28.11.2024, 11:12 Uhr
«Wo bereits viel Pessimismus eingepreist ist, dort ist das positive Überraschungspotential entsprechend hoch», schreibt Ivan Domjanic, Kapitalmarktstratege bei M&G Investments. Allerdings gelte auch: «Nicht jede...
Wie lässt sich ein Fonds "Paris-gerecht" gestalten? Also auf die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens ausrichten? Darauf geht M&G in diesem Beitrag ein – und auf die Frage, wie Anleger die damit zusammenhängenden Herausforderungen bewältigen können.
Der internationale Vertrag zum Klimawandel wurde im Dezember 2015 unterzeichnet. Damit wurde erstmals öffentlich anerkannt, dass der in den letzten Jahrzehnten beobachtete Temperaturanstieg auf vom Menschen verursachte CO2-Emissionen zurückzuführen ist. Alle Unterzeichner des Pariser Abkommens sind Verpflichtungen eingegangen:
Die Unterzeichner müssen zudem nationale Klimaaktionspläne vorlegen. Darin müssen sie darlegen, wie sie die Emissionen reduzieren und zur Erreichung der Ziele des Abkommens beitragen werden. Alle fünf Jahre werden die Fortschritte überprüft, und die Pläne müssen aktualisiert werden.
Wie M&G Investments weiter erläutert, können sich Klimaprobleme erheblich auf die Finanzlage von Unternehmen auswirken: zum Beispiel durch materielle Risiken, verstärkte Regulierung oder öffentliche Widerstände. Aus diesem Grund berücksichtigten Anleger bei ihren Investitionsentscheidungen zunehmend auch Klimafragen. Einige Fonds seien sogar noch einen Schritt weiter gegangen: Sie haben versucht, ihre Portfolios an den Zielen des Pariser Abkommens auszurichten.
"Dabei stehen ihnen verschiedene Wege offen. Eine Möglichkeit ist es, auf Portfolioebene einen Rahmen einzuführen. Die Fondsmanager müssen Emissionen der Unternehmen in ihrem Portfolio messen und die Fortschritte verfolgen. Dabei orientieren sie sich in der Regel an vorgegebenen jährlichen Reduktionszielen. Die EU-Benchmarks für 'Paris-gerechte‘ Fonds verlangen beispielsweise eine jährliche Emissionssenkung von 7%", so M&G.
Alternativ könnten die Fondsmanager einen unternehmensspezifischen Ansatz wählen. Dabei werden einzelne Unternehmen danach ausgewählt, wie sie zum Pariser Abkommen beitragen. Sie könnten zum Beispiel Produktlösungen oder Dienstleistungen zur Verringerung von Emissionen anbieten. Oder sie könnten besonders hoch angesetzte Ziele für die Dekarbonisierung ihres Geschäftsbetriebs erreicht haben.
Rahmenregelungen auf Portfolioebene könnten Anleger vor eine Reihe von Herausforderungen stellen. Letztlich könnten diese sogar Fortschritte bei der Verwirklichung der Paris-Ziele vereiteln. Das gelte besonders für die strengen Anforderungen an die jährliche Senkung der Emissionen: "Anleger könnten sich dadurch mehr auf diese Kriterien als auf die realen Auswirkungen der Unternehmen konzentrieren. Einfach die Emissionen im Portfolio senken – das trägt nicht unbedingt zu weltweit sinkenden Emissionen insgesamt bei", hält M&G fest.
"Nehmen Sie als Beispiel ein Unternehmen, das seine Emissionen senken möchte. Dieses wird wahrscheinlich nicht Jahr für Jahr eine gleichmässige, lineare Verringerung erreichen. Stattdessen wird es zu Sprüngen kommen, wenn die Firma Veränderungen vornimmt. Etwa wenn sie auf erneuerbare Energien umstellt oder ein neues, effizienteres Verfahren einführt. Ist der Zeitpunkt 'falsch‘ gewählt, könnte das Unternehmen aus dem Portfolio fliegen – bevor seine gute Arbeit Wirkung zeigt", sagen die Experten von M&G Investments weiter.
Darüber hinaus könne eine kleine Zahl von Unternehmen den Löwenanteil der Portfolio-Emissionen verursachen; man denke etwa an Firmen aus emissionsintensiven Branchen wie der verarbeitenden Industrie. Der Fondsmanager könnte versucht sein, seinen Anteil an diesen Unternehmen einfach zu verringern. Dies würde zwar die Emissionsdaten des Portfolios verbessern; in der Realität jedoch hätte diese Entscheidung keine Auswirkungen. Ebenso könnte der Fondsmanager diese Beteiligungen einfach gegen emissionsarme Unternehmen austauschen, etwa gegen Softwareanbieter.
"Wir halten einen unternehmensspezifischen Ansatz beim Portfolioaufbau für den effektivsten Weg, um zu den Zielen des Pariser Abkommens beizutragen", betont M&G. Bei der Auswahl von Unternehmen berücksichtigt der Investmentmanager verschiedene Aspekte: ihre eigenen Emissionen, ihre Schritte zur Verringerung dieser Emissionen und die Lösungsangebote, mit denen sie anderen beim Senken von Emissionen helfen. Damit könne M&G feststellen, wie ein Unternehmen zu den Zielen des Pariser Abkommens beitrage, wie M&G am besten mit ihm zusammenarbeiten könne und wie es von dem Dekarbonisierungstrend profitieren könnte, der nach Einschätzung des Investmentmanagers noch Jahrzehnte anhalten wird.
Als aktive Investoren kooperiert M&G mit den Unternehmen, um Fortschritte zu erzielen. So ermutigen wir beispielsweise alle Firmen, wissenschaftlich fundierte Ziele für die Verringerung von Emissionen festzulegen. Diese berücksichtigen die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, wie sich die Ziele des Pariser Abkommens erreichen lassen. Mit anderen Worten: Sie zeigen, dass sich ein Unternehmen dem Pariser Abkommen verpflichtet fühlt.
"Wir können Firmen auch dazu motivieren, ihre Umweltauswirkungen besser offenzulegen oder die Vergütung ihrer Führungskräfte an Klimakennzahlen zu orientieren. Die Fortschritte werden wir im Laufe der Zeit überprüfen. Denn wir wollen sicherstellen, dass sie auf dem richtigen Weg sind oder eventuelle Probleme anpacken. Wir sind überzeugt: Mit diesem Ansatz können Anleger zur Verringerung von Emissionen beitragen. Und sie können helfen, die globale Erwärmung zu begrenzen – und damit letztlich auch die Ziele des Pariser Abkommens voranbringen", schliesst M&G Investments die Betrachtung.