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Spanien: Realität ist besser als die Wahrnehmung

Sorgen über die spanische Schulden- und Bankenkrise haben das Bewertungsniveau der spanischen Aktienmärkte auf zuletzt 2003 gesehene Tiefstände gedrückt. Gemäss den Aktienexperten von Invesco scheint die Wahrnehmung schlechter als die Realität.

27.06.2012, 08:00 Uhr

Redaktion: sek


Sorgen über die spanische Schulden- und Bankenkrise haben das Bewertungsniveau der spanischen Aktienmärkte auf zuletzt 2003 gesehene Tiefstände gedrückt. In ihrer im Juni 2012 veröffentlichten Monthly Summary beleuchten die europäischen Aktienexperten von Invesco Perpetual in Henley, Grossbritannien, die Anlegersorgen und die von der spanischen Regierung eingeleiteten Massnahmen zur Lösung der strukturellen Probleme des Landes. Ihr Fazit: Die Wahrnehmung scheint schlechter als die Realität. Aktuell notiert der spanische Aktienmarktindex IBEX mit einem hohen Abschlag gegenüber seinem historischen Durchschnitt. Angesichts des pauschalen Risikoabschlags auf spanische Wertpapiere sehen die Aktienexperten von Invesco Perpetual attraktive Anlagechancen in den Aktien gut geführter, erfolgreicher Unternehmen, die von den Märkten zu Unrecht in Sippenhaft genommen worden sind.

Reformagenda von Märkten ignoriert
Ihre Analyse zeigt, dass die umfangreiche spanische Reformagenda von den Märkten zu einem grossen Teil ignoriert wird. „Die Vielzahl der in diesem Jahr verabschiedeten Reformen unterstreicht die Entschlossenheit der Regierung, langjährige Probleme und die Sorgen der Marktteilnehmer zu adressieren“, schreibt Joel Copp-Barton, European Product Director bei Invesco Perpetual. Dazu zählten unter anderem strukturelle Reformen zur Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit des Finanzsektors, schärfere Kontrollmechanismen zur Steuerung der regionalen Ausgaben, Massnahmen zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, Bürokratieabbau und die gezielte Förderung junger Unternehmen.

„Die gleichzeitige Haushaltskonsolidierung, Restrukturierung des Bankensektors und Lösung langfristiger struktureller Probleme stellt die Regierung vor allem kurzfristig vor grosse Herausforderungen“, sagt Copp-Barton. Allerdings gäbe es auch mehrere positive Faktoren, die diesen Prozess erleichtern könnten. So werde der neue Hilfsfonds zur Bezahlung offenstehender Rechnung der spanischen Kommunen und Regionen der Wirtschaft ab Mai zusätzliche Liquidität in Höhe von rund 3,5% des BIP zuführen. Zudem zeichne sich ab, dass sich die Lage im Bausektor aufhellt. Für gewisse Wachstumsimpulse könne schliesslich auch die spanische Exportwirtschaft sorgen.

Mittelfristig auf besserer Wachstumsgrundlage
„Kurzfristig kommt es vor allem darauf an, das Marktvertrauen in den Bankensektor wiederherzustellen, was voraussichtlich zusätzliches Kapital erfordern wird. Erst dann wird der Markt die umfangreichen Reformbemühungen richtig einschätzen können“, sagt Copp-Barton. Die angekündigte EFSF/ESM-Kreditlinie von „bis zu 100 Milliarden €“ bezeichnet er in diesem Zusammenhang als Schritt in die richtige Richtung. Während die Lage kurzfristig schwierig bleiben wird, ist das Invesco-Team überzeugt, dass die erfolgreiche Umsetzung der Reformen die spanische Wirtschaft mittelfristig auf eine bessere Wachstumsgrundlage stellen wird. Auch gebe es bereits ermutigende Hinweise auf erste Schritte zur Behebung der strukturellen Ungleichgewichte.

Insgesamt halten die Investmentexperten die undifferenzierte Abstrafung spanischer Aktien daher für ungerechtfertigt. „Unserer Ansicht nach eröffnet die grosse Skepsis gegenüber spanischen Wertpapieren einige sehr attraktive Anlagechancen in Unternehmen, die sich durch starke Geschäftsmodelle, eine gute Unternehmensführung und einen hohen Umsatzanteil ausserhalb der Eurozone auszeichnen“, so Copp-Barton.

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