19.11.2024, 11:51 Uhr
Die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) aus Deutschland hat gemäss Mitteilung Nordea Asset Management (NAM) mit einem Mandat in Höhe von 1,25 Milliarden Euro beauftragt. Dieses europäische...
Anstatt auf Boom-Aktien sollten Anlegerinnen und Anleger viel eher auf börsenkotierte Infrastruktur setzen, meint Jeremy Anagnos, Portfoliomanager von Nordeas Global Listed Infrastructure-Strategie. Die Anlageklasse sei ein Nutzniesser des Nachhaltigkeitstrends und dürfte auch im Umfeld von potenziell höherer Inflation gut rentieren.
Viel Wirbel wurde seit Beginn der Pandemie um Unternehmen wie Zoom oder Netflix gemacht. Weit weniger Beachtung erhielten die Aktien von Unternehmen aus essenziellen Wirtschaftszweigen wie Wasser-, Gas- oder Stromversorger. Das könnte sich bald ändern, meint Jeremy Anagnos, Portfoliomanager von Nordeas Global Listed Infrastructure-Strategie: "Als Reaktion auf den durch die Pandemie verursachten starken Abschwung planen Regierungen rund um den Globus, in den kommenden Monaten und Jahren verstärkt in Infrastruktur zu investieren." Neben den USA und der EU wollen auch China und Japan in eine nachhaltige Infrastruktur investieren.
Dieser Trend sei jedoch keineswegs neu. Bereits vor der Pandemie rechnete die OECD vor, dass es bis 2030 weltweit jährlich 6,3 Bio. USD an Infrastrukturinvestitionen brauche, um Wachstum und Entwicklung sowohl in den Industrie- als auch in den Schwellenländern zu unterstützen. So sei es denn auch nicht überraschend, dass der börsenkotierte Infrastrukturbereich eine der am schnellsten wachsenden globalen Anlageklassen ist: Der Marktwert des Universums ist von rund 400 Mrd. USD im Jahr 1995 auf derzeit 4,2 Bio. USD gestiegen. Getrieben wurde das Wachstum laut Anagnos von Regierungen, die den Privatsektor mehr und mehr gefördert haben.
Für die Zeit nach der Pandemie ist Anagnos optimistisch, was die Aussichten für börsenkotierte Infrastruktur angeht – insbesondere im Bereich der Dekarbonisierung. "Die Energiewende erfordert erhebliche Investitionen in alternde Anlagen und das Stromnetz. Es wird prognostiziert, dass die Investitionen von 2020 bis 2030 jährlich um 50% steigen, was sich in attraktiven Gewinnen und Dividenden niederschlagen dürfte", so seine Einschätzung. "Für viele Infrastrukturunternehmen, insbesondere Versorger, ist Dekarbonisierung ein wichtiges Thema. Viele betreiben noch alte und teure Kohlekraftwerke, die durch immer billigere erneuerbare Energien ersetzt werden können."
Innovationen treiben auch Investitionsmöglichkeiten in Batteriespeicher, intelligente Zähler und Netzeffizienz voran. Zudem werde das Stromnetz so modernisiert, dass Strom auch von Verbrauchsstellen ins Netz gespeist werden und somit von privaten Solarzellen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Aus diesen Gründen ist der Versorgungssektor gemäss Anagnos' Einschätzung derzeit der attraktivste der vier Hauptbereiche der börsenkotierten Infrastruktur.
Innerhalb des Kommunikationsbereichs setzt Anagnos vor allem auf Datenzentren, denn diese seien entscheidend für die Erleichterung des Datentransports. Zudem werden Datenzentren aufgrund des rasanten Wachstums von Webinhalten und sozialen Medien verstärkt nachgefragt, auch die zunehmend virtuelle Arbeitsumgebung sei ein wichtiger Treiber. Datenzentren seien allerdings oftmals von klassischen Infrastrukturindizes ausgeschlossen.
Nicht zu vernachlässigen sei ausserdem, dass börsenkotierte Infrastruktur verhältnismässig günstig sei. Börsenkotierte Aktien, private Märkte wie auch Anleihen werden laut dem Experten alle zu einem Zuschlag von mindestens 5% gehandelt.
Darüber hinaus weise Infrastruktur Eigenschaften auf, die Vermögenswerten eine längerfristige Entwicklung ermöglichen, erklärt Anagnos: "Knapp über 80% der Anlagen, die den Unternehmen in unserem Universum gehören, können Preissteigerungen explizit oder implizit an Endverbraucher weitergeben, etwa über Mautgebühren oder Tarife."
Das könne einen Grossteil der Auswirkungen eines Anleiherenditen-Anstiegs ausgleichen, die bei einem Anziehen der Inflation zu erwarten seien. Oft werde angenommen, dass die starke Performance von börsenkotierten Infrastrukturwerten in den letzten 20 Jahren gegenüber Aktien generell auf sinkende Anleiherenditen zurückzuführen sein müsse. Richtig sei jedoch, dass die starke langfristige Erfolgsbilanz von börsenkotierten Infrastrukturwerten auf einem schnelleren Gewinnwachstum im Vergleich zu Aktien im Allgemeinen und nicht auf einer relativen Ausweitung der Kurs-Gewinn-Verhältnis- oder EV/EBITDA-Multiplikatoren basiere. "Das macht uns zuversichtlich, was die Aussichten für die Anlageklasse in den nächsten Jahren angeht, fast unabhängig von der Entwicklung der Inflation und der Anleiherenditen", so Anagnos.
Schliesslich erwartet der Experte, dass der börsenkotierte Infrastrukturbereich Nutzniesser der starken globalen Investorennachfrage nach nachhaltigen Anlagelösungen sein wird. "Börsenkotierte Infrastruktur unterstützt viele der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele. Und ESG-Fonds suchen zunehmend nach Investitionen in Themen, die für die Anlageklasse von zentraler Bedeutung sind, wie Dekarbonisierung und sauberes Wasser", so Anagnos. Infrastrukturunternehmen könnten positive soziale, ökologische und ökonomische Effekte erzielen – etwa, indem sie zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen beitragen, benachteiligte Gebiete revitalisieren und den Zugang zu Dienstleistungen verbessern.