09.04.2024, 09:34 Uhr
Jamie Dimon leitet mit der JP Morgan die grösste Bank der USA. In einem Aktionärsbrief warnt der Chef vor unterschätzten Rezessionsrisiken und hartnäckiger Inflation. Vor allem auch durch die enorm hohen...
Nach der Pleite der First Republic Bank ist in den USA eine Debatte um die Zukunft der Einlagensicherung entbrannt. Der Einlagensicherungsfonds FDIC überlegt, Firmenkonten künftig deutlich höher zu versichern als die derzeit geltende Obergrenze von 250 000 Dollar pro Bank.
Eine Reform der Einlagensicherung sei dringend nötig, betonte FDIC-Chef Martin Gruenberg. Seine Behörde stand im Zentrum der Bankenpleiten. Das Aus der Silicon Valley Bank (SVB) und der Signature Bank im März haben bei der FDIC Kosten von gut 20 Milliarden Dollar verursacht. Die Pleite und der anschliessende Notverkauf der First Republic an JP Morgan Chase könnte noch einmal gut 13 Milliarden Dollar kosten, da die FDIC Teile der Verluste übernimmt.
First Republic war zuvor der US-Einlagensicherung FDIC unterstellt worden und wurde anschliessend zu grossen Teilen direkt an JP Morgan weiterverkauft.
Im Zentrum der Diskussionen stehen der Kurznachrichtendienst Twitter und andere Soziale Medien sowie die Verbreitung des mobilen Bankings. Diese Entwicklungen haben dazu geführt, dass die Pleite der SVB als erster digitaler Bankrun in die Geschichte der USA einging.
Auch bei der Signature Bank und der First Republic hatten Kunden ihre Gelder im Rekordtempo abgezogen und bei Grossbanken wie JP Morgan und der Bank of America geparkt. Die Wall-Street-Häuser gelten als robuster und besser reguliert und Kunden setzen darauf, dass die US-Regierung die Grossbanken im Zweifel retten wird.
Eine höhere Garantie für Einlagen von Unternehmen hält FDIC-Chef Gruenberg für die beste Lösung. Er sprach von einer sogenannten «gezielten Deckung», mit verschiedenen Obergrenzen für verschiedene Kontotypen. Priorität sollen dabei jene Geschäftskonten haben, über die Firmen Löhne und Rechnungen bezahlen. Diese könnten auch komplett von der FDIC garantiert werden, sagte Gruenberg.
Gerade die Kunden der SVB, zu denen viele Start-ups und Risikokapitalgeber gehörten, musste ein Wochenende lang um ihr Geld bangen. Lange war unklar, ob die FDIC alle Einlagen garantieren würde oder nur die bis zu 250 000 Dollar. Da die FDIC schon an einem Freitagvormittag im März einschreiten und die SVB schliessen musste, konnten Rechnungen und Löhne nicht pünktlich bezahlt werden. Die Panik griff dann schnell auf andere Banken über – auch weil viele über Twitter dazu aufriefen, dass Kunden ihre Gelder von der SVB abziehen sollen.
Um eine gezielte Deckung einführen zu können, müsste der Kongress jedoch ein neues Gesetz verabschieden.
Die Vereinigung mittelgrosser US-Banken hatte im März bereits einen Vorschlag ins Spiel gebracht, wonach die Einlagensicherung FDIC die Einlagen mittelgrosser Institute für zwei Jahre komplett garantieren sollte. So sollten kleinere Institute gestützt werden. Auch über eine landesweite Garantie aller Einlagen wird diskutiert, auch dafür bräuchte es jedoch neue Gesetze und die Republikaner haben bereits Widerstand geäussert.
Mit dem Teilverkauf der First Republic ist für die letzte Regionalbank eine Lösung gefunden, die im Zuge der SVB-Pleite in Schieflage geraten war. Doch die Probleme im Bankensystem sind noch nicht beseitigt, warnte auch JP Morgan CEO Jamie Dimon. Besonders im Fokus stehen Kredite für Gewerbeimmobilien in den USA. Dort drohen angesichts der rapide gestiegenen Leitzinsen grosse Abschreibungen und Zahlungsausfälle.
Rund 70 Prozent dieser Kredite stehen in den Büchern von Regionalbanken. Und weil viele Mitarbeiter auch drei Jahre nach Beginn der Pandemie noch nicht wieder in ihre Büros zurückgekehrt sind, brauen sich vor allem dort neue Probleme zusammen.
Die Mehrheit der Investoren geht davon aus, dass das Fed die Leitzinsen am Mittwoch erneut anheben wird – auf die Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent. Das werde «weitere Risse im Finanzsystem provozieren», gab Dimon zu bedenken, auch wenn er das System insgesamt für stabil hält.