27.11.2024, 10:30 Uhr
«Warum es bis zur Parität zwischen den beiden Währungen noch dauern kann und wo sich dabei bessere Einstiegszeitpunkte ergeben», erläutern Ashok Bhatia und Brad Tank, beide Co-Chief Investment Officer, Fixed...
Trotz Inflation, steigender Zinsen und nachlassendem Wirtschaftswachstum hält Neuberger Berman einen starken Aktienmarkteinbruch für unwahrscheinlich. Unternehmensgewinne bleiben ein Argument für Aktien. Das Marktumfeld spricht 2022 für dividendenstarke Qualitätstitel.
Angesichts der immer schwierigeren Kombination aus hoher Inflation, steigenden Zinsen und nachlassendem Wirtschaftswachstum schätzt Neuberger Berman Aktien für die kommenden 12 bis 18 Monate zurückhaltender ein. Statt wie bisher in Schwächephasen Aktien zu kaufen, könnten Investoren jetzt steigende Kurse für Verkäufe nutzen.
"Vorsicht ist aber nicht gleich Pessimismus. Es gibt kleine, aber feine Unterschiede. Noch immer ist die Wirtschaft so stark, dass sie eine Konjunkturschwäche, mehr Inflation und eine straffere Geldpolitik durchaus abfedern kann", meint Joseph Amato, President und CIO Equities bei Neuberger Berman.
Seiner Meinung nach sollten Investoren zu Beginn der Berichtssaison für das erste Quartal das nicht aus dem Blick verlieren. Neuberger Berman rechnet zwar weiter mit einer höheren Volatilität, hält einen starken Aktienmarkteinbruch aber für unwahrscheinlich – solange die Unternehmensgewinne stabil bleiben und eine Rezession ausbleibt.
Analysten erwarten, dass die Gewinne der S&P-500-Unternehmen im ersten Quartal um etwa 5% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steigen. Bisher lagen die Gewinne am Ende sogar oft leicht über den Erwartungen. Wiederholt sich das, wäre dies ein Zeichen dafür, dass sich die Wirtschaft weiter von der Pandemie erholt. Insgesamt erwarten die Analysten für die S&P-500-Unternehmen 2022 ein hohes einstelliges Gewinnwachstum.
"Aber könnte nicht die Inflation den Margen und damit den Gewinnen schaden? Immer mehr Unternehmen sprechen von steigenden Kosten durch Arbeitskräftemangel, anhaltende Corona-Probleme und Lieferengpässe. Bis jetzt ist es ihnen aber zumindest teilweise gelungen, ihre Preise zu erhöhen und steigende Kosten an die Kunden weiterzugeben", stellt Amato fest.
Gesamtwirtschaftlich sei es nicht viel anders: Im März war die US-Inflation mit 8,5% im Vergleich zum Vorjahr so hoch wie seit 1981 nicht mehr. Zugleich wurden so wenige Arbeitslosengeldanträge gestellt wie zuletzt in den späten 1960ern. Die Verbraucher spüren die höheren Preise, finden aber auch problemlos Arbeit – und schränken daher ihre Ausgaben nicht ein.
Bei Neuberger Berman hält man das Risiko einer Rezession in den USA zumindest auf 12-Monats-Sicht für begrenzt, da die Wirtschaft insgesamt stabil sei. Der grösste Risikofaktor sei eine wesentlich straffere Geldpolitik zur Bekämpfung der Inflation. Viele Entscheidungsträger der U.S. Federal Reserve meinen, dass der Leitzins zum Jahresende neutral sein sollte, wenn nicht sogar höher.
Die Analysten bei Neuberger Berman kommen zu dem Schluss, dass die Einkaufsmanagerindizes (EMIs) bei einer strafferen Geldpolitik schon bald eine kleinere Rezession in der Industrie anzeigen könnten. Sie rechnen aber nicht damit, dass die US-Wirtschaft wirklich schrumpft. Laut Neuberger Bermans Fixed-Income-Team spiegelt zudem der Zinsmarkt offenbar die Zuversicht wider, dass die Zentralbank in der Lage ist, die Inflation in den Griff zu bekommen, "ohne der Wirtschaft übermässige Kollateralschäden zuzufügen". In anderen Ländern könnten die Herausforderungen für Wachstum und Inflation aber grösser sein, meinen sie.
Europa schien aufgrund seines lockeren Arbeitsmarktes weniger von steigenden Preisen bedroht zu sein, sei nun jedoch durch seine russischen und ukrainischen Importe von Lebensmitteln und fossilen Brennstoffen stark gefährdet. Die Erwartungen seien, dass die Gewinne der Unternehmen im STOXX Europe 600 Index 2022 um 10% und 2023 um 6,5% steigen. Da die Gewinnrevisionen aber jetzt schon negativ werden, könnten die Erwartungen für die beiden Jahre schon bald in Richtung der 0% fallen. Auch China scheine anfälliger als noch vor wenigen Monaten, vor allem wegen neuer Corona-Ausbrüche. Auch deshalb bevorzuge Neuberger Berman zurzeit US-Aktien.
Zusammenfassend ist man sich bei Neuberger Berman recht sicher, dass den Märkten eine schwierige Zeit bevorsteht – mit hartnäckig hoher Inflation und nachlassendem Wachstum. Das könne zu Volatilität führen. Dies wiederum spreche für dividendenstarke Qualitätsaktien mit niedrigem Beta, für Large Caps anstelle von Small Caps und für US-Aktien anstelle nicht-amerikanischer Titel.
"Das ändert aber nichts daran, dass die Wirtschaft noch immer wächst, die Verbraucher weiter Geld ausgeben und viele Unternehmen nach wie vor Gewinne erwirtschaften. Es kann nicht schaden, sich auf eine höhere Volatilität vorzubereiten", enpfiehlt Amato. Bei Neuberger Berman glaube man aber noch immer, dass man mit Aktien dieses Jahr etwas verdienen kann.