27.11.2024, 10:30 Uhr
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Im Oktober kam es zu einer Korrektur der Aktienmärkte: Die Kurse fielen und litten unter heftigen Schwankungen. Trotzdem sei der Zyklus noch nicht am Ende, aber anhaltend hohe Kursgewinne seien jetzt unwahrscheinlich, denkt Joseph Amato von Neuberger Berman.
Zu Jahresbeginn haben Investoren davor gewarnt, dass sich der Konjunkturzyklus bis zum Ende des Jahres 2018 seiner späten Phase annähern könnte. Schätzungen zufolge würde das starke Wachstum der Unternehmensgewinne die Märkte noch eine Weile antreiben können. Diese Entwicklung böte demnach die Chance, sich von hoch bewerteten Aktien zu trennen und in defensivere Titel umzuschichten.
"Diese Erwartungen bewahrheiteten sich ausgerechnet im Halloween-Monat Oktober", sagt Joseph Amato, Vorsitzender und Chief Investment Officer Equities bei Neuberger Berman. Es sei zu einem Ausverkauf gekommen, bei dem die Kurse an einem Tag um mehrere Prozentpunkte fielen und an anderen Tagen heftig schwankten. Dem S&P 500 drohe eine zehnprozentige technische Korrektur, so Amato. Bald beginne aber die Weihnachtszeit, eine Zeit, in der die Aktienkurse meist stark zulegen würden. Bisher hätten im November auch die Optimisten die Nase vorn.
Die Bären setzten zum Sprung an
"Auf den ersten Blick schien der Ausverkauf im Oktober nicht viel mit den wirtschaftlichen Fundamentaldaten zu tun zu haben", erklärt Amato. So wurden letzte Woche gute neue amerikanische Bruttoinlandsprodukt-Daten (BIP) bekannt gegeben. Auch dass die Unternehmensgewinne in den USA nicht mit den Quartalen zuvor Schritt halten konnten, hätte niemanden überrascht. "Und doch übertrafen mehr Unternehmen die Analystenerwartungen", sagt er.
Andererseits zeichne sich diese Berichtssaison dadurch aus, dass die Unternehmen weniger optimistisch in die Zukunft blicken. Investoren straften General Electric ab, als der Konzern seine Dividende massiv kürzte. Auch Google und Amazon fielen kräftig, als sie die Umsatzerwartungen - trotz übertroffenen Gewinnerwartungen - verfehlten. Apple bekam es nicht gut, dass der Konzern in Zukunft keine Absatzzahlen mehr veröffentlichen will. Small Caps und eher zyklische Titel verloren gar zweistellig. "Die Bären reagierten heftig, wenn Unternehmen ihre Umsatzziele nur knapp verfehlten und die Kurse fielen sogar, wenn die Ziele nur knapp übertroffen oder zurückhaltende Zukunftserwartungen geäussert wurden", stellt Amato fest.
Ausserhalb der USA schwächelt es auch
"Die bisherige europäische Gewinnsaison enttäuscht und die jüngsten Einkaufsmanagerindexdaten (PMIs) sind schwach", urteilt er. Dem offiziellen chinesischen PMI zufolge schwächelten Industrie- und Dienstleistungskonjunktur sowie Exportaufträge noch weiter, sodass der Renminbi auf den niedrigsten Wert seit über zehn Jahren fiel. Auch die PMIs der grossen asiatischen Exportnationen Taiwan, Malaysia und Thailand zeigten letzte Woche eine Rezession an, just als bekannt wurde, dass die USA Zölle auf die restlichen Importe aus China planen.
Neben einigen scharfen Äusserungen der Fed seien die Risiken ein längerer Abschwung in Europa sowie in China und die Folgen der Zölle genauso eingetreten, wie am Anfang des Jahres prognostiziert worden war. Im Oktober seien sie dann Realität geworden, erklärt Amato. Seither würden die Investoren über den Tellerrand blicken und mehr wahrnehmen als die derzeitigen hohen Unternehmensgewinne in den USA. "Die für alle entscheidende Frage ist also, wo wir im Konjunkturzyklus stehen", folgert der Vorsitzende und Chief Investment Officer Equities bei Neuberger Berman.
Berechtigte Sorge vor Konjunkturwandel
Amato geht davon aus, dass der jüngste Ausverkauf am Markt eher eine spätzyklische Korrektur als ein Hinweis auf das Ende des Zyklus sei. Dennoch seien die Chancen im Oktober zum Positionsaufbau nicht mit den Anfängen von 2016 gleichzusetzen, als es einen ähnlichen Gegensatz zwischen nervösen Märkten und scheinbar stabilen Fundamentaldaten gab. "Der Konjunkturzyklus ist heute einfach zwei Jahre weiter fortgeschritten", meint er.
Höhere Kursgewinne seien perspektivisch jedoch eher unwahrscheinlich, solange sich entweder die Zahlen aus Europa nicht wieder verbessern, China auf zusätzliche massive Konjunkturprogramme verzichtet, die Anhaltedauer des Konjunkturzyklus nicht klar ist und solange auch nicht klar ist, wann die Fed ihre Zinserhöhung abschliesst. Schon jetzt würde der S&P 500 Index bei einem Stand von deutlich über 2700 Punkten fast zum 16-fachen der für das nächste Jahr erwarteten Gewinne gehandelt.
"Vermutlich waren die Ängste im Oktober übertrieben und es ist davon auszugehen, dass Aktien durchaus noch zulegen können", beschwichtigt Amato. Doch die Sorge vor einer Konjunkturwende bleibe berechtigt: Amato ist davon überzeugt, dass zukünftige Kursrallyes erneut eine gute Gelegenheit seien, allmählich in defensivere Titel umzuschichten. "Halloween dauert nur einen Tag, doch die heftige Marktkorrektur im Oktober wird so schnell nicht vergessen sein", fügt er an.