19.11.2024, 11:51 Uhr
Die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) aus Deutschland hat gemäss Mitteilung Nordea Asset Management (NAM) mit einem Mandat in Höhe von 1,25 Milliarden Euro beauftragt. Dieses europäische...
Tom Stubbe Olsen, Portfoliomanager bei Nordea AM kommentiert, wie die Zölle des Handelsstreits die Rohstoff- und Lohnkosten steigern, wie die rückkehrende Inflation nach Preismacht verlangt und wie besorgniserregend es um die finanzielle Stabilität Italiens steht.
Das instabile Verhältnis der USA zu ihren weltweiten Handelspartnern habe die Schlagzeilen beherrscht und die Märkte beeinflusst, meint Tom Stubbe Olsen, Portfoliomanager des Nordea 1 European Value Funds. Zölle würden zu höheren Einkaufspreisen und Inflationsdruck führen. "Aus dem Rauschen kristallisiert sich ein Trend klar heraus, nämlich die Rückkehr des Preisauftriebs", so Olsen. Rohstoffe würden sich seit geraumer Zeit verteuern, Unternehmen müssten mit höheren Einkaufspreisen zurechtkommen, und die Kurse an den Börsen würden langsam einen erwarteten Inflationsanstieg widerspiegeln. Wie stark die Teuerung in näherer Zukunft anziehe, bleibe abzuwarten. "In jedem Fall aber müssen sich die meisten Firmen auf höhere Rohstoffkosten und Löhne einstellen und auch ein Handelskrieg bzw. entsprechend höhere Zölle würden ihre Einkaufspreise weiter nach oben treiben", prognostiziert der Portfoliomanager.
Die Bedeutung von Preismacht
Wenn sich der Inflationstrend umkehre, sei Preismacht entscheidend für die nachhaltige Rentabilität und hohe Ertragskraft von Unternehmen, erklärt Olsen. Während der extrem expansiven Phase der Geldpolitik war die Preismacht weniger relevant, weil die Kurse eher auf Kennzahlen als auf den Gewinnen beruhten. "Angesichts moderat steigender Zinsen haben die Kennzahlen aber kaum noch Steigerungspotential, und so rücken Preismacht (und Ertragskraft) mit Sicherheit wieder in den Mittelpunkt und das umso mehr, wenn sie auch noch rückläufige Kennzahlen ausgleichen müssen", erläutert er. Solange die Inflation moderat bleibe, würden Unternehmen mit Preismacht sogar profitieren. Dies, weil die Preise das Umsatzwachstum bei konstanten oder steigenden Margen positiv beeinflussen. In allen Branchen und Wertschöpfungsketten werde sich herauskristallisieren, welche Unternehmen die Kosteninflation zum Schutz ihrer Gewinnmargen weitergeben können und wo die Gewinne unter Druck geraten.
Haushaltsentscheidung der italienischen Regierung
Italienische Aktien und Anleihen brachen am 28. September stark ein, nachdem die populistische Regierung ihre Haushalts- und Finanzziele für 2019 bekanntgegeben hatte. "Die Anleger sorgen sich um die finanzielle Stabilität des Landes und seine hohe Schuldenquote", so Olsen. Die Koalitionsregierung aus der Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega habe sich höhere Sozialausgaben und Steuersenkungen auf die Fahnen geschrieben. Sollte sie dabei bleiben, würde das italienische Haushaltsdefizit fast auf die EU-Obergrenze von 3% des BIP steigen. Das Ziel von 2,4% des BIP für 2019 (dreimal so viel wie von der Vorgängerregierung geplant) lässt gemäss Olsen vermuten, dass die neue italienische Führung die Wahlversprechen einlösen will, die ihr zum Sieg verholfen haben. Nach der Ankündigung stieg die zehnjährige Rendite italienischer Staatsanleihen von 2,8% auf 3,3%, während die Renditedifferenz gegenüber deutschen Bundesanleihen das Barometer für das Marktinteresse an italienischen Anleihen nach einem Tief von etwa 2,3% Ende September auf 2,9% nach oben schnellte.
Neben Anleihen erlitten besonders italienische Banken und Finanztitel Verluste. Italiens Haushaltsentwurf für 2019 wurde zur Genehmigung eingereicht, jedoch von der Europäischen Kommission am 23. Oktober zurückgewiesen. Italien hat ab diesem Datum drei Wochen Zeit, eine überarbeitete Version vorzulegen, die die Kommission wiederum innerhalb von drei Wochen prüfen muss. Der Konflikt könnte sich nach Schätzung des Portfoliomanagers bis Anfang Dezember hinziehen. "Auch wenn Italien aktuell eher als Sonderfall gilt, sollten wir die Auswirkungen dieser Entscheidung, die eines der am stärksten verschuldeten Länder des Euroraums in einen direkten Konflikt mit der Europäischen Union bringt, nicht unterschätzen", mahnt Olsen.