«Nur» noch 185 300 Millionäre in der Schweiz

07.07.2009, 11:44 Uhr

Die Zahl vermögender Privatpersonen mit einem investierbaren Vermögen ab 1 Mio. USD (High Net Worth Individuals, HNWIs) schrumpfte 2008 weltweit um 14,9 Prozent auf 8,3 Mio. und in der Schweiz um 12,6 Prozent auf 185'300. Sowohl die Anzahl der HNWIs als auch ihr Vermögen unterschritten Werte, die zuletzt Ende 2005 registriert wurden. Eine baldige Erholung wird erwartet.

Der neueste von Merill Lynch und Capgemini vorgelegte World Wealth Report unterscheidet sich von den Berichten vergangener Jahre insofern, als eine signifikante Veränderung im Anlageverhalten festzustellen ist. «Hier eröffnen sich aktuell Möglichkeiten für Vermögensverwaltungsgesellschaften und -berater, sich den wachsenden Sorgen ihrer Kunden zu widmen und sie in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit zu unterstützen. Auf diesem Weg lassen sich Beziehungen aufbauen, die bis weit in die Zukunft Bestand haben können», betont Klaus-Georg Meyer, Vice President und Leiter Financial Services Schweiz und Deutschland, Capgemini Consulting.

China überholt Grossbritannien

Die prozentual grössten Gruppen von HNWIs finden sich nach wie vor in Nordamerika, Asien und Europa. Nach Ländern führen die USA, Japan und Deutschland die Liste an: Zusammen wohnten in diesen Regionen 2008 54 Prozent aller HNWIs (2007: 53,3 Prozent). Chinas HNWIs überholten zahlenmässig Grossbritannien. Sie rangieren damit weltweit an vierter Position. Hongkong wies mit gut 61 Prozent auf 37‘000 HNWIs den prozentual grössten Rückgang an Millionären auf.

In den Vereinigten Staaten schrumpfte die Zahl der HNWIs um 18,5 Prozent. Dennoch leben hier mit 2,5 Millionen bzw. fast 30 Prozent der globalen HNWI Bevölkerung weiterhin die meisten Millionäre. In Europa war die Entwicklung nach Ländern unterschiedlich. Minus 12,6 Prozent in Frankreich, jedoch nur minus 2,7 Prozent in Deutschland. Die Schweizer HNWI Bevölkerung ist um 12,6 Prozent gesunken, ein kleinerer Rückgang als im weltweiten Durchschnitt von 14,9 Prozent. Mit 185‘300 HNWI oder 2,2 Prozent der globalen HNWI Bevölkerung, nimmt die Schweiz Rang 8 weltweit ein, vor Italien, Brasilien und Australien. Japan, wo über 50 Prozent aller HNWIs der Asien-Pazifikregion leben, verzeichnete – ganz im Gegensatz zu Hongkong – mit minus 10 Prozent einen eher geringfügigen Rückgang. Dies ist darauf zurückzuführen, dass in Japan die Verlangsamung des volkswirtschaftlichen Wachstums bereits 2007 eingesetzt hatte.

HNWI suchten Zuflucht in Cash, Obligationen und Immobilien

Weltweit verringerten die HNWIs 2008 ihre Investitionen in Aktien. Gleichzeitig erhöhten sie ihren Anteil an sichereren und einfacheren Anlagekategorien. So konzentrierte sich die Vermögensallokation stärker auf Obligationen, Liquidität und Barmitteläquivalente. Ferner investierten die HNWIs einen geringfügig grösseren Teil ihres Finanzvermögens in Grund- und Immobilienbesitz, der nunmehr im weltweiten HNWI-Portfolio 18 Prozent ausmacht und 4 Prozentpunkte über dem Wert von 2007 liegt.

Der proportionale Anteil barmittelbasierter Anlagen hat ebenfalls signifikant zugenommen. Er lag mit 21 Prozent des Gesamtportfolios 7 Prozentpunkte über dem Wert von 2006. Japan, wo Spareinlagen traditionell einen hohen Stellenwert haben, verzeichnete mit 30 Prozent den grössten Anteil an HNWIs, die Zuflucht in barmittelbasierten Anlagekategorien suchten. HNWIs in Nordamerika hingegen hatten mit 14 Prozent den vergleichsweise geringsten Teil ihres Portfolios in Cash investiert und lagen damit nur drei Prozentpunkte über dem Wert von 2007.

Nachhaltige Erholung erwartet

«Thema des vergangenen Jahres war der Erhalt von Werten, nicht ihre Steigerung», kommentierte Serge Robin, CEO und General Manager Merrill Lynch Bank (Suisse) S.A. «In Ermangelung sicherer Häfen fanden sich die HNWIs am Ende mit grosse Mengen Barmittel in ihren Portfolios wieder. Mit der Erholung der Märkte verfügen sie über die entsprechende Flexibilität, ihre Strategien neu auszurichten und dabei in neue, sich eröffnende Chancen zu investieren.»

Es wird erwartetet, dass das Finanzvermögen der HNWIs bis zum Jahr 2013 von 32,8 Billionen USD um fast 50 Prozent auf 48,5 Billionen USD ansteigt; dies entspricht einer jährlichen Zuwachsrate von gut 8 Prozent. Nordamerika und die Asien-Pazifikregion werden hier führend sein, wobei der Asien-Pazifikraum 2013 die Vereinigten Staaten überholen wird. Beflügelt werden diese Regionen durch steigende Konsumausgaben in den USA und die verstärkte Autonomie der chinesischen Wirtschaft, die schon jetzt einen erneuten Anstieg der Konsumnachfrage auslöst.

Redaktion: Ralph Spillmann

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