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Anleger unterschätzen die Risiken von passiven Investments

Timo Paul, Managing Director bei Natixis Global Asset Management.
Timo Paul, Managing Director bei Natixis Global Asset Management.

Die Mehrheit der Finanzberater ist der Ansicht, dass ein wesentlicher Aspekt ihres Erfolgs darauf beruht, einen Mehrwert jenseits von Portfolioaufbau und Asset Allokation aufzuzeigen. Dabei müssen sie sich unterschiedlichen Herausforderungen wie der Vermeidung unrealistischer Renditeerwartungen sowie den emotionalen Reaktionen ihrer Kunden stellen. Das zeigt eine Umfrage des Asset Managers Natixis.

29.09.2016, 11:55 Uhr
ETF

Redaktion: jaz

Nach einer heute von Natixis Global Asset Management veröffentlichten Umfrage, bei der weltweit 2550 Finanzberater (davon 150 aus der Schweiz) befragt wurden, sind zwei Drittel der Schweizer Finanzberater der Ansicht, dass die Anleger passive Investments zu Unrecht für eine sichere Anlageklasse halten. 70% der Schweizer Finanzberater finden, dass die Anleger die mit passiven Investments einhergehenden Risiken unterschätzen.

Die Finanzberater sind davon überzeugt, dass sich aktive Investments in mehrfacher Hinsicht besser entwickeln dürften als passive Investments: Dies betrifft zum Beispiel die Generierung von Alpha, die Erzielung risikobereinigter Erträge, die bessere Ausnutzung kurzfristiger Marktschwankungen und eine breitere Diversifizierung (Zugang zu alternativen Investments und Ausrichtung auf nicht-korrelierte Anlageklassen). Zwar halten sie eine Beimischung von passiven Investments in der Portfoliostrukturierung für sinnvoll, sind jedoch besorgt, dass die Wahl von passiven Investments lediglich aus Kostengründen und nicht aufgrund ihres Mehrwerts für die Anleger erfolgt. Die Umfrage zeigt weiterhin, das zwei Drittel der Anlageportfolios der Schweizer Finanzberater aktiv gemanagt werden.

Emotionen der Anleger als Herausforderung

Die Berater stellen eine Nachfrage der Anleger nach umfassenderen Beratungsdienstleistungen fest, um ihre Finanzziele zu erreichen. So berichten zum Beispiel 61% der Schweizer Finanzberater (55% weltweit) von einer in diesem Jahr wachsenden Nachfrage ihrer Kunden nach komplexeren Beratungsleistungen, um der Marktvolatilität zu begegnen.

Der Schutz der Kundenportfolios vor den Marktbewegungen und dem Risiko einer steigenden Volatilität ist im aktuellen Umfeld zu einer schwierigen Aufgabe geworden. Für 90% der Schweizer Berater stellt die Volatilität das grösste Hindernis für das Wachstum ihres Geschäftsfelds dar, gefolgt von der Niedrigzinsumgebung, welche die Märkte seit 2008 belastet.

Es scheint jedoch so, als ob die Marktvolatilität die Berater in geringerem Masse beunruhigt als die Reaktionen der Kunden auf diese Volatilität. Auf die Frage nach den Auswirkungen des Brexit rechnen die Berater eher mit stärkeren Auswirkungen auf die Reaktionen der Anleger als auf die Märkte selbst.

Ausser den Reaktionen auf den Brexit stellt die Beratung der Kunden mit ihrer Neigung zu emotionalen Anlageentscheidungen für die Finanzberater eine der entscheidenden Herausforderungen dar. 90% der Schweizer Berater sind der Auffassung, dass ein wesentlicher Schlüssel zu ihrem Geschäftserfolg darin besteht, die Kunden über die mit der Asset Allokation einhergehenden Probleme und die Anlageergebnisse hinaus beraten zu können.

Regulatorische Auflagen und Änderungen des Geschäftsmodells

Zahlreiche Finanzberater weltweit planen, ihr Geschäftsmodell und ihre Honorarstruktur entsprechend den regulatorischen Auflagen anzupassen. Sowohl die Retail Distribution Review (RDR) im Vereinigten Königreich, das CRM2 in Kanada, die MiFID-Richtlinien I und II für die Europäische Union als auch vergleichbare Auflagen in Australien, Deutschland und Singapur verfolgen konkrete Ziele: Die Transparenz der Honorierung von Anlageberatern zu verbessern und zu garantieren, dass die Branche im besten Interesse der Anleger handelt. 78% der Schweizer Finanzberater behaupten, dass die Erfüllung der strengeren regulatorischen Auflagen ein erhebliches Hindernis für das Wachstum ihres Geschäftsfelds darstellt.

Die Umfrage hat gezeigt, dass aufgrund der neuen Auflagen:

  • 54% der Schweizer Finanzberater ihr Geschäftsmodell verändern müssen, um die Nachhaltigkeit ihrer Geschäftsaktivität zu gewährleisten.
  • 63% mit Beschränkungen ihrer Möglichkeiten bei der Erbringung der von den Kunden nachgefragten Dienstleistungen rechnen.
  • 48 % von ihnen glauben, dass die Akquirierung von neuen Kunden erschwert wird.
  • Mehr als die Hälfte der Schweizer Finanzberater möglicherweise in den nächsten drei Jahren Kunden mit kleinen und mittleren Einkommen an andere Beratungsanbieter verweisen werden

Automatisierte Anlageberatung (Robo-Advisors) als Wettbewerbsvorteil

Nur 7% der Schweizer Vermögensberater (22% weltweit) sind der Meinung, dass automatisierte Plattformen (Robo-Advisors) die Zukunft der Finanzberatung darstellen. Die breite Mehrheit der Berater (87%) ist optimistisch und hegt keinerlei Befürchtungen, dass ihr auf persönliche Beratung gestütztes Geschäftsmodell durch die automatisierte Anlageberatung verdrängt werden könnte. 81% erklären, dass die Robo-Advisors nicht dazu in der Lage sind, eine taktische ausgerichtete Asset Allokation zu bieten, die insbesondere bei fallenden oder schwankenden Märkten unentbehrlich ist.

Dennoch sind 52% von ihnen überzeugt, dass Unternehmen, die über eine derartige automatisierte Plattform verfügen, anderen gegenüber von einem Wettbewerbsvorteil profitieren.

Die Umfrage zeigt, dass:

  • 76% der Schweizer Finanzberater der Meinung sind, dass automatisierte Beratungsplattformen, die Robo-Advisors, und neue technologiebasierte Finanzunternehmen die drohende Beratungslücke teilweise füllen können – und zwar insbesondere für jüngere Investoren oder für Anleger mit niedrigen und mittleren Einkommen
  • 64% glauben, dass eine automatisierte Anlageberatung, auf die die Kunden direkt zugreifen können, ein Möglichkeit sein könnte, die Effizienz ihrer eigenen Geschäftstätigkeit zu optimieren.
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