28.10.2024, 12:16 Uhr
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Während die Marktstimmung gegenüber europäischen Aktien im Allgemeinen weiter von Skepsis beherrscht wird, hat die Flucht in risikoarme Marktsegmente zu zunehmend extremen Bewertungsunterschieden am europäischen Aktienmarkt geführt. Dies dürfte aussichtsreiche Anlagechancen in Marktbereichen eröffnen, um die Anleger derzeit noch einen Bogen machen, schreiben die europäischen Aktienexperten von Invesco Perpetual in Henley, Grossbritannien, in ihrer Monthly Summary.
Verglichen mit deutschen Bundesanleihen sind europäische Aktien so günstig wie seit 90 Jahren nicht mehr*, sagt Joel Copp-Barton, European Product Director bei Invesco Perpetual. Die Fondsmanager, die überhaupt am europäischen Markt investiert sind, bevorzugen im allgemeinen die risikoärmeren Marktsegmente. Dies seien unter anderem defensive Bereiche des Konsumsektors. Angesichts des bereits relativ hohen Bewertungsniveaus und der zuletzt beobachteten Abschwächung des Ertragswachstums sieht Copp-Barton im Konsumbereich wenig Aussicht auf weitere Kursgewinne.
Gute Investmentgelegenheiten findet das Invesco Perpetual European Equity Team im Rahmen seiner Fokussierung auf einzeltitelspezifische Bewertungsfaktoren hingegen weiterhin in den zuletzt gemiedenen Marktbereichen. Copp-Barton nennt in diesem Zusammenhang Finanzwerte genauso wie Pharmatitel und bestimmte Industriebranchen, von denen viele deutlich unter ihrem zehnjährigen Durchschnitt notieren**. In bestimmten Fällen gilt das auch für Unternehmen aus Spanien und Italien, die für ihre regionale Zugehörigkeit mit einem Bewertungsabschlag gestraft werden, den wir für viel zu hoch halten. Dadurch entgehen Anlegern einige erfolgreiche und gut geführte Unternehmen mit soliden geschäftlichen Aktivitäten ausserhalb Europas, so Copp-Barton.
Perspektiven hängen von Lösung der Euro-Krise ab
Natürlich könnten Aktien auch für längere Zeit unter ihrem Fair Value notieren. Auch könne die globale Wachstumsabschwächung die Unternehmensgewinne in allen Regionen kurzfristig dämpfen. Einen gewissen Schutz böten hier jedoch die starken Bewertungsrückgänge der letzten drei Jahre am europäischen Aktienmarkt insgesamt und in bestimmten Marktsegmenten. Copp-Barton zufolge hängen die Perspektiven dieser Unternehmen weniger von einer Verbesserung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds ab als davon, inwieweit es gelingt, eine Lösung der Euro-Krise im Sinne der Wahrung einer gemeinsamen Währung herbeizuführen.
Als positives Signal bewerten die europäischen Aktienexperten von Invesco Perpetual in dieser Hinsicht die Ergebnisse des jüngsten EU-Krisengipfels mit neuen Massnahmen zur Gesundung des europäischen Bankensystems. Angesichts der scheinbar nicht enden wollenden Schulden-Saga in Europa werden die Märkte sicher skeptisch bleiben. Was uns Mut macht, ist die Tatsache, dass einer Mehrheit der Eurozone an der Beibehaltung des Euro liegt, meint Copp-Barton. Die detaillierte Ausarbeitung der jüngsten Krisenpläne könnte das Vertrauen stärken und dadurch endlich auch zu einem Rückgang des hohen Risikoaufschlags führen. Damit könnten sich die extremen Bewertungsunterschiede innerhalb des europäischen Aktienmarktes genauso verringern wie der Bewertungsabstand gegenüber anderen Anlageklassen.
* Quelle: BofA Merrill Lynch Global Equity Strategy, 1. Juli 2012
** Quelle: UBS, Juli 2012