15.11.2021, 16:17 Uhr
Weltweit haben 90% der Unternehmen ihre Dividende entweder erhöht oder konstant gehalten. Dies ist einer der höchsten Werte seit Lancierung des Janus Henderson Global Dividend Index und spiegelt die rasche...
Die weltweite Staatsverschuldung ist im Jahr 2020 um 17,4% auf einen Rekordwert von 62,5 Bio. USD angestiegen. Dies entsprach einem Siebtel des globalen BIP. Trotz der stark gestiegenen Verschuldung hat sich die Zinslast jedoch nicht erhöht. Die Schweiz hat gemeinsam mit Dänemark und Schweden die niedrigste Pro-Kopf-Verschuldung in Europa.
Laut der ersten Veröffentlichung des Janus Henderson Sovereign Debt Index nahmen 2020 Staaten weltweit Schulden auf, die einem Volumen von acht Jahren entsprechen, um die globale Pandemie zu bekämpfen, und erhöhten ihre Schulden um mehr als ein Sechstel (17,4%). Da acht von zehn Staaten im Index in eine Rezession rutschten, stockten die Regierungen ihre Haushaltskasse um 9,3 Bio. USD auf. Dies entspricht einem Siebtel (14,8%) des weltweiten Bruttoinlandsprodukts, ein höherer Betrag als zur Stützung der Wirtschaft nach der globalen Finanzkrise erforderlich war. Die weltweite Staatsverschuldung erreichte zum Jahresende einen Rekordwert von 62,5 Bio USD, fast das Vierfache der Summe von 1995 (+273%) und umgerechnet 13‘050 USD pro Person.
Einige Länder haben mehr Schulden aufgenommen als andere, um die Herausforderungen des letzten Jahres zu meistern. In absoluten Zahlen haben die grössten Volkswirtschaften entsprechend die meisten Kredite aufgenommen. Allein auf die USA, Japan und China entfiel mehr als die Hälfte der weltweiten staatlichen Neuverschuldung im Jahr 2020.
Wie weiter aus der Studie hervorgeht, war Grossbritannien gemessen an der Grösse seiner Wirtschaft mit einem staatlichen Haushaltsdefizit von einem Fünftel seines BIP der grösste Kreditnehmer, aber auch die USA, Brasilien, Südafrika, Spanien, Kanada, Japan und Singapur hatten Defizite von mindestens einem Achtel der Grösse ihrer Volkswirtschaften. Schweden und die Schweiz gehören zu den Ländern, die sich am wenigsten verschuldet haben, aber keines kommt auch nur annähernd an Taiwan heran, dessen Schulden im Verhältnis zum BIP gegenüber dem Vorjahr fast unverändert blieben, da erfolgreiche Massnahmen auf den Pandemie-Ausbruch die Wirtschaft wachsen liess.
Bereits vor der Pandemie hatten die Staaten global in jedem der letzten 25 Jahre ein Defizit, da die Ausgaben höher waren als die Steuereinnahmen. Gleichzeitig wuchs aber auch die Weltwirtschaft stark an, so dass die Schuldenlast von einer höheren Steuerbasis untermauert wurde. Der Anstieg der Staatsverschuldung hat dennoch das Wirtschaftswachstum um einen Fünftel übertroffen.
Mit 28‘345 USD hat die Schweiz gemeinsam mit Dänemark und Schweden die niedrigste Pro-Kopf-Verschuldung in Europa. Die Staatsverschuldung stieg 2020 in der Schweiz um 27% bzw. 52 Mrd. USD auf 246 Mrd. USD. Für die Schweiz wird ein Rückgang der Schulden im laufenden Jahr auf 234 Mrd. USD erwartet. "In der Schweiz sind die Schulden zwischen 1995 und 2020 von 149 Mrd. auf 246 Mrd. USD angewachsen. Im Verhältnis zum BIP sind die Schulden im gleichen Zeitraum von 41% auf 31% gesunken. Weltweit steht die Schweiz damit vergleichsweise sehr gut da. Laut der Ergebnisse unseres Index-Reports wird erwartet, dass der Schuldenstand bis 2025 weiter auf 29% des BIP sinkt. Auf den europäischen Anleihemärkten wies die Schweiz als erstes Land eine negative Effektivverzinsung auf, was zusammen mit der geringen Gesamtverschuldung die niedrige Zinslast erklärt", lässt sich Fedor Plambeck, Director of Sales Schweiz bei Janus Henderson, in einer Medienmitteilung vom Montag zitieren.
Trotz der stark gestiegenen Verschuldung hat sich die Zinslast nicht erhöht. 2020 mussten die Staaten weltweit nur noch 2,0% für ihre Kredite4 zahlen, 1995 waren es noch 7,6%. Dieser enorme Rückgang der Zinssätze bedeutet, dass die weltweite Zinslast nur um etwas mehr als ein Fünftel gestiegen ist, obwohl die Verschuldung fast viermal so hoch ist. Relativ zum BIP hat sich die Zinslast seit 1995 mehr als halbiert. Kein Land im Index von Janus Henderson zahlte im Jahr 2020 einen höheren Zinssatz als 1995.
Die Staaten finanzieren ihre Schulden, indem sie Anleihen an Investoren ausgeben, die auf den Finanzmärkten gekauft und verkauft werden können. Der kontinuierliche Zinsrückgang in den letzten 25 Jahren hat zu erheblichen Renditen für Anleiheinvestoren geführt. Zwischen 1995 und 2020 erzielte der Global Government Bonds Index5 eine Gesamtrendite von 308% in USD, was fast dem Fünffachen der Inflationsrate im gleichen Zeitraum entsprach.
2021 wird es zu einem weiteren deutlichen Anstieg der Staatsverschuldung um etwa 4 Bio. USD bzw. 768 USD pro Person kommen. Verglichen mit der Grösse der Weltwirtschaft habe die Verschuldung dank einer voraussichtlich starken wirtschaftlichen Erholung jedoch bereits ihren Höhepunkt erreicht, so die Experten.
Bethany Payne, Global Bonds Portfolio Manager bei Janus Henderson, sagt: "Wirtschaftswachstum ist der sicherste Weg, eine hohe Staatsverschuldung zu überwinden. Die Erholung von Corona wird sehr unterschiedlich ausfallen. Dienstleistungsorientierte Volkswirtschaften wie Grossbritannien, die ein schwieriges Jahr 2020 hatten, dürften sich schneller erholen als vom verarbeitenden Gewerbe geprägte Volkswirtschaften wie Deutschland, die vom Rückgang der globalen Nachfrage im Jahr 2020 weniger betroffen waren." Viele Länder hätten sich bei ihrer jüngsten Kreditaufnahme auch auf Darlehen konzentriert, die in relativ kurzer Zeit zurückgezahlt werden müssen. Für diese Länder bestehe ein reales Risiko, dass sie in Zukunft grosse Schuldenbeträge zu deutlich höheren Zinsen refinanzieren müssen, so Payne.
"Die Anleihemärkte sind eine riesige Bewertungsmaschine für die Kreditwürdigkeit und die wirtschaftliche Leistung eines jeden Landes – sie bestimmen, wie viel ein Staat für Kredite zahlen muss. Damit sind sie nicht nur für Anleiheinvestoren wichtig, kommentiert Jim Cielinski, Global Head of Fixed Income bei Janus Henderson. Die an den Anleihemärkten festgelegten Zinssätze beeinflussten den Wert jedes Vermögens, von Häusern bis hin zu Aktienmärkten. Das Bankensystem, Hypotheken und Sparzinsen hängen alle von den Anleihemärkten ab. "Ohne die Anleihenmärkte könnten moderne Volkswirtschaften einfach nicht funktionieren", sagt der Experte.
Anleger haben in den letzten Jahren hervorragende Renditen mit Anleihen erzielt. Jetzt sind die Zinsen aber wieder auf dem Weg nach oben und das berge Risiken. "Die Zentralbanken werden sich bemühen, die Zinsen vorerst niedrig zu halten, aber stärkere Volkswirtschaften sind tendenziell eine schlechte Nachricht für die Anleihekurse», so Cielinski.