild: Shutterstocks.com/Giovanni Rinaldi)
Die Wogen an den Anlagemärkten dürften sich bald wieder glätten. (Bild: Shutterstocks.com/Giovanni Rinaldi)

Die aktuelle Phase der Volatilität ist vorübergehend und wird den Weg zu besseren Einstiegsniveaus ebnen, erwartet Sébastien Galy, Senior Macro Strategist, Nordea Asset Management. Er empfiehlt den Anlegern, sich auf die langfristigen Kräfte zu konzentrieren, die die Märkte in vorantreiben werden, allen voran der Klimawandel.

12.10.2021, 06:00 Uhr

Redaktion: ras

Die Weltwirtschaft leidet unter einer Reihe erheblicher wirtschaftlicher Schocks zu einer Zeit, in der einige Marktsegmente aufgrund der hohen Erwartungen an ein langfristiges Wachstum relativ teuer sind. Während sich viele dieser Risiken seit Wochen aufbauen, scheinen die Kreditkrise in China und die steigenden Energiepreise dem Optimismus zuletzt einen Dämpfer verpasst zu haben. Die Weltwirtschaft zeigt in der Tat Anzeichen dafür, dass sie schneller als erwartet an Momentum verliert, insbesondere in China. Indes ist die Inflation ein Thema, das in den Industrieländern verspätet angegangen wird. Diese aktuelle Phase der Volatilität eröffnet jedoch den Weg zu besseren Einstiegsniveaus, zumal sich die wirtschaftlichen Aussichten letztlich als sehr förderlich für die Risikobereitschaft erweisen dürften. "Die Liquidität bleibt einfach reichlich und schwappt im Moment herum, wobei sie unsere Ängste quasi wegschwemmt", meint Sébastien Galy, Senior Macro Strategist, Nordea Asset Management, in seiner neuesten Videobotschaft zum makroökonomischen Ausblick für das vierte Quartal 2021.

Inflation nur zum Teil dauerhaft

Demnach verlangsamt sich die Weltwirtschaft in einem schnelleren Tempo als erwartet, da die Inflation weiterhin hoch bleibt. Der Hauptgrund dafür ist, dass sich die Weltwirtschaft viel schneller erholt hat, als im vergangenen Jahr erwartet. Dies führte dank höherer Löhne für gering qualifizierte Arbeitskräfte, Störungen in den Lieferketten und einer übermässigen Nachfrage nach einigen Rohstoffen wie Erdgas zu einem starken Preisanstieg. Ein Teil dieser Inflation wird aufgrund von Engpässen und einer Nachfragerückbildung als vorübergehend angesehen, während ein anderer Teil als dauerhafter eingestuft wird. Dies zwingt die US-Notenbank dazu, ihre Anleihekäufe reduzieren zu wollen, während die Europäische Zentralbank das Tempo ihrer Anleihekäufe nur leicht verringert.

Der grösste unerwartete Schock geht von China aus, dessen Wachstum sich von einem erhöhten Niveau aus leicht verlangsamt hat. Die Bereitschaft der Behörden, der übermässigen Fremdfinanzierung insbesondere in der Immobilienbranche entgegenzutreten, scheint zu einem Moment der Abrechnung in diesem wirtschaftlich entscheidenden Sektor geführt zu haben. Der hohe Verschuldungsgrad wurde auf den Erwartungen eines fortwährenden Anstiegs des Wohlstands und des Wachstums aufgebaut. Es werden nun Vergleiche zwischen Evergrandes Niedergang und dem Zusammenbruch von Lehman Brothers angestellt, die viele Analysten allerdings zurückweisen. Tatsächlich dürfte es Wochen dauern, bis wir verstehen, welchen Einfluss Evergrande durch seine Auswirkungen auf den Immobilienmarkt auf Chinas Wachstum hatte.

Hohe Gas- und Ölpreise im Winter

Am Ende wird der Markt diese von China angeführte raschere Verlangsamung des globalen Wachstums einpreisen. Den vorübergehenden Charakter des Inflationsschocks einzupreisen, unter dem wir derzeit leiden, dürfte da länger dauern. Tatsächlich werden die Erdgaspreise in diesem Winter wahrscheinlich höher sein, und die OPEC+ hat jeden Anreiz, während des Übergangs zu grünen Energiequellen hohe Ölpreise beizubehalten. Während sich die Weltwirtschaft verlangsamt, wird der Markt mit der Tatsache konfrontiert sein, dass das Tempo, in dem die Fed ihre Anleihekäufe reduziert, immer noch reichlich nicht-investierte Liquidität hinterlässt. Zudem wirken die fiskalischen Impulse nach, die die USA gesetzt haben. So dürfte Liquidität von den Vereinigten Staaten letztlich in Richtung China und Europäische Union fliessen. Im Laufe der Zeit dürfte der Optimismus im Markt erneut zunehmen, gespeist durch die enorme Menge an Liquidität und die sehr ordentlichen Wachstumsperspektiven. Bis dahin muss die US-Haushaltsobergrenze durch Schlichtung ausgehandelt werden.

Klimawandel birgt Anlagechancen

Das derzeitige Auf und Ab an den Märkten wird wieder nachlassen. Was bleibt, ist ein ziemlich solides Wachstumstempo in den Industrieländern. Dennoch erinnern uns solche Phasen daran, wie wichtig es ist, Vertrauen in die eigenen Investments zu haben. Investoren tun gut daran, sich auf die langfristige Nachhaltigkeit ihrer Investments zu konzentrieren. Zudem lohnt es sich, Pfandbriefe in den Blick zu nehmen aufgrund des hohen Masses an Sicherheit, das sie bieten, sowie Multi-Asset-Lösungen, aufgrund der Flexibilität, die sie ermöglichen.

Die aktuelle Volatilität an den globalen Aktienmärkten dürfte sich schliesslich abschwächen, da die überschüssige Liquidität bei Kursverfall zu verstärkten Käufen führen dürfte. Dadurch wird der Trend des Marktes hin zu bestimmten Anlagestilen und Produkten wie Growth, Quality und nordamerikanische Aktien zurückkehren. Aber noch wichtiger ist, dass sich Anleger auf die langfristigen Kräfte konzentrieren sollten, die die Märkte in den kommenden Jahrzehnten vorantreiben werden, allen voran der Klimawandel.

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