Invesco: Auf der Suche nach "Realoptionen" bei Schwellenländeraktien

Justin Leverenz, Porfoliomanager für Schwellenländeraktien bei Invesco New York
Justin Leverenz, Porfoliomanager für Schwellenländeraktien bei Invesco New York

Schwellenländeraktien können attraktive Anlagechancen bieten. Justin Leverenz von Invesco empfiehlt Investoren, den Fokus jedoch auf interessante Einzelunternehmen zu legen, anstatt auf eine unrealistische Konvergenzstory zu setzen.

18.01.2020, 13:57 Uhr

Redaktion: maw

Emerging-Market-Anlagen haben Eingang in viele Investmentportfolios gefunden, da sie im Zuge des Aufholprozesses der Schwellenmärkte höhere Renditen und ein schnelleres Wachstum bieten. Angesichts des inzwischen stark rückläufigen Wachstumspotenzials dieser Märkte und einer Fülle von Herausforderungen, mit denen diese aktuell zu kämpfen haben, trägt diese Logik laut Justin Leverenz, Porfoliomanager für Schwellenländeraktien bei Invesco New York jedoch nicht mehr. Für viele Entwicklungsländer einschliesslich Indiens sei es manchmal völlig unmöglich, einen Entwicklungspfad wie China einzuschlagen.

Auf Einzelunternehmen setzen

Auf der ganzen Welt gebe es jedoch gute Unternehmen, die gegenüber der Konkurrenz langfristig im Vorteil sind. Sie seien nicht darauf angewiesen, dass ihr Heimatland ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum aufweist. "Anleger mögen Unternehmen, die dank neuer Initiativen und Projekte den Charakter einer Realoption haben, die also ähnlich einer Finanzoption ein grosses Gewinnpotenzial haben. Sie schätzen aussergewöhnliche Unternehmen, die in der Lage sind, auch in einem mauen Makroumfeld ein überdurchschnittliches Gewinnwachstum zu erzielen", so Leverenz. Viele Analysten extrapolierten einfach das bisherige Wachstum eines Unternehmens in die Zukunft und seien damit zu konservativ angesichts neuer Märkte oder Gewinnquellen. "Ich denke, man muss den Mut haben, nichtlineares Wachstum zu modellieren, das sich aus solchen Realoptionen ergeben könnte", rät er.

Innovatives Denken zählt

Als gutes Beispiel nennt der Schwellenländer-Experte den Techriesen Tencent. Das Unternehmen betreibe das innovativste soziale Netzwerk der Welt. Die Idee, Zahlungen in einer Chat-Anwendung zu ermöglichen, stammt von WeChat, dem Chat-Dienst von Tencent. Facebook will das System jetzt kopieren. Alibaba ist ein weiteres Unternehmen, das Leverenz bevorzugt, weil er überzeugt ist, dass das Unternehmen stark unterbewertet ist. Der aktuelle Börsenwert von Alibaba unterschätze selbst das Potenzial des Kerngeschäfts. Dazu kommen neue Initiativen des Unternehmens in den Bereichen Einzelhandel, Fintech und Cloud Computing.

"Auch glauben wir nicht unbedingt, dass Tencent und Alibaba nur deshalb so stark sind, weil die chinesische Regierung sie vor der Konkurrenz schützt – sonst müssten sie nicht so innovativ sein, wie sie es sind", meint Leverenz. Der Wettbewerb im chinesischen Online-Geschäft sei extrem hart. Google, Uber und Amazon haben sich entschieden, China zu verlassen, weil sie aus diversen Gründen nicht mit den heimischen Unternehmen mithalten konnten.

Handelskrieg nicht ausser Acht lassen

Natürlich bedeute die Fokussierung auf Einzelunternehmen nicht, dass Investoren die Auswirkungen politischer Entwicklungen wie des US-chinesischen Handelskrieges ausser Acht lassen sollten. Hier gehe es schliesslich nicht nur um den Handel. Der Streit sei Ausdruck zweier sehr unterschiedlicher Lebensphilosophien und eines grösseren Konfliktes, der sich um den Aufstieg Chinas dreht. Dieser Konflikt werde von einem breiten Konsens im politischen Establishment in Washington getragen und werde sich wohl auch in den Verhandlungen über geistiges Eigentum, den Finanzbereich und die Geopolitik auswirken. "Er wird in den nächsten Jahrzehnten vermutlich ein fester Bestandteil der internationalen Politik bleiben", ist Leverenz überzeugt.

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