21.11.2024, 08:34 Uhr
Die Privatbank Julius Bär hat in den ersten zehn Monaten 2024 weitere Neugelder angezogen und die verwalteten Vermögen gesteigert. Für das Gesamtjahr erwartet die Bank einen Konzerngewinn deutlich über dem Niveau...
Lange hat sie nichts zu den Gerüchten gesagt. Nun bestätigt die Privatbank Julius Bär, dass der österreichische Immobilienunternehmer René Benko und seine schlingernde Signa-Holding bei ihr mehr als 600 Millionen Franken offene Kredite hat. Weitere Abschreiber sind nicht ausgeschlossen.
Die grösste Einzelposition innerhalb des Private-Debt-Kreditbuchs belaufe sich auf 606 Millionen Franken, teilte Julius Bär mit, ohne den Namen von Benko zu nennen. Die Bank bestätigt auch, dass die Rückstellungen über 70 Millionen, die seit Anfang November gebildet wurden, «massgeblich» auf diese Position zurückgehen.
Das gesamte Private-Debt-Kreditbuch beläuft sich nach Angaben der Bank auf 1,5 Milliarden Franken. Die nächstgrössere Positionen nach Benko betragen 216 Millionen und 140 Millionen Franken. Diese Kredite gingen nicht an Immobilienunternehmer. Das restliche Portfolio bestehe aus 19 deutlich kleineren Positionen.
Das wackelnde Engagement bei Benko umfasst nach Angaben der Bank drei Kredite an verschiedene Einheiten «innerhalb eines europäischen Konglomerats», hiess es weiter. Die Kredite seien durch mehrere Pakete von Sicherheiten in Verbindung mit Gewerbeimmobilien und Luxuseinzelhandel besichert. Das Engagement werde nun langfristig restrukturiert.
Julius Bär habe Massnahmen ergriffen, um seine Interessen zu schützen und den Wert der gestellten Sicherheiten zu erhalten, betonte das Finanzinstitut. Sofern weitere Wertberichtigungen erforderlich seien, werde man diese weiterhin «umsichtig» buchen, betonte Julius Bär.
Selbst in einem hypothetischen Szenario eines Totalverlusts hätte die Pro-forma-Quote des harten Kernkapitals (CET1 Kapital) per Ende Oktober 2023 bei über 14 Prozent gelegen, rechnet die Bank vor. Julius Bär wäre damit deutlich profitabel geblieben. Die Kredite an Signa sind gefährdet, weil die stark verschachtelte und verschuldete Immobiliengruppe ums Überleben kämpft. Einige Tochtergesellschaften mussten bereits Insolvenz anmelden.
«Wir bedauern, dass ein einzelnes Engagement zur gegenwärtigen Verunsicherung unserer Stakeholder geführt hat», liess sich Konzernchef Philipp Rickenbacher in der Mitteilung zitieren. Man werde nun das Private Debt Geschäft und den Rahmen, in dem es betrieben wird, überprüfen.
Gleichzeitig versucht die Bank, die entstandenen Wogen zu glätten: Julius Bär bestätige seine Kapitalausschüttungspolitik, hiess es in dem Communiqué. Konkret strebt die Bank eine Dividendenausschüttungsquote von rund 50 Prozent des den Aktionären zurechenbaren adjustierten Konzerngewinns an. Zudem solle die Dividende pro Aktie mindestens so hoch wie im Vorjahr ausfallen.
Dazu kommt ein möglicher Aktienrückkauf. Julius Bär will das harte Kernkapital, dass die Quote von 14 Prozent deutlich übersteigt, im Folgejahr via einen Aktienrückkauf ausschütten.