Kleinere Risiken, kaum Risikobereitschaft

Bild: Lyxor/Fondstrends
Bild: Lyxor/Fondstrends

Die sich abschwächenden systemischen Risiken nach dem Abkommen mit Griechenland und der Stabilisierung des chinesischen Aktienmarktes wirkten sich nicht positiv auf die Risikobereitschaft der Investoren aus, sagt Jean-Baptiste Berthon von Lyxor AM.

18.08.2015, 09:49 Uhr

Redaktion: jog

Makroökonomisch ein Monat, in dem die Märkte aufgrund hochspekulativer Katalysatoren nicht in die Gänge kamen. Die Märkte konnten sich bis zum 20. Juli, dem Fälligkeitstermin für die Rückzahlung von Schulden, dem unvorhersehbaren Hin und Her in der sich zuspitzenden Griechenland-Krise nicht entziehen. Nach der in letzter Minute getroffenen Vereinbarung konnten sich Risikoanlagen erholen. 3.000 Kilometer davon entfernt war die Einigung mit dem Iran in der Atomfrage ein weiterer spekulativer Katalysator mit erheblichen Konsequenzen für den Energiesektor. In Fernost sorgte der sich beschleunigende Crash chinesischer Aktien für Turbulenzen bei Schwellenmärkten und globalen Vermögenswerten. Damit einher gingen Sorgen über einen Dominoeffekt durch die Auflösung von Trading-Margins.

L/S Equity-Fonds legten mit Ausnahme asiatischer Fonds insgesamt deutlich zu. Die – vorübergehende – Beilegung der Griechenland-Krise und der zweite Rückgang bei Rohstoffen kamen Europa und in gewissem Umfang auch Japan selektiv zugute. Beide Regionen erlebten zudem eine solide Berichtssaison.

Europäische L/S-Equity-Manager verzeichneten im Juli eine überdurchschnittliche Wertentwicklung. Dabei profitierten sie von einem starken Beta-Beitrag und verwertbaren Themen. Sie legten im Juli allesamt zu. Das Handelsumfeld in den USA war demgegenüber schwieriger, denn der Beginn der geldpolitischen Normalisierung seitens der Fed steht bevor und die Berichtssaison für das zweite Quartal fiel eher schlecht aus. Allerdings konnten US-Manager aufgrund abnehmender US-Korrelationen und fundamental bedingter/unternehmensspezifischer Kurszuwächse sowohl bei ihren Short- als auch bei ihren Long-Positionen ein robustes Alpha generieren. Fast alle von ihnen beendeten den Monat im Plus. Der mühsame Stabilisierungsprozess am chinesischen Aktienmarkt liess die Renditen asiatischer Manager weiter schrumpfen. Sie waren allerdings deutlich besser geschützt als in der ersten Phase der sich auflösenden chinesischen Blase.

Herausforderungen für Merger-Arbitrageure
Event-Driven-Fonds lagen im Hintertreffen. Merger-Arbitrage-Fonds schnitten schlechter ab als Special-Situation-Fonds. Die allgemeine regionale Ausrichtung der Strategie in Richtung USA wirkte sich ungünstig aus. Die schlechte US-Berichtssaison erhöhte die Volatilität bei wesentlichen Transaktionen im Gesundheits-, Medien- und Technologiesektor. Dadurch wurden Gewinne aus dem Abschluss des Geschäfts DirectTV/AT&T oder dem angekündigten Mega-Deal Teva/Allergan zunichte gemacht. Ein solches Umfeld war für Merger-Arbitrageure sehr viel schwieriger zu bewältigen. Während sich das Engagement von Event-Driven-Fonds in den Rohstoffsektoren in Grenzen hielt, hatte der Preiseinbruch bei Energie und Basismetallen im Juli ein unerwartetes Ausmass. Er belastete Positionen bei Merger-Arbitrage- ebenso wie bei Special-Situation-Fonds. Zudem war die Vorsicht, im Vorfeld der geldpolitischen Normalisierung aufseiten der Fed illiquide Positionen aufzubauen, auch nicht hilfreich. Durch die robusten liquiden aktivistischen Positionen konnten Special-Situation-Fonds den Monat in etwa unverändert beenden.

Eine durchaus beachtliche Performance der L/S-Credit-Arbitrage-Fonds: Mit ihren sehr konservativen Positionierungen gingen die Manager der zunehmenden Verschlechterung im Energiesektor aus dem Wege. Wenig zu schaffen machten ihnen auch die Sorgen, die sich am US-Unternehmensanleihenmarkt rasch zusammenbrauten, und zwar sowohl bei IG (hauptsächlich von Emittenten aus dem Rohstoffsektor) als auch HY (Einpreisung schlechter Ergebnisse). Bei ihren Short-Positionen steigerten sie ihre Erträge. Des Weiteren konnten sie von dem Potenzialfenster profitieren, das sich bei den Spreads für Anleihen aus europäischen Randländern öffnete, als in letzter Minute eine Einigung in der Griechenland-Frage gefunden wurde.

Outperformance bei CTAs im Juli durch Ausnutzung von Rohstoffen. Zunächst wurden sie durch die Cross-Asset-Einbrüche nach dem überraschend angekündigten Referendum in Griechenland belastet. Danach konnten sie den verlorenen Boden aber wieder komplett gutmachen. Ihre selektive Direktionalität zahlte sich aus. Die grössten Gewinne wurden bei ihren Short-Positionen im Energiesektor und ihren Long-Positionen in europäischen Risikoanlagen erzielt.

Lohnenswerte Übergewichtung
Gute Performance von Global-Macro-Fonds auf eingeschränkten Märkten. Anders als bei Managern von CTAs leisten Rohstoffe hier keinen wesentlichen Beitrag. Doch sie waren gut aufgestellt, um von einem Umfeld mit geringeren systemischen Risiken zu profitieren, in dem aber Sorgen über das Tempo der globalen Wachstumserholung bestehen. Eine erneute Schwäche beim Ölpreis unterstützte Reflationszonen. In dieser Hinsicht zahlte sich ihre Übergewichtung in Aktien aus der Eurozone im Verhältnis zu den USA aus. Die Volatilität wurde im Laufe des Monats durch ihr Engagement in Zinsen eingedämmt, das für eine Absicherung sorgte. Zum Monatsende waren sie in europäischen Anleihen überhaupt nicht engagiert und besassen in US-Anleihen eine Nettoposition von 15%.

„Die sich abschwächenden systemischen Risiken nach dem Abkommen mit Griechenland und der Stabilisierung des chinesischen Aktienmarktes hatten keine neue Phase mit erhöhter Risikobereitschaft zur Folge. Stattdessen verlagerte sich der Schwerpunkt auf die Konsequenzen, die der Abschwung in China und die geldpolitische Normalisierung der Fed mit sich bringen“, so Jean-Baptiste Berthon, Senior Cross-Asset Strategist bei Lyxor AM.

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