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Schwellenländeraktien: Langfristiger Anlagehorizont ist zentral

Bild: Pixabay
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Glen Finegan, Leiter Emerging Markets Equities bei Janus Henderson, findet die hohe Risikobereitschaft in Bezug auf Schwellenländer bedenklich. Langfristig ist er jedoch optimistisch und gibt einen Ausblick für die Anlageklasse. Zudem geht er auf die aktuelle Positionierung seines Portfolios ein.

01.05.2018, 09:22 Uhr

Redaktion: sif

Seit einiger Zeit glaubt Glen Finega, Leiter Emerging Market Equities bei Janus Henderson, dass viele Qualitätsunternehmen in Asien für zu hoch bewertet sind. Dies zeigt sich auch in seiner aktuellen Positionierung: Das Portfolio investiert verstärkt in börsennotierte Unternehmen aus Brasilien, Chile und Südafrika, die besonders unter dem Rohstoffpreisverfall gelitten haben. Der damit einhergehende Konjunkturschock zog schwächere Währungen und attraktivere Bewertungen nach sich. Er könnte die Regierungen aber auch zwingen, die staatlichen Führungsstrukturen zu verbessern.

So hat die aufstrebende Mittelschicht Südafrikas vom regierenden Afrikanischen Nationalkongress 2016 unmissverständlich gefordert, stärker gegen Korruption vorzugehen und mehr für bessere Lebensbedingungen zu tun. Nach der Wahl von Cyril Ramaphosa zum Präsidenten beobachtet Finegan eine Aufhellung des Geschäftsklimas in Afrika und denkt, dass sich deshalb die privaten Investitionen nach einer langen Phase der Stagnation erholen dürften.

Wenig Chancen in China
Finegan ist nur in begrenztem Umfang in chinesischen Aktien engagiert. Dies hat mit der grossen Zahl staatlich kontrollierter Betriebe zu tun, bei denen er fraglich findet, ob ihre Interessen mit denen der Minderheitsaktionäre übereinstimmen. Da die Regierung den Schulden den Kampf angesagt hat, bestehe ein erhebliches Risiko, dass grosse chinesische Unternehmen mit guter Kapitalausstattung gezwungen werden, sich in den "Dienst des Staates zu stellen", statt sich auf nachhaltiges Wachstum und darauf zu konzentrieren, die Aktionäre am Erfolg des Unternehmens teilhaben zu lassen. "In den letzten zwölf Monaten gab es bereits einige fragliche Kapitalallokationsentscheidungen führender chinesischer Internetunternehmen", kommentiert der Experte. Daher halte China für langfristig orientierte Anleger, die Wert auf einen hohen absoluten Ertrag legen, nur wenige Anlagechancen bereit.

Langfristiger Anlageansatz
Die besten Anlagechancen lassen sich nach Meinung von Finegan durch eine gezielte Titelauswahl nach dem Bottom-up-Ansatz und mit einem langfristigen Anlagehorizont bei der Bewertung von Unternehmen aufspüren. Grundvoraussetzung seien ein tiefes Verständnis der Risiken und das Ausnutzen von Schwankungen durch eine entsprechende Kapitalallokation. Firmenchefs und Führungskräfte müssen gemäss Finegan zwei Dinge beherrschen: "Sie müssen das Unternehmen so managen, dass es einen möglichst grossen nachhaltigen Wettbewerbsvorsprung und möglichst hohe Gewinne erzielt. Und sie müssen das durch diese Gewinne erwirtschaftete Kapital so investieren, dass der künftige Erfolg ihres Unternehmens gesichert ist."

Bei Aktivitäten in Schwellenländern sind die Chancen und Risiken für einen Erfolg bzw. Misserfolg bei der Kapitalallokation oftmals erheblich höher. Die Geschäftszahlen der von Finegan gehaltenen brasilianischen Unternehmen, wie etwa Duratex, deuten zunehmend auf eine zyklische Erholung hin. Duratex hat sich in der Sparte Holzprodukte auf die Herstellung und den Vertrieb von Fertig-Parkett und Laminatböden und in der Deca-Sparte auf Badezimmer-Ausstattung und Armaturen spezialisiert. Bradesco, die führende brasilianische Geschäfts- und Privatkunden-Bank, lieferte mit ihrer beharrlichen Kapitalallokation einen positiven Beitrag zum Portfolioertrag. Die Unsicherheit angesichts der bevorstehenden Wahlen dämpft nun jedoch die Bewertung.

Schwankungen ausnutzen und Krisen ausstehen
Zu einem langfristigen Ansatz gehöre es auch, so Finegan, einzusehen, dass es auch für gute Unternehmen zwischenzeitlich schlecht laufen könne. Der südafrikanische Verpackungsspezialist Tiger Brands musste beispielsweise im zweiten Quartal 2018 deutliche Kursverluste hinnehmen. Auslöser waren Sorgen über die Tiger Brands-Tochter Enterprise Foods, die unter dem Listeriose-Ausbruch in Südafrika litt. Der Anteil des Fleischgeschäfts von Enterprise Foods am Gewinn von Tiger Brands beträgt allerdings weniger als 5%. Die Reaktion des Unternehmens zeigt Finegans Erachtens jedoch, dass die Firmenleitung in der Lage ist, eine schwierige Krise professionell und transparent zu meistern. Aber die Krise ist noch nicht beendet und wird Tiger höchstwahrscheinlich teuer zu stehen kommen und seinem Ansehen bei Kunden schaden", glaubt der Experte. Dennoch glaubt er, dass Tiger Brands gestärkt aus der aktuellen Krise hervorgehen und vom steigenden Konsum der Verbraucher auf dem afrikanischen Kontinent profitieren wird.

Neue Portfolioaktivitäten
Der Experte sucht weiterhin nach Unternehmen mit langfristig orientierten Eigentümern, die ihr Vermögen in die gleichen Eigenkapitalinstrumente investieren, die auch anderen Anlegern zugänglich sind. "So können wir ziemlich sicher sein, dass wir gemeinsame Interessen verfolgen", meint Finegan.

Er hat eine neue Position auf Vinda International (Textil und Körperpflege) eröffnet, das seinen Hauptsitz in China hat und dort auch tätig ist. "Uns gefallen die langfristige Orientierung der Eigentümer, das voraussichtlich anhaltende Wachstum des chinesischen Marktes für Hygienepapier und Körperpflegeprodukte sowie das Potenzial für einen Anstieg des freien Cashflows und der Erträge bei gleichzeitig attraktiver Bewertung", meint Finegan. Ebenfalls in das Portfolio aufgenommen wurde die südafrikanische Holdinggesellschaft Remgro, die von der Familie Rupert kontrolliert wird. Zu Remgro gehören über 30 (börsennotierte und andere) Beteiligungsgesellschaften, die hauptsächlich auf dem afrikanischen Kontinent tätig sind.

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