25.11.2024, 14:10 Uhr
Invesco erwartet für 2025 eine Kombination aus sinkender Inflation, geldpolitischer Lockerung und stärkerem Wachstum. Daraus ergibt sich für Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research «eine vorerst...
Seit dem Coronacrash im März 2020 und der darauffolgenden kräftigen Erholung hat die Risikoaversion vieler Anleger kontinuierlich abgenommen. Asset Manager Invesco warnt vor einer zu hohen Risikokonzentration in vielen Portfolios. In einem Umfeld mit hohen Bewertungen und steigender Inflation könnten viele Investoren auf dem falschen Fuss erwischt werden.
"Es liegt in der Natur des Menschen, sich an die jüngste Vergangenheit zu gewöhnen und das Risiko von Veränderungen und die möglichen Auswirkungen aufs Portfolio zu unterschätzen", sagt Martin Kolrep, Senior Portfolio Manager, Invesco Quantitative Strategies. Kolrep verweist auf die fast ununterbrochene Aktienmarktrally in den vergangenen eineinhalb Jahren und darauf, dass die Inflation über mehrere Jahrzehnte kein Thema war und die Zinsen seit fast 40 Jahren stetig gesunken sind.
Die im historischen Vergleich recht hohe Bewertung von Aktien lasse sich durch die derzeitige expansive Geld- und Fiskalpolitik und die niedrigen Zinsen rechtfertigen. "Angesichts der aktuell steigenden Inflation dürfte die Stabilität der Zinssätze jedoch in Frage gestellt werden, ebenso wie die derzeitigen Bewertungsniveaus,» so der Investmentexperte.
Umso wichtiger sei eine Neubewertung der Anlageportfolios in Bezug auf ihre Robustheit in unterschiedlichen wirtschaftlichen Szenarien. "Entscheidend ist die richtige Balance zwischen einer soliden Verteidigung und der Fähigkeit, Chancen zu ergreifen", betont Kolrep.
Vor allem Multi-Asset-Strategien seien dafür ideal. Aufbauend auf einer robusten Allokation könne ein Multi-Asset-Portfolio den gesamten Konjunkturzyklus und seine Schwankungen gut überstehen, Chancen wahrnehmen und eine Antwort auf die wichtigsten ökonomischen Szenarien liefern.
"Multi-Asset-Strategien sind in der Regel defensiver ausgerichtet als reine Aktienstrategien, ermöglichen aber dennoch eine Partizipation an einem günstigen Aktienmarktumfeld", erläutert Kolrep. "Darüber hinaus schützen sie auch vor verschiedenen Risiken, zum Beispiel Vermögenskonzentration oder Inflation." Doch auch da sollten sich Anleger nicht nur auf das verlassen, was in der Vergangenheit gut funktioniert hat.
Konventionelle Multi-Asset-Strategien setzen auf ein Mischportfolio aus Aktien und Anleihen, wobei Aktien die Rendite liefern und Anleihen das Portfolio schützen sollen. Wie Kolrep erklärt, habe sich dies über viele Jahre bewährt. Angesichts der historisch niedrigen Renditen sei es jedoch unwahrscheinlich, dass Anleihen in einem fallenden Aktienmarkt erneut die notwendige Absicherung bieten können.
Deshalb setzt Invesco auf eine ausgefeiltere Strukturierung von Multi-Asset-Strategien, um die Entwicklung des Marktumfelds besser zu berücksichtigen. So nutzt das Investmenthaus auch Aktien-Put-Optionen oder einen dynamischen Risikokontrollmechanismus, Faktorstrategien, Rohstoffe und ESG-Anlagen, um eine bessere Diversifikation zu erreichen, eine Partizipation an Aufwärtsbewegungen mit dem Schutz vor Abwärtsbewegungen zu kombinieren und so über verschiedene wirtschaftliche Szenarien hinweg konsistente Renditen zu erzielen.
Aktuell stuft Kolrep besonders ein Unterschätzen des Inflationsrisikos als gefährlich ein. Während viele Experten den jüngsten Preisschub für ein vorübergehendes, der Pandemiesituation geschuldetes Phänomen halten, befürchtet Invesco-Chefökonom John Greenwood, dass die Zentralbanken den gleichen Fehler wie im Vorfeld der Grossen Inflation in den frühen 1970er Jahren machen könnten.
Durch einen viel zu späten geldpolitischen Kurswechsel brauchten sie damals Jahre, bis sie die Inflation wieder unter Kontrolle hatten. "Auf eine steigende Inflation muss rechtzeitig eine angemessene Reaktion erfolgen. Anleger sollten im Zweifel eigene Vorkehrungen treffen und ihre Portfolios ausreichend absichern", empfiehlt Kolrep.