Asiatische Märkte kommen wieder

08.05.2008, 11:14 Uhr

Anders als Unternehmen in den USA, Europa und Großbritannien zeigen sich die asiatischen Unternehmen bislang relativ immun gegenüber der Kreditklemme in den Industrieländern und verfügen weiterhin über einen deutlich besseren Zugang zu Liquidität. Nach Meinung von John Greenwood, Chefvolkswirt von Invesco, zeugt dies nicht nur von der insgesamt solideren finanziellen Lage der asiatischen Haushalte und Unternehmen, sondern deutet für die Dauer der Kreditkrise zugleich „auf bessere Wachstumsaussichten und damit höheres Wertzuwachspotenzial für Anleger in dieser Region hin.”

Obwohl bessere wirtschaftliche Fundamentaldaten keine Garantie für eine kurzfristig bessere Aktienmarktperformance bieten, sieht Greenwood gute Gründe für einen positiven mittel- bis langfristigen Ausblick für Aktienanlagen in Asien. Für die überlegene Finanzlage im aktuellen Marktumfeld nennt er insbesondere drei Gründe, die vor allem auf die nachhaltigen strukturellen Verbesserungen der asiatischen Volkswirtschaften seit der Finanzkrise vor 10 Jahren zurückzuführen sind.

Fremdkapitalfinanzierung reduziert

So hätten die schmerzhaften Erfahrungen der Asienkrise von 1997-98 die asiatischen Unternehmensmanager und Konsumenten gelehrt, „eine übermäßige Fremdkapitalfinanzierung“ zu vermeiden „wie die Pest“. Dadurch hätten sich die Bilanzkennzahlen entsprechend verbessert und die Aktivitäten an den Lokalwährungsmärkten ungeachtet der Kreditklemme in den US-Dollar-, Euro- und Pfund-Märkten fortgesetzt.

Zweitens weist Greenwood darauf hin, dass die Region trotz einer gewissen Verlangsamung „im globalen Vergleich weiterhin eine herausragende Wachstumsdynamik” vorweise. So prognostiziert die Asian Development Bank für die Jahre 2008 und 2009 eine durchschnittliche Wachstumsrate von 7,6% bzw. 7,8%[1]. Obwohl sich die Traumata der entwickelten Industrieländer nach Greenwoods Ansicht auch in den kommenden Quartalen in der Performance der asiatischen Kapitalmärkte widerspiegeln könnten, meint er, dass es die dahinter stehenden Volkswirtschaften dank ihrer starken Fundamentaldaten verhindern können sollten, „von den Industrieländern in Sippenhaft genommen“ zu werden.

Als dritten Grund für den relativen Wettbewerbsvorteil der asiatischen Finanzmärkte nennt Greenwood die überlegene makroökonomische Aufstellung der asiatischen Volkswirtschaften. So führten die beständigen Leistungsbilanzüberschüsse zu anschwellenden Devisenreserven. Außerdem hätten einige lokale Währungen eine schrittweise und kontrollierte Aufwertung gegenüber dem US-Dollar erfahren. „Ein zuträgliches politisches Umfeld und die im Rahmen der wirtschaftlichen Modernisierung und strukturellen Reformen erzielten, eindrucksvollen Produktivitätssteigerungen sollten die Region auch weiterhin auf ihrem dynamischen Wachstumspfad halten“, so Greenwood.

Positiver Ausblick

Obwohl die chinesischen Aktienmärkte in den vergangenen Monaten heftigere Verluste als fast alle anderen globalen Aktienmärkte erlitten haben und die höheren Energie- und Nahrungsmittelpreise in Asien für Teuerungsschübe sorgen, bleibt Greenwood bei seinem positiven mittel- bis langfristigen Ausblick für Asien-Investments.

Sein Fazit: „Angesichts des geringeren Verschuldungsgrads, der besseren Wachstumsaussichten und der solideren makroökonomischen Fundamentaldaten in Asien erscheint es sehr wahrscheinlich, dass der nächste Aufschwung nach der Überwindung des Subprime-Schocks in den Industrieländern von den asiatischen Aktienmärkten angeführt wird.“


[1] Prognose der ADB vom 2. April 2008

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