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Ein ganz normaler Konjunkturzyklus

30.07.2008, 13:06 Uhr

Der Ölpreis hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt, in Industrie- wie auch Schwellenländern schießen die Inflationsraten in die Höhe. Die Notenbanken zeigen sich entschlossen, diesen Preisdruck zu bekämpfen. Die Angst vor dem gefürchteten Szenario einer Stagflation nimmt zu. Eine solche Phase des stagnierenden Wachstums bei gleichzeitig beschleunigter Geldentwertung dürfte jedoch von kurzer Dauer sein – und wäre eine ganz normale Entwicklung im Rahmen eines gewöhnlichen wirtschaftlichen Auf- und Abschwungs, meint John Greenwood, der Chefvolkswirt von Invesco.

So stelle der jüngste Teuerungsschub „lediglich die nächste – und schon fast die letzte – Phase eines typischen, von monetären Kräften getriebenen Konjunkturzyklus dar“, schreibt Greenwood in der jüngsten Ausgabe der Invesco-Publikation Market Update. „Sollte die Geldpolitik jetzt verschärft werden, könnten schon in ein oder zwei Jahren die Deflationssorgen wieder an erster Stelle stehen.“

Wie Greenwood erklärt, geht die jüngste Teuerungswelle auf die Jahre 2002 bis 2005-06 zurück, als eine expansive Geldpolitik in vielen wichtigen Märkten einen Boom an den Kreditmärkten auslöste, gefolgt von einer Rally der Aktienkurse und einem starken Anstieg der Preise für Eigenheime und gewerbliche Immobilien. Aufgrund von Vermögenseffekten sorgten die steigenden Asset-Preise zugleich für kräftige Wachstumsimpulse. Die gesamtwirtschaftliche Expansion heizte die Nachfrage nach Rohstoffen an, und die Verteuerung der Rohstoffpreise schlug sich schließlich in einer beschleunigten Verbraucherpreisinflation nieder. Zugleich kam es zu einer positiven Rückkopplung an den Kreditmärkten, weil die Banken, deren Bilanzen dank des „Mark-to-Market“-Prinzips durch ihre Investments in den haussierenden Wertpapier- und Immobilienmärkten gestärkt worden waren, große Anreize hatten, sich noch weiter zu verschulden und noch mehr Kredite zu vergeben.

Nach Ansicht des Chefvolkswirts von Invesco haben die jüngsten Zinserhöhungen bereits einige Auswirkungen der expansiven Geldpolitik der Vergangenheit aufgehoben bzw. umgekehrt. „Die aktuelle Situation zeigt, dass Symptome einer Rezession – an den Aktien- und Immobilienmärkten – mit Symptomen einer fortgesetzten Expansion – bei den Rohstoff- und Verbraucherpreisen – einhergehen können, wenn die sukzessiven geldpolitischen Impulse auf die Verbraucherpreise durchschlagen“, sagt er.

Greenwood erwartet, dass die globale Wachstumsflaute und das in Folge der Kreditkrise deutlich restriktivere Geldmengen- und Kreditwachstum die Inflation letztlich eindämmen werden. Allerdings meint er auch, dass „die jüngsten Preisschübe, die auf ein bis zwei Jahrzehnte relativer Preisstabilität folgen, in einigen Staaten durchaus zu einem monetären Schock führen könnten“.

Während die Notenbanken beginnen, die geldpolitischen Zügel zu straffen, und damit den Weg für eine spätere Rückkehr zu Deflationssorgen bereiten, ruft Greenwood zu einem besseren Management des Konjunkturzyklus auf. Mit Verweis auf die Haltung Japans während der zweiten Ölkrise in den Jahren 1979-80 argumentiert er, dass es, „wenn auch in Zeiten drastisch steigender Rohstoffpreise für eine stabile Geldpolitik gesorgt wird, keinen Grund gibt, warum nicht auch die Verbraucherpreise stabil bleiben sollten.“

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