Chinas Wachstum weiter auf Kurs

Seit Anfang Juli entwickeln sich die Wirtschaftsdaten aus China insgesamt positiv, gestützt durch die höhere externe Nachfrage. Lesen Sie den Marktkommentar von Invesco.

08.11.2013, 09:13 Uhr

Im dritten Quartal ist das BIP im Vergleich zum Vorjahr um 7,8% gewachsen, nach 7,5% im Vorquartal. Ausserdem mehren sich die Anzeichen für eine Stabilisierung der Erholung. Im September lagen die HSBC-Einkaufsmanagerindizes für die Industrie und den Dienstleistungssektor erneut im expansiven Bereich. Die Industrieproduktion, die Infrastrukturinvestitionen und die Daten aus dem verarbeitenden Gewerbe haben sich weiter verbessert. Zusammengenommen deutet all das auf eine moderate, aber breit angelegte Wachstumserholung im vierten Quartal hin. In Verbindung mit den jüngsten Regierungsbemühungen um eine Steuerung der Wachstumserwartungen, zum Beispiel durch Festsetzung einer Untergrenze von 7,0% für das BIP-Wachstum, haben die jüngsten Makrodaten den Anlegern ihre Sorgen über eine harte Landung weitgehend genommen. Die Liquiditätssituation ist weiter robust, und wir rechnen auf kurze Sicht nicht mit einer Wiederholung des scharfen SHIBOR-Anstiegs im Juni oder einer Liquiditätsklemme. Auch das Kreditwachstum liegt über den Marktprognosen – ein Signal, das darauf hindeutet, dass die Regierung im dritten Quartal 2013 die Kreditkonditionen gelockert hat, um das Wachstum zu stützen.

Das Wachstum und die Stabilität der Finanzlage sind zentrale Prioritäten der neuen politischen Führung. Wir halten das Wachstumsziel der chinesischen Regierung von 7,5% für 2013 für erreichbar. Langfristig setzt China auf die Verlagerung von einer exportgetriebenen, produktionsbasierten Wirtschaft zu einer solchen, die durch mehr Beiträge des Dienstleistungssektors und den inländischen Konsum nachhaltig wachsen kann. Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass China auf Sicht von zehn Jahren ein BIP-Wachstum von 7% p.a. aufrechterhalten können wird, da der chinesische Inlandsmarkt noch zahlreiche unausgeschöpfte Wachstumsmöglichkeiten bietet.

Gewinnrevisionen wirken kursstützend
Vor dem Hintergrund der verbesserten Makroindikatoren sind auch die Gewinnprognosen der Unternehmen nach oben geschraubt worden. Seit Ende Juli sind die Konsenserwartungen für das Ertragswachstum im Gesamtjahr 2013 von 11,4% auf aktuell 12,3% angehoben worden. Die im zweiten Halbjahr begonnene Erholung der Unternehmensgewinne hat sich fortgesetzt, und wir haben Hinweise auf eine erneute schrittweise Verbesserung im zweiten Quartal gesehen. Das Verhältnis der Gewinnrevisionen für die zurückliegenden drei Monate (gleitende Durchschnitte) hat sich zuletzt verbessert. Treiber der positiven Gewinnrevisionen sind verschiedene Sektoren wie IT, zyklische Konsumgüter und Finanzdienstleistungen. Höher kapitalisierte Banken haben sich an die Spitze der Gewinnrevisionen gesetzt und geholfen, die negativen Revisionen in defensiven Sektoren wie der Basiskonsumgüterbranche und dem Versorgungssektor wettzumachen. Die positiven Gewinnrevisionen der zyklischen Sektoren sind aber nicht nur auf den robusteren Makroausblick zurückzuführen. Konsumnahe Sektoren wie Internetmedien profitieren auch von den strukturellen Trends in China. Der jüngste Boom in den Bereichen Internet-TV, mobile Internetanwendungen und Online-Konsum markiert nur den Anfang eines mehrjährigen Wachstumstrends in China, wo die Marktdurchdringung dieser Angebote noch deutlich hinter der in entwickelten Märkten wie den USA zurückliegt.

Reformprojekte der Regierung stärken das Anlegervertrauen
Obwohl uns bewusst ist, dass die besseren Makrodaten im dritten Quartal zum Teil auf den Vergleich mit dem niedrigen Vorjahreswert zurückzuführen sind, eröffnen mehrere wichtige Reformprojekte neue Geschäftschancen und sorgen auch im vierten Quartal für Wachstumsimpulse. Das jüngste Beispiel ist die Shanghai Free Trade Zone (SFTZ) Initiative ”” ein grosser Schritt in Richtung einer Liberalisierung der Wirtschaft und ein langfristig positiver Faktor für die chinesische Wirtschaft. Die Märkte haben die SFTZ-Initiative sehr begrüsst und warten jetzt gespannt auf die Ergebnisse der dritten Plenarsitzung des 18. Zentralkomitees der KPC, das im November tagen wird und von dem erwartet wird, dass es einen grundsätzlichen Fahrplan für nationale Wirtschaftsreformen vorlegt. Die wirtschaftlichen Strukturreformen, auf die sich die Aufmerksamkeit der Märkte richtet, dürften nach und nach im Detail vorgestellt und schneller umgesetzt werden.

Eine unterinvestierte, niedrig bewertete Anlageklasse

Nach zwei Jahren, in denen die chinesischen Aktienmärkte im Vergleich zu anderen globalen Märkten stärker unter Druck standen, sind chinesische Aktien inzwischen eine deutlich unterinvestierte Anlageklasse, die einen Grossteil des Abwärtsrisikos bereits eingepreist hat. Sowohl gemessen am sogenannten Forward-KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) als auch am so genannten Forward-KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis) notiert der chinesische Markt so niedrig wie zuletzt zu Zeiten der globalen Finanzkrise – obwohl sich die gesamtwirtschaftlichen Aussichten längst stabilisieren. Auch fundamental betrachtet erscheint China besser aufgestellt als andere Schwellenländer. Mit einem KGV von nur 9 für die kommenden 12 Monate bietet der chinesische Markt Anlegern jetzt ein Zeitfenster, das sie nutzen können, um an der Entfaltung des langfristigen strukturellen Wachstumspotenzials Chinas zu partizipieren.

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