28.10.2024, 12:16 Uhr
Die spektakuläre Performance der Tech-Mega-Caps hat die Faktorrenditen erheblich beeinflusst. Für systematische Investoren bringt dies sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich, so das Ergebnis einer...
An den heutigen Kryptomärkten spielt gemäss Nima Pouyan von Invesco der Handel eine wesentliche Rolle. Die hohen Bewertungen neu etablierter Handelsplattformen wie Coinbase, Binance oder FTX spiegeln das Wachstum und die enormen Einnahmen dieser Börsenplätze wider.
Dass zugleich immer mehr Fintech-Unternehmen wie Robinhood auch den Handel mit Kryptoanlagen anbieten, zeigt nach Ansicht von Nima Pouyan, Head Invesco ETF Switzerland & Liechtenstein, wie explosiv diese Entwicklung ist. Der Kryptohandel sei ein Erfolg und enorm lukrativ. Gleichzeitig stehe die Blockchain-Industrie in der Kritik, weil sie als selbsternannter Vorreiter von Disintermediation und Dezentralisierung mit ihren Kryptobörsen neue zentralisierte Superunternehmen hervorbringe.
Tatsächlich sehen sich nach Beobachtung von Pouyan die heutigen Kryptobörsen denselben Risiken ausgesetzt wie jedes zentralisierte System: dem Risiko von Cyberangriffen und Gegenparteirisiken. Ausserdem sei es evident, dass die meisten beliebten Kryptobörsen immer wieder mit Serverausfällen zu kämpfen hätten.
Je mehr sich Krypto und Blockchain durchgesetzt haben, desto stärker sei der Wunsch nach einem dezentralen Handel geworden. Zu den ersten Vorstössen in dieser Richtung gehöre die Einrichtung dezentraler Orderbücher direkt auf der Blockchain. Aufgrund der beschränkten Skalierbarkeit auf der ersten Ebene der Blockchain – der sogenannten Base Layer – seien diese ehrgeizigen Projekte jedoch weitgehend im Sand verlaufen.
Mit Uniswap habe sich das auf einen Schlag geändert. Mit seiner innovativen Software stelle Uniswap erstmals eine effiziente und nutzerfreundliche Handelsplattform für den dezentralen Austausch von Tokens bereit. Bis heute sei Uniswap die grösste dezentrale Börse oder DEX (Decentralized Exchange). Während Uniswap innovativ bleibe und bereits die dritte Version seiner Software implementiert habe, seien eine ganze Reihe weiterer dezentraler Börsen an den Start gegangen. Ausserdem gebe es bereits DEX-Aggregatoren und kettenübergreifende Liquiditätsprotokolle. "Diese Projekte bündeln Liquidität von verschiedenen dezentralen Börsen, sogar über verschiedene öffentliche Blockchains hinweg», so der Invesco-Experte.
Die dezentralen Börsen haben sich nach seiner Aussage durch die Umgehung des Orderbuch-Modells durchgesetzt. Eine DEX wie Uniswap laufe auf einem sogenannten "Automated Market Maker» (AMM) Protokoll. Anstatt auf zentrale Market Maker – also Marktteilnehmer, die durch den Kauf und Verkauf grosser Mengen bestimmter Vermögenswerte eine Liquidität ermöglichen – zurückzugreifen, "verwenden dezentrale Börsen keine zwischengeschaltete Instanz zur Abwicklung von Transaktionen, sondern wickeln den Handel über Smart Contracts ab – Computercodes, die bestimmte festgelegte Regeln automatisch ausführen», erläutert Pouyan weiter.
Letztlich bestünden AMMs also aus Smart Contracts, die Liquidität in einem sogenannten Liquiditätspool vorhalten. Für die Liquidität würden die Liquiditätsanbieter sorgen. Da dezentrale Börsen auf der Blockchain basieren und überall und jederzeit zugänglich seien, könne jeder Nutzer zum Liquiditätsanbieter werden und so an den Gebühren für die Bereitstellung von Liquidität verdienen.
"In dieser Hinsicht verkörpern dezentrale Börsen den wahren Geist der Blockchain-Technologie. Sie ermöglichen den Peer-to-Peer-Handel durch den Einsatz automatisierter Smart Contracts zur Ausführung von Transaktionen unter Sicherstellung einer ausreichenden Liquidität, ohne auf Intermediäre zurückzugreifen», resümiert Pouyan. Die Handelsaktivitäten finde auf der Blockchain selbst statt, wobei Verkäufer und Käufer direkt miteinander interagieren.
Bei einer DEX könne die Handelsinfrastruktur von den Nutzern selbst betrieben werden. Sie können laut Pouyan selbst entscheiden, welche Anlagegüter wann gehandelt werden. Ausserdem werden die durch den Handel generierten Einnahmen seiner Aussage nach an die Nutzer zurückgegeben, da sie entweder selbst Liquiditätsanbieter sein können oder über ein Token am Protokoll beteiligt seien und so einen Anteil der von diesem erzielten Erlöse erhalten. Auch die Sicherheit könne verbessert werden. "Durch die Verknüpfung mit Offline-Wallets – auch 'Cold Storage' genannt – können die Nutzer ihre Kryptoassets sicher aufbewahren und bei Bedarf bequem auf der von ihnen bevorzugten DEX handeln", hält der Invesco Experte abschliessend fest.