Dividenden-Rückgang: Das Schlimmste scheint überstanden

Der Rückgang der globalen Dividenden-Ausschüttungen war im dritten Quartal 2020 weniger gravierend als im Vorquartal. (Bild: Shutterstock.com/Andrii Yalanskyi)
Der Rückgang der globalen Dividenden-Ausschüttungen war im dritten Quartal 2020 weniger gravierend als im Vorquartal. (Bild: Shutterstock.com/Andrii Yalanskyi)

Globale Dividenden sind im dritten Quartal um 11% gesunken. Laut dem Janus Henderson Global Dividend Index mehren sich die Anzeichen, dass für ertragsorientierte Anleger das Schlimmste inzwischen der Vergangenheit angehören dürfte.

23.11.2020, 15:33 Uhr

Redaktion: rem

Mit dem Fortschreiten der Pandemie sind auch ihre Auswirkungen auf die Fähigkeit der Unternehmen der Welt zur Ausschüttung von Dividenden sehr viel deutlicher geworden, wie die neueste Ausgabe des Janus Henderson Global Dividend Index (JHGDI) zeigt. Im dritten Quartal sank die Summe der Ausschüttungen insgesamt um 55 Mrd. USD auf 329,8 Mrd. USD und erreichte damit den niedrigsten Stand seit 2016. Der Gesamtrückgang um 14,3% entsprach einem Minus von 11,4% auf bereinigter Basis, was eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Einbruch um 18,3% im zweiten Quartal darstellte.

Die niedrigeren Auswirkungen spiegeln in erster Linie einen geografischen Mix im dritten Quartal wider, der Regionen der Welt betrifft, in denen sich die Dividenden als belastbarer erwiesen haben, insbesondere in Nordamerika und den Schwellenländern. Gleichzeitig ist es auch in Indiz dafür, dass das Schlimmste inzwischen vorüber sein dürfte. Alles in allem erhöhten im dritten Quartal mehr als zwei Drittel der Unternehmen ihre Dividenden bzw. hielten sie stabil, während etwas weniger als ein Drittel der Firmen die Ausschüttungen kürzte oder komplett strich. Der JHGDI sank auf 176,0 – ein Niveau das zuletzt vor fast drei Jahren verzeichnet wurde.

Die im Index enthaltenen Schweizer Unternehmen schütteten im 3. Quartal 2020 1,8 Mrd. USD aus. Insbesondere die Dividendenkürzungen von Kühne + Nagel und Richemont führten im Vergleich zum Vorjahresquartal zu einem absoluten Rückgang der Dividendenzahlungen der Schweizer Unternehmen von 23,2%. Dies entspricht auf bereinigter Basis einem Rückgang um 29,1%.

Dividenden pro Jahr (in Mrd. USD)

Quelle: Janus Henderson Global Dividend Index
Quelle: Janus Henderson Global Dividend Index

Wichtigste Dividendensaison in China

Das dritte Quartal ist die wichtigste Dividendensaison in China, und dort lagen die Auszahlungen 3,3% über dem Vorjahresniveau. Drei Viertel der chinesischen Unternehmen erhöhten ihre Ausschüttungen oder hielten sie konstant. Auch Kanada und Hongkong zählten zu den wenigen bedeutenden Ländern, in denen die Dividenden ebenfalls erhöht wurden. Die schwächsten Ergebnisse wurden im Vereinigten Königreich sowie in Australien und den Niederlanden verbucht.

Australien zählt in Bezug auf Dividenden zu den am härtesten getroffenen Ländern weltweit. Hier gingen die Ausschüttungen auf bereinigter Basis um 40,3% auf lediglich 9,6 Mrd. USD zurück, was dem niedrigsten Q3-Gesamtbetrag der letzten elf Jahre entspricht. Besonders starke Auswirkungen hatten die von Banken vorgenommenen Dividendenkürzungen. Im Vereinigten Königreich sanken die Ausschüttungen um 41,6%, während in den Niederlanden die Sistierung von Dividenden durch Banken und Brauereien die Entwicklung stark belastete.

US-Unternehmen schütten zwei Drittel der weltweiten Dividenden aus. Der relativ geringe Rückgang (-3,9% in Q3 und unverändert in Q2) trägt in diesem Jahr dazu bei, die globalen Gesamtzahlen zu stützen. Acht von zehn US-Unternehmen behielten ihre Ausschüttungen im dritten Quartal bei oder erhöhten sie, wobei die Anstrengungen der Unternehmen zur Wahrung ihrer Liquiditätspolster Berichten zufolge vor allem zulasten von Aktienrückkäufen gingen. Janus Henderson schätzt, dass die Gesamtrendite für Aktionäre (Summe aus Dividenden und Aktienrückkäufen) in den USA in diesem Jahr der Entwicklung in den belastbareren europäischen Nationen entsprechen wird.

Hongkong mit höchstem Dividendenwachstum

Unter Ausschluss von Australien lagen die Dividenden im asiatisch-pazifischen Raum (ohne Japan) genau auf dem Vorjahresniveau. Zurückzuführen war dies auf die geringeren Auswirkungen der Pandemie sowohl auf die Bevölkerung als auch die Wirtschaft, die stärkeren Bilanzen, die niedrigeren Ausschüttungsquoten sowie die Tatsache, dass sich viele der während des abgelaufenen Quartals vorgenommenen Ausschüttungen auf die Gewinne des Jahres 2019 bezogen und bereits vor mehreren Monaten festgelegt worden waren. Hongkong verzeichnete unter den Industrieländern das höchste Dividendenwachstum im dritten Quartal: Auf bereinigter Basis stiegen die Ausschüttungen um 9,9% auf 21,7 Mrd. USD, was dem zweithöchsten jemals im Territorium verzeichneten Gesamtwert während eines Quartals entsprach.

Automobilhersteller und Freizeitunternehmen mit stärksten Einschnitten

Die stärksten Rückgänge wurden im dritten Quartal bei Unternehmen im Bereich der Nicht- Basiskonsumgüter verzeichnet. Hier wurden die Dividenden auf bereinigter Basis um 43% gekürzt, wobei Automobilhersteller und Freizeitunternehmen die stärksten Einschnitte vornahmen. Auch Medien-, Luft- und Raumfahrtunternehmen sowie Banken wurden stark getroffen. Die höchste Belastbarkeit liess sich in Sektoren erkennen, die traditionell als defensiv gelten, unter anderem bei Pharmakonzernen, Lebensmittelherstellern und Lebensmitteleinzelhändlern, die ihre Ausschüttungen auf bereinigter Basis jeweils erhöhten.

Dividenden pro Jahr nach Regionen (in Mrd. USD)

Quelle: Janus Henderson Global Dividend Index
Quelle: Janus Henderson Global Dividend Index

Im April, als die pandemiebedingte Unsicherheit am höchsten war, hatte Janus Henderson berechnet, dass die globalen Dividenden in diesem Jahr um mindestens 15% sinken könnten, auf bereinigter Basis jedoch sogar um bis zu 35 %. Im Juli verengte das Team diese Spanne auf -19% bis -25%. Inzwischen ist Janus Henderson zuversichtlich, dass der Wert letztendlich eher am oberen Ende unserer Erwartungen liegen wird. Das Best-Case-Szenario geht nun von einem bereinigten Rückgang um -17,5% auf 1,20 Bio. USD aus, was einem Gesamtrückgang um -15,7% entspricht. Das Worst-Case-Szenario sieht einen bereinigten Dividendenrückgang um -20,2% auf 1,16 Bio. USD vor (Gesamtrückgang von -18,5%). Im Best-Case-Szenario würde gemäss dem JHGDI das Dividendenwachstum der letzten drei Jahre ausgelöscht, was für Anleger in diesem Jahr entgangene Erträge in Höhe von 224 Mrd. USD bedeuten würde.

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