07.06.2024, 16:56 Uhr
PFAS sind chemische Moleküle, auch «persistente Schadstoffe» oder «Ewigkeitschemikalien» genannt. Jetzt geht es ihnen an den Kragen – eine Chance für Anlegerinnen und Anleger, wie Luc Olivier von La...
«Die Folgen der Turbulenzen im Bankensektor sind schon jetzt absehbar. Insbesondere bei der Kreditvergabe wird es zu Veränderungen kommen», schreibt Olivier de Berranger, CIO von La Financière de l’Échiquier (LFDE).
Vor knapp einem Jahr nahm die US-Notenbank den Kampf gegen die Inflation auf, die sie bis dahin viel zu lange verleugnet und als «vorübergehend» angesehen hatte. Mit einer Erhöhung der kurzfristigen Zinsen um 475 Basispunkte, sodass diese auf 5,00 Prozent anstiegen, war das Straffungstempo so rasant wie zuletzt Anfang der 1980er Jahre. Die EZB hinkte wieder einmal hinterher und griff erst im Juli 2022 ein. Seitdem wurden die Zinsen um 350 Basispunkte angehoben – ein solches Ausmass hat es seit der Gründung der Institution im Jahr 1998 nicht gegeben. «Während diese drastischen Zinserhöhungen die Inflation vor allem durch die Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit stoppen sollen, haben die Kollateralschäden im globalen Bankensystem die Märkte im vergangenen Monat in helle Aufregung versetzt», schreibt Olivier de Berranger.
Beim ersten Opfer, der Silicon Valley Bank, führten Investitionen in Anleihen mit zu langen Laufzeiten zu einem riesigen Bestand an nicht realisierten Verlusten. Da die Einlagen sich auf das kalifornische Tech-Umfeld konzentrierten, zu dessen Finanzierung und Bereicherung die Bank wesentlich beigetragen hatte, hätte man annehmen können, dass sie Unterstützung aus diesem Sektor erhalten würde. Das genaue Gegenteil war jedoch der Fall: Mit Tweets und schädigenden E-Mails wurde Öl ins Feuer gegossen und ein Ansturm auf die Bank ausgelöst, bei dem innerhalb weniger Stunden beispiellose 42 Milliarden US-Dollar abgehoben wurden. Zum Vergleich: Bei der grossen Insolvenz einer US-Geschäftsbank im September 2008 verteilten sich die Abhebungen in Höhe von 17 Milliarden US-Dollar auf mehrere Wochen. Im aktuellen Fall wurden Online-Dienste und beschleunigte digitale Prozesse der Bank zum Verhängnis und führten sozusagen zum ersten «Swipe Crash» der Geschichte.
Während mittelgrosse US-Banken an der Börse zunächst am stärksten in Ungnade fielen, geriet bald darauf die Crédit Suisse ins Visier. Geringe Rentabilität, häufige Umstrukturierungen und zahlreiche Kontroversen machten sie in einem Umfeld, in dem die Angst vor Verlusten schwerer wiegt als alles andere, zu einem leichten Ziel. Nach 110 Milliarden Schweizer Franken, die von den Kunden im letzten Quartal 2022 von den Konten abgezogen wurden, sah es Anfang 2023 kaum besser aus.
«Die beiden betroffenen Banken unterscheiden sich stark voneinander. Doch die Situation führt uns einmal mehr vor Augen, dass Bankinstitute grundsätzlich durch Liquiditätskrisen zu Fall gebracht werden, und zwar unabhängig von ihrer Solvabilität», ist der CIO überzeugt. Wenn sich die Einlagen auf eine einzige Kundenkategorie konzentrierten, ob nun die kalifornische Tech-Branche oder vermögensstarke Kunden, berge dies ein hohes idiosynkratisches Risiko. Starkes und offen gezeigtes Misstrauen, ob gerechtfertigt oder nicht, könne die schwächsten Akteure sofort zum Scheitern bringen.
«Wir sind zwar der Ansicht, dass der europäische Bankensektor insgesamt viel stabiler ist, da er besser reguliert und gesteuert wird. Dennoch sind die Folgen schon jetzt absehbar: reduzierte Kreditvergabe im Privatsektor, strengere Kreditbedingungen und – eine europäische Spezialität, die sich diesmal als nützlich erwiesen hat – zusätzliche Regulierungsmassnahmen», schreibt Berranger.
Banken seien spezielle Unternehmen, bei denen die finanzielle Gesundheit und die Börsenkurse von zahlreichen Faktoren abhängen: Zinsspannen, Diversifizierung, Mittlertätigkeit, Beratung usw. «Man darf jedoch nie vergessen, dass ein plötzlicher Vertrauensentzug sie nachhaltig schädigen kann», so das Fazit bei LFDE.